Projekt

»Viel besser als Miami«

Der Strand von Tel Aviv: für die Zeitschrift »National Geographic« gehört er zu den zehn besten der Welt. Foto: Reuters

Erst klingt es wie eine wenig originelle Anmache: »Na, bist du auch so oft am Strand?« Doch als auf die genervte Antwort »kann schon sein« folgt: »Und geht es dir auch auf den Keks, dass die Leute hier überall ihren Müll liegen lassen?«, gehen beim Zuhörer die Ohren auf. Die neue Radiokampagne des Umweltministeriums hat einen guten Grund: Israels Strände werden bewertet. Die Anregung dazu lieferte das internationale Umweltprojekt »Blue Flag«, das schon 3.450 Stränden in 41 Ländern weltweit einen Qualitätsstempel aufgedrückt hat. Plastiktüten, Zigarettenkippen und angebissene Wassermelonen sind zukünftig out, sauberer feiner Sand so weit das Auge blickt, ist in.

Saison Während man in Deutschland Anfang Oktober bereits in Schal und Stiefeln durch den Regen watet, lassen es sich die Israelis nach wie vor am Strand gut gehen. Dieser Sommer war nicht, er ist noch immer. Bei Tagestemperaturen von teilweise über 30 Grad genießt man gern die Abkühlung im den Fluten des Mittelmeeres. Die Küste, die sich von Aschkelon im Süden bis nördlich von Nahariya auf einer Länge von etwa 190 Kilometern erstreckt, ist mit wenigen Unterbrechungen ein einziger langer Badestrand.

Dank des neuen Bewertungssystems, das in den nächsten Tagen anläuft, sollen Badegäste künftig am Mittelmeer und am Roten Meer in Eilat erkennen, welche Küstenabschnitte einen Besuch lohnen und welche man besser meidet. Null bis vier Flaggen zeigen dann die Qualität an. Beim Fehlen einer Fahne sollte man seine Luftmatratze gleich wieder einpacken und einige Kilometer weiterfahren. Wehen vier von ihnen im Wind, bleibt man am besten gleich da, sie stehen für einen außergewöhnlich hochwertigen Strand. Gemessen werden Wasserqualität, Sauberkeit, Parkmöglichkeiten, Zugang für Behinderte, Strandeinrichtungen wie Toiletten, Restaurants und anderes, Anschluss an das Abwassersystem sowie die öffentliche Meinung über diesen Strandabschnitt.

Reaktion Ida Gold liegt regelmäßig im Sand von Tel Aviv. Sie findet die Idee großartig. »Unser Land hat Traumstrände, angefangen von diesem hier bis Caesarea über die Buchten im Norden. Es ist gut, dass jetzt mehr darauf geachtet wird und den Israelis wie Touristen aus dem Ausland die Vorzüge gezeigt werden.« Die 13 sandigen Kilometer vor der Haustür der jungen Frau sind jüngst mit einer besonderen Auszeichnung versehen worden: Für die Zeitschrift »National Geographic« gehört der Stadtstrand von Tel Aviv zu den zehn besten Stränden der Welt, er landete auf Platz neun. Rang eins belegte Barcelona, gefolgt von Kapstadt und Honolulu. »Nennt es das Miami des Mittelmeers«, stand geschrieben, »es ist, als ob man ein paar Treppen von der Stadt hinuntergeht, schon ist man im Sand. Die Bars und Cafés schließen erst im Morgengrauen, hier ist immer etwas los«. Gold weiß, das stimmt genau, »nur ist es bei uns viel besser als in Miami«.

Bewertung Tel Aviv, Aschdod oder Bat Yam – es soll nicht bei einer einmaligen Bewertung bleiben. Alle zwei Wochen wird aktualisiert, verspricht das Ministerium. Die Ergebnisse können dann von der Website des Umweltministeriums und anderen Medien abgerufen werden. Minister Gilad Erdan gibt sich zuversichtlich: »Dieses Projekt ist gut, denn es wird die lokalen Behörden zu einem Wettbewerb und einer Kooperation um den saubersten Strand im ganzen Land anregen. Außerdem führt es zu größter Transparenz über die Qualität von Israels Stränden.«

Die Verantwortung für die Küste liegt im Bereich der lokalen Behörden. Bislang gab es lediglich das Projekt »Sauberer Strand« des Umweltministeriums, das den Behörden helfen sollte, dass sich auf den inoffiziellen Abschnitten nicht allzu viel Dreck ansammelte. Offiziell ist hier das Baden nur an Stränden erlaubt, die als solche ausgewiesen sind. Sie verfügen über Bademeister und ein Warnsystem, wenn das Schwimmen wegen Strömung und Wellengang zu gefährlich ist.

Sauberkeit In den vergangenen zehn Jahren ist viel für die Sauberkeit getan worden, doch noch immer verschandelt Müll die goldene Küste. Die Israelis lieben das Grillen, genannt Mangal, was auch mit Blick aufs Meer ausdrücklich erlaubt ist. Leider sind die Überreste der fröhlichen Gelage oft noch nach Wochen und Monaten zu sehen: Die Grillkohle wird einfach in den Sand gekippt, leere Flaschen, Hummusbehälter und Gemüsereste gleich dazu.

»Eine Schande«, findet Merav Levy, die mit ihrem Söhnchen im Sand von Caesarea spielt. »Leider gilt es in Israel nach wie vor als Kavaliersdelikt, die Umwelt zu verdrecken, man sagt ›naja, dieses bisschen Müll, was soll schon so schlimm daran sein?‹. Die Menschen denken nicht daran, dass es viele tun, und was dann geschieht.« Abhilfe? »Ja, die gäbe es«, ist die 33-Jährige sicher, »Aufklärung und nochmals Aufklärung«. Man müsse in den Schulen ein Fach für Umweltschutz einrichten. »Zweimal die Woche, wie Englisch oder Sport, es ist nämlich mindestens genauso wichtig, dass wir unsere Erde schützen, und das fängt mit unseren Kindern an«, meint sie, während sie mit ihrem Sohn Muscheln in die fertige Sandburg drückt. »Mir tut es besonders weh, dass Menschen unsere schönen Strände verdrecken, sie sind ein einzigartiges Naturparadies, das wir schützen müssen. Hoffentlich trägt diese Kampagne dazu bei, dass das wirklich besser wird.«

Jerusalem/New York

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