Politischer Protest

Warnstreik in der Hightech-Szene

Firmen sorgen sich, dass die neue Regierung schlecht fürs Geschäft ist. Foto: Flash90

Sie schalten ihre Laptops aus, drehen die Flipcharts um und gehen statt in die Besprechungsräume auf die Straße. Mehr als 130 israelische Hightech-Unternehmen haben angekündigt, am Dienstagmorgen aus Protest gegen die rechtsreligiöse Regierung und insbesondere die höchst umstrittene Justizreform einen Warnstreik zu veranstalten.

FIRMEN Zu den Firmen gehören auch viele international bekannte wie Wiz, Lemonade und Luminescent. Mit dabei sind unter anderem auch: Natural, Redis Labs und Cheetah Technologies.

Einige der Firmenchefs sandten ein Schreiben an ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnnen: »Wir gehen davon aus, dass Ihnen der öffentliche Diskurs über die Gesetzesreform und auch der Protest, den sie ausgelöst hat, bekannt sind. Am Dienstag um elf Uhr wird es einen einstündigen Streik und eine Demonstration von Organisationen und Unternehmen geben, dem sich auch Mitarbeiter von Hightech-Unternehmen anschließen werden. Wir als Unternehmen erlauben den Streik für alle, die dies wollen. Jeder nach seinem Gewissen und seiner Meinung«.

»Ohne Demokratie werden diese 54 Milliarden nicht hier sein.«

geschäftsführerin papaya global, eynat guez

Die Organisationszentrale der Protestaktionen veröffentlichte eine Erklärung dazu, dass der »diktatorische Putsch den Bürgerrechten, der israelischen Wirtschaft und allen Aspekten des Lebens schwer schaden« werde. »Deshalb müssen wir drastische Maßnahmen ergreifen.«

RÜCKGRAT »Trotz des wirtschaftlichen Schadens unternehmen wir diesen Streik als einen ersten Schritt, um der israelischen Regierung klarzumachen, dass dieser Staatsstreich nicht durchkommen wird. Der Staat Israel wird keine Diktatur sein, weil er ohne das Rückgrat der israelischen Wirtschaft und Gesellschaft nicht einmal einen Tag lang funktionieren wird«.

Auch viele Wirtschaftsexperten, darunter ehemalige Chefs der Bank of Israel, warnen davor, dass eine Justizrevision der Wirtschaft einen »schweren Schlag« versetzen könnte. Aktuelle Umfragen zeigen, dass sich die Mehrheit der Israelis gegen den Plan der Netanjahu-Regierung ausspricht, das Rechtssystem zu schwächen.

ERFOLG Am Samstag nach dem Ende des Schabbats hatten im ganzen Land rund 130.000 Menschen demonstriert. In Tel Aviv gab es die größte Kundgebung mit mehr als 100.000 Teilnehmern. Hier hatte auch die Geschäftsführerin von Papaya Global gesprochen, Eynat Guez. Sie machte klar, dass ein Schlüsselfaktor für den Erfolg des israelischen Hightech-Sektors bedroht sein werde, wenn Israels Demokratie zusammenbricht.

»In den vergangenen drei Jahren wurden 54 Milliarden Dollar aus dem Ausland in Israel investiert«, erklärte sie. Doch das Bestreben der Regierung, die Unabhängigkeit und Macht der Gerichte zu unterdrücken, könne das anhaltende Interesse der Investoren bedrohen. »Ohne Demokratie werden diese 54 Milliarden nicht hier sein und die Zehntausenden von Angestellten der Hightech-Branche keinen Job haben.«

Für den nächsten Samstagabend ist eine weitere Großdemonstration an der Kaplan-Straße von Tel Aviv geplant.

Geiseln

»Ich bin immer noch seine Verlobte«

Wenige Monate bevor Hadar Goldin 2014 von der Hamas ermordet und sein Leichnam in Gaza festgehalten wurde, hatte er sich verlobt. Wie geht es seiner damaligen Braut heute, da Goldin endlich nach Hause gekommen ist?

 16.11.2025

Jerusalem

Nach Streit: Zionistischer Weltkongress einigt sich

Zwei Wochen lang zogen sich die Verhandlungen in dem globalen jüdischen Gremium hin. Nun gibt es ein Abkommen, das der Mitte-links-Block als Sieg für sich wertet

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Gaza

Hamas kontrolliert zunehmend wieder den Lebensmittelmarkt

Zu dem Versuch der Hamas, ihre Macht in Gaza wieder zu stärken, gehören auch Überwachung und Sondergebühren, so ein Agenturbericht

 16.11.2025

Israel

Haie vor Hadera

Warmes Abwasser aus einem Kraftwerk lockt im Winter die Fische an die Küste. Wissenschaftler fordern nun einen saisonalen Schutz, um gefährliche Begegnungen zwischen Mensch und Tier zu vermeiden

von Sabine Brandes  15.11.2025

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Geiseldeal

Hamas übergibt Leichnam von Meny Godard

Der 73-jährige Großvater wurde am 7. Oktober im Kibbuz Be’eri von Terroristen der Hamas ermordet und in den Gazastreifen entführt

 14.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Waffenruhe

Hamas und Islamischer Dschihad wollen Geisel-Leichnam übergeben

Die Terroristen haben noch die sterblichen Überreste von vier Geiseln in ihrer Gewalt

 13.11.2025