Vereinte Nationen

Yair Lapid: »Bei der UNO gibt es Antisemiten«

Yaid Lapid Foto: Flash 90 / POOL

Israels Ministerpräsident Yair Lapid, bis vor Kurzem noch Chefdiplomat seines Landes, wurde ungewöhnlich deutlich. In einem am Sonntagabend veröffentlichten Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, den Portugiesen António Guterres, forderte Lapid diesen auf, eine dreiköpfige Untersuchungskommission (COI) der UN wegen antisemitischer Äußerungen eines ihrer Mitglieder aufzulösen.

Das Gremium war vom UNO-Menschenrechtsrat in Genf eingesetzt worden, um etwaige Menschenrechtsverletzungen bei den Kämpfen zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen im Mai 2021 zu untersuchen.

kritik Schon seit Wochen gibt es heftige Kritik an der Untersuchungskommission, die von der ehemaligen Menschenrechtskommissarin Navi Pillay aus Südafrika geleitet wird. Die Regierung Israels wirft Pillay vor, voreingenommen zu sein, und lehnt eine Zusammenarbeit mit ihr und ihrer Untersuchung ab.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Vergangene Woche gab nun Miloon Kothari, ein weiteres Mitglied der Kommission, der anti-israelischen Nachrichtenseite »Mondoweiss« ein Interview. In dem Podcast behauptete er, die Arbeit der UN-Kommission werde nicht nur durch Israel erschwert, sondern auch durch eine gezielte Kampagne einer angeblichen »jüdischen Lobby«, die in den sozialen Netzwerken Kontrolle ausübe und sehr viel Geld ausgebe, »um uns zu diskreditieren«.

LOBBY »Es sind nicht nur die Regierungen. Wir sind sehr entmutigt durch die sozialen Medien, die größtenteils von der jüdischen Lobby oder bestimmten Nichtregierungsorganisationen kontrolliert werden. Es wird eine Menge Geld in den Versuch gesteckt, uns zu diskreditieren«, sagte Kothari wörtlich. Zudem warf er die Frage auf, warum Israel überhaupt Mitglied der Vereinten Nationen sein dürfe, wenn es die Vorgaben des Staatenbundes nicht einzuhalten gedenke.

Die Aussagen des Inders stießen umgehend auf scharfe Kritik. Die Vertreter mehrerer Staaten warfen Kothari vor, sich antisemitisch geäußert und Israels Existenzrecht infrage gestellt zu haben. Navi Pillay dagegen nahm ihn in Schutz. Seine Äußerungen seien verzerrt wiedergegeben worden, ließ sie mitteilen.

In seinem Schreiben an António Guterres hielt Yair Lapid nun dagegen und forderte »die sofortige Entlassung« aller drei Mitglieder der COI. Die öffentlich geäußerten anti-israelischen Vorurteile ihrer Mitglieder, so der israelische Regierungschef, beschädigten die von den Vereinten Nationen selbst angemahnten Standards der Neutralität und Unvoreingenommenheit.

EXISTENZRECHT Lapid wies Guterres auf dessen Aussagen kurz nach seinem Amtsantritt 2017 hin. Bei einer Tagung des Jüdischen Weltkongresses in New York hatte der neu gewählte UNO-Generalsekretär betont, die Leugnung des Existenzrechts des Staates Israel sei eine moderne Version des Antisemitismus. »Als Generalsekretär der Vereinten Nationen kann ich sagen, dass der Staat Israel wie jeder andere Staat behandelt werden muss, mit genau den gleichen Regeln.«

Navi Pillay habe dagegen Kotharis Aussagen »verteidigt und entschuldigt«, anstatt sie entschlossen zurückzuweisen, so Lapid. »Ich fordere Sie auf, sich das Interview von Herrn Kothari anzuhören und selbst zu urteilen«, schrieb er an Guterres. »Bei der UNO gibt es Antisemiten und solche, die sie in Schutz nehmen«, schrieb Lapid auf Twitter. Der Generalsekretär müsse seinen Worten von 2017 nun auch Taten folgen lassen, der Kampf gegen den Judenhass könne nicht nur mit Worten geführt werden. »Jetzt ist die Zeit für Taten«, schrieb Lapid. mth

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Nahost

Israels Armee greift Hisbollah-Gebäude im Libanon an

Vor einem Jahr trat die Waffenruhe in Kraft. Nun wirft Israel der libanesischen Terrorgruppe vor, sich neu zu strukturieren und aufzurüsten

von Cindy Riechau  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Wetter

Hitzewelle im November

In Israel werden Temperaturen erwartet, die deutlich über dem jahreszeitlichen Durchschnitt liegen

 19.11.2025

Weltall

Studie: Viele ferne Planeten könnten über Wasser verfügen

Israelische und amerikanische Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Himmelskörper Wasser direkt in ihrem Inneren produzieren

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Israel

Späte Aufklärung

Wie nur konnte der 7. Oktober geschehen? Nach Armee und Geheimdienst setzt nun auch die Regierung eine Kommission zur Untersuchung der politischen Versäumnisse ein

von Sabine Brandes  19.11.2025

Hamburg

Block-Prozess: Israelischer Firmenchef vernommen

Die Block-Kinder sollen an Silvester 2023/24 von einer israelischen Sicherheitsfirma aus der Obhut ihres Vaters entführt worden sein. Nun hat der Firmenchef bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt

von Bernhard Sprengel, Sebastian Engel  18.11.2025

Westjordanland

Terroranschlag: Ein Israeli getötet, drei Verletzte

Am Gusch-Ezion-Knotenpunkt rammen palästinensische Terroristen Passanten mit ihrem Fahrzeug

 18.11.2025