Mehr als 30 Jahre nach dem Bombenanschlag auf das jüdische Kulturzentrum AMIA in Buenos Aires soll zehn Angeklagten in Abwesenheit der Prozess gemacht werden. Wie die Tageszeitung »La Nación« am Donnerstag berichtete, entschied der Bundesrichter Daniel Rafecas, ein entsprechendes Verfahren einzuleiten. Ziel sei es, die Ereignisse des 18. Juli 1994 aufzuklären und den Angehörigen der Opfer eine öffentliche Anhörung zu ermöglichen.
»Dank unseres neuen Gesetzes zur Verurteilung in Abwesenheit können wir nun in diesem Fall entscheidend vorankommen«, erklärte Justizminister Mariano Cúneo. Erst im Februar hatte das argentinische Parlament mit Blick auf den AMIA-Fall die gesetzliche Grundlage für solche Verfahren geschaffen.
Der schwerste Terroranschlag in der Geschichte Argentiniens
Bei dem Anschlag am 18. Juli 1994 auf das Gebäude der Asociación Mutual Israelita Argentina (AMIA) waren 85 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt worden. Es war der schwerste Terroranschlag in der Geschichte Argentiniens. Die anschließenden Ermittlungen richteten sich unter anderem gegen hochrangige Mitglieder der libanesischen Hisbollah sowie iranische Regierungsvertreter.
Die argentinische Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Iran den Anschlag politisch motiviert in Auftrag gegeben und die Hisbollah ihn ausgeführt hat. Trotz internationaler Haftbefehle wurden bislang keine der mutmaßlich Verantwortlichen vor Gericht gestellt, da sie sich bereits vor der Anklage dem Zugriff der Justiz entzogen hatten.
Angehörige der Opfer und Vertreter der jüdischen Gemeinde kämpfen seit Jahrzehnten für die Aufklärung des Anschlags. In Argentinien leben etwa 150.000 Juden und Jüdinnen. Die jüdische Gemeinde in Buenos Aires gilt nach der in New York als zweitgrößte außerhalb Israels. epd