USA

Anschlägen vorbeugen

Scannt die Lage: Secure Community Network Foto: privat

USA

Anschlägen vorbeugen

Das neue Secure Community Network soll die Sicherheit jüdischer Gemeinden erhöhen

von Imanuel Marcus  23.05.2023 22:16 Uhr

»Juden machen nur zwei Prozent der amerikanischen Bevölkerung aus. Daten des FBI zufolge sind sie aber das Ziel von 60 Prozent aller religiös motivierten Hassverbrechen«, heißt es beim neuen Secure Community Network (SCN).

Das Sicherheitssystem hat mehrere Funktionen. Eine davon ist die Bewusstseinsbildung. Im Fokus der neuen Einrichtung stehen die rund 3700 Synagogen in den Vereinigten Staaten. Viele Gemeinden haben kein eigenes Sicherheitspersonal. Das aus Spenden finanzierte SCN soll gerade auch ihnen helfen, mögliche Gefahren zu identifizieren.

»Die Synagoge ist die am weitesten verbreitete und wohl wichtigste Institution im amerikanisch-jüdischen Leben«, sagen die Verantwortlichen. Unter dieser zutreffenden Feststellung werden auf der SCN-Webseite terroristische Bedrohungen aufgelistet: Anschläge mit Autobomben, Angriffe mit automatischen Schusswaffen, mit biologischen und chemischen Kampfstoffen sowie Geiselnahmen.

Bei Angestellten jüdischer Gemeinden, die das Gefühl haben, sich aufgrund des wachsenden Judenhasses mit dem Thema Sicherheit befassen zu müssen, werden Beschreibungen möglicher Attacken zwar keine beruhigende Wirkung erzielen, wohl aber die Tipps, die ihnen das SCN für den Umgang mit der Gefahr gibt. Da ist die Rede von »Sicherheitsmaßnahmen, die wenig oder gar nichts kosten«. Den Gemeinden wird empfohlen, die Strafverfolgungsbehörden zu kontaktieren und diese zu bitten, eine Schwachstellenanalyse in ihren Synagogen und den anderen Einrichtungen vorzunehmen. Diese werde »zahlreiche Empfehlungen« enthalten.

POLIZEI In Deutschland werden bis heute, knapp 85 Jahre nach den Novemberpogromen, alle Synagogen und anderen jüdischen Einrichtungen rund um die Uhr von der Polizei bewacht. Die Gefahr für jüdische Einrichtungen in Amerika war über Jahrzehnte hinweg geringer. Seit 1957 kam es zu 57 entsprechenden Angriffen, doch seit der Jahrtausendwende werden die zeitlichen Abstände zwischen den Attacken immer geringer. Der bislang schlimmste Angriff ereignete sich 2018 in Pittsburgh. Bei einem Anschlag auf die dortige Tree-of-Life-Synagoge wurden damals elf Menschen ermordet.

Neil Rabinovitz arbeitet für das Secure Community Network. »Organisationen bekommen dauernd antisemitische E-Mails und Anrufe«, sagte er kürzlich dem Fernsehsender Fox. »Es passiert den ganzen Tag lang und wirklich jeden Tag.« Der Judenhass habe sich in letzter Zeit in den USA immer mehr ausgebreitet. »Er kommt in allen Formen daher und existiert im ganzen Land.«

Ein Äquivalent des Secure Community Network gibt es in Deutschland bisher nicht. Das System ist eine Mischung aus den hiesigen RIAS-Meldestellen und dem Staatsschutz in den einzelnen Bundesländern. Es ist mit den Strafverfolgungsbehörden verbunden und fungiert als zentrale Stelle, bei der alle Informationen über Gefahren und Angriffe gegen jüdische Organisationen zusammenlaufen, bevor sie weitergegeben werden.

Bedrohungen Verdächtige Beobachtungen oder Bedrohungen, die Gemeindevertreter in das neue System eintragen, werden von Sicherheitsbeamten eingesehen und je nach Einschätzung an die Polizei oder gleich an die Bundespolizei FBI weitergeleitet. Um einen Bericht zu erstellen, brauchen Gemeindevertreter lediglich einen Computer oder ein Smartphone.

Das Secure Community Network bietet auch ein »Bedrohungs-, Schwachstellen- und Risikoeinschätzungs-Tool«. Es soll Gemeinden helfen, die sich bisher kaum mit dem Thema Sicherheit beschäftigen mussten und daher eine Anleitung brauchen. Experten sehen in dem neuen Sicherheitssystem SCN einen potenziellen Lebensretter.

USA

Die US-Regierung, Trump und der Fall Jeffrey Epstein

Trump wollte die Akten zum Sexualstraftäter Epstein veröffentlichen, seine Mitarbeiter verbreiteten Verschwörungstheorien. Nun wollen sie davon nichts mehr wissen - das macht einige Trump-Fans wütend

von Benno Schwinghammer  09.07.2025

Spanien

Mallorca hat einen neuen Rabbiner

Rund 1000 Juden leben auf der bei deutschen Touristen beliebten Baleareninsel

 09.07.2025

Österreich

»Geschichte wurde schon immer politisiert«

Die US-Historikerin Sarah Abrevaya Stein über Gier, Künstliche Intelligenz und den Baron-Wissenschaftspreis

von Stefan Schocher  09.07.2025

Iran

Esthers Kinder

Wie die älteste Diaspora-Gemeinschaft 2700 Jahre überlebte – und heute erneut um ihre Existenz kämpft

von Stephen Tree  09.07.2025

Antizionismus

Blumen für iranischen Minister - Israel verbietet Rabbi Einreise

Yisroel Dovid Weiss ist das wohl bekannteste Gesicht von Neturei Karta, einer israelfeindlichen Organisation Ultraorthodoxer

 08.07.2025

Spanien

Zur Stierhatz mit Free Palestine

Den Startschuss zu Pamplonas berühmtem San-Fermín-Fest nutzten Palästina-Aktivisten für »Völkermord«-Vorwürfe gegen Israel. Das sorgt für Kritik

von Michael Thaidigsmann  08.07.2025

Brasilien

Jüdische Organisation weist Lulas Genozid-Vorwurf gegen Israel zurück

Zum wiederholten Mal hat Brasiliens Präsident Israel des Völkermordes beschuldigt. Nun kommt aus dem eigenen Land Kritik an seiner Haltung: Ein jüdischer Verband meldet sich zu Wort

 07.07.2025

Geburtstag

Mit dem Cello in Auschwitz: Anita Lasker-Wallfisch wird 100

Sie überlebte die Schoa als »Cellistin von Auschwitz« und ist eine der bekanntesten Zeitzeuginnen: Anita Lasker-Wallfisch. Mit einem besonderen Geburtstag triumphiert sie nun über den Vernichtungswahn der Nazis

von Leticia Witte  07.07.2025

Litauen

Steinmeier gedenkt NS-Opfern in Paneriai

Deutschland und Litauen sind heute enge Partner in EU und Nato. Die gemeinsame Geschichte kennt aber auch dunkle Seiten. Daran erinnert Bundespräsident Steinmeier bei seinem Besuch im Baltikum

 07.07.2025