Bezalel Smotrich

USA-Besuch mit Buhrufen

Finanzminister Bezalel Smotrich Foto: picture alliance / REUTERS

Statt freundlicher Begrüßungsworte gab es Buhrufe. »No to Smotrich, no to hate« und ähnliche Slogans standen auf den Schildern von Hunderten Demonstranten – jüdische Amerikaner und israelische Expats -, die vor das Grand Hyatt Hotel in Washington gekommen waren.

Drinnen sprach der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich auf dem nationalen Gipfel der Finanzorganisation Israel Bonds. Es ist die erste USA-Reise Smotrichs in offizieller Position.

VERBÄNDE Bereits vor seinem Abflug am Sonntag hatten amerikanisch-jüdische Verbände fast aller Strömungen angekündigt, sich nicht mit dem Vorsitzenden der ultranationalistischen Partei Religiöser Zionismus treffen zu wollen.

Israel Bonds jedoch hatte sich geweigert, dem Druck nachzugeben, Smotrichs Einladung zurückzuziehen, und wies auf die lange bestehenden Beziehungen und die Notwendigkeit hin, mit dem israelischen Finanzministerium zusammenzuarbeiten.

Es wird sich kein Vertreter der US-Regierung mit dem Finanzminister treffen oder auf der Konferenz sprechen.

Smotrich ist bekannt für seine ultranationalistische Weltsicht, seinen anti-arabischen Rassismus, den er immer wieder kundtut, und seine Ablehnung nichtorthodoxer Strömungen des Judentums. Doch es waren vor allem seine jüngsten Aussagen, die die Anführer jüdischer Organisationen in den USA dazu veranlassten, ihm jegliche Plattform zu verweigern.

TERRORANSCHLAG Im Anschluss an einen palästinensischen Terroranschlag, bei dem zwei israelische Brüder erschossen wurden, war ein Mob von jüdischen Siedlern in die Palästinenserstadt Huwara gezogen, hatte Autos, Häuser und Läden angesteckt, einen Mann getötet und mehrere Menschen verletzt. Smotrich hatte gefordert, »dass Israel Huwara auslöscht«. Zwar versuchte der Minister anschließend, seine Worte zu relativieren, jedoch mit mäßigem Erfolg.

Die Äußerungen zogen scharfe Verurteilungen in Israel und aus der ganzen Welt nach sich. Der Pressesprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, nannte sie »widerlich«. Es gab sogar Forderungen, Smotrich das diplomatische Einreisevisum in die USA zu verweigern.

Die Verwaltung um US-Präsident Joe Biden erteilte dem israelischen Minister zwar letztendlich das Visum, es werde sich allerdings kein Vertreter der amerikanischen Regierung mit ihm treffen oder auf der Konferenz von Israel Bonds sprechen.

WERTE In Washington angekommen, nahm Smotrich seine Worte noch einmal zurück. Seine Kommentare über Huwara hätten einen völlig falschen Eindruck erweckt, begann er. Stattdessen sei er »wie immer der Sicherheit des Staates Israel, unseren gemeinsamen Werten und der höchsten moralischen Verpflichtung unserer Streitkräfte verpflichtet, jedes unschuldige Leben, ob Jude oder Araber, zu schützen«.

Währenddessen berichten israelische Medien, dass vor Smotrichs anstehendem Besuch in Paris nun auch französische Regierungsbeamte durchblicken ließen, dass sie ein Treffen mit dem israelischen Minister ablehnen.

Gazastreifen

Hamas übergibt weiteren Leichnam

Die sterblichen Überreste sollen in Israel identifiziert werden

 05.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 05.11.2025

Laudatio

»Wie hält man so etwas aus?«

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hielt die Laudatio auf Karoline Preisler anlässlich der Verleihung des Paul-Spiegel-Preises in Berlin. Eine Dokumentation

von Julia Klöckner  05.11.2025

Israel

Heldentum oder Verrat?

Der Skandal um die angeblichen Folterungen im Gefängnis Sde Teiman weitet sich aus und könnte zu einer Verfassungskrise werden

von Sabine Brandes  05.11.2025

Israel

Ausgezeichneter Kibbuz

Neot Smadar in Bestenliste aufgenommen

von Sabine Brandes  05.11.2025

Geiseln in Gaza

»Endlich bist du da, Bruder«

Die sterblichen Überreste des 19-jährigen IDF-Soldaten Itay Chen sind Dienstagnacht nach Israel überführt worden

von Sabine Brandes  05.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Auswärtiges Amt

Deutschland entschärft Reisehinweise für Israel

Nach Beginn des Gaza-Krieges hatte das Auswärtige Amt vor Reisen in Teile Israels gewarnt. Dies gilt so nicht mehr. Der Außenminister begründet das mit gewachsenem Vertrauen in den Friedensprozess

 04.11.2025

Waffenruhe

Hamas will weiteren Geisel-Leichnam übergeben

Die Terroristen sollen noch die sterblichen Überreste von acht Geiseln in ihrer Gewalt haben

 04.11.2025