Gaza

UN-Hochkommissar wirft Hamas und Israel Kriegsverbrechen vor

UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk war am Mittwoch in Rafah (Archivfoto). Foto: picture alliance/KEYSTONE

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat sowohl der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas als auch Israel in Gaza-Krieg Kriegsverbrechen vorgeworfen. Er äußerte sich nach einem Besuch am Grenzübergang Rafah am Mittwoch.

Über die Terrorangriffe der Hamas im Süden Israels sagte Türk: »Die von bewaffneten palästinensischen Gruppen am 7. Oktober verübten Gräueltaten waren abscheulich, brutal und schockierend, sie waren Kriegsverbrechen - ebenso wie die anhaltende Geiselnahme.«

Anschließend sagte er über die Militärschläge Israels und die Abriegelung des Gazastreifens, die humanitäre Hilfe behindert: »Die kollektive Bestrafung palästinensischer Zivilisten durch Israel stellt ebenfalls ein Kriegsverbrechen dar, ebenso wie die unrechtmäßige Zwangsevakuierung von Zivilisten.«

»Keine doppelten Standards«

Für die »Abriegelung« Gazas ist allerdings die Hamas verantwortlich, deren Terroristen die beiden Grenzübergänge zu Israel am 7. Oktober zerstörten, während sie 1400 Israelis in Massakern ermordeten und 240 Geiseln nahmen, von denen sich bisher nur fünf wieder in Freiheit befinden.

Zudem ist der Krieg gegen den Terror keine »kollektive Bestrafung«, sondern ein von der Hamas begonnener Konflikt, in dessen Rahmen Israel die Terrororganisation endgültig besiegen will, um seine Bevölkerung zu schützen. Die Hamas hat Israel seit 2007 zahlreiche Kriege hineingezogen.

Türk sagte, es dürfe bei der Beschreibung der Situation keine doppelten Standards geben. Die Menschenrechtsstandards seien sehr klar: Konfliktparteien seien verpflichtet, die Zivilbevölkerung und zivile Einrichtungen zu schützen. Als Besatzungsmacht müsse Israel dafür sorgen, dass die Menschen im Gazastreifen mit dem Nötigsten versorgt würden.

Unzutreffendes Wort

»Die Handlungen einer der Parteien entbinden die andere Partei nicht von ihren Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht«, sagte Türk. Angriffe auf medizinische Einrichtungen, medizinisches Personal sowie Verwundete und Kranke seien verboten.

Angriffe auf medizinische Einrichtungen sind allerdings im Kriegsfall erlaubt, wenn sich Terroristen darin oder darunter verschanzen, wie dies im Fall der Hamas der Fall ist. Um den von Türk erwähnten Schutz der Zivilbevölkerung bemüht sich Israel ebenfalls, auch indem die Armee die Bevölkerung in Gaza vor Angriffen warnt und zur Flucht in den Süden der Enklave auffordert.

Auch das von Türk gewählte Wort »Besatzungsmacht« ist unzutreffend. Israel verließ den Gazastreifen im Jahr 2005. Seither bauten ihn die Palästinenser zu einer Terror-Hochburg aus, deren Führer Israel vernichten wollen und ihre eigene Bevölkerung unterdrücken.

Türk verlangte dringend eine Feuerpause. Es müsse humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gebracht werden. Die Geiseln, die in den Gazastreifen verschleppt wurden, müssten umgehend bedingungslos freigelassen werden. Zudem müsse der politische Rahmen geschaffen werden, um die Besetzung des Gazastreifens auf der Basis des Rechts auf Selbstbestimmung der Israelis und der Palästinenser und legitimer Sicherheitsinteressen zu beenden. dpa/ja

Einmischung

Trump fordert Begnadigung Netanjahus

Israels Regierungschef Netanjahu steht wegen Betrugs, Bestechung und anderer Vorwürfe vor Gericht. Israels Präsident müsse ihn begnadigen, forderte nun US-Präsident Trump - damit er das Land vereinen könne

 12.11.2025

Medien in Israel

Verteidigungsminister Katz will Armeesender abschalten

Der Verteidigungsminister beruft sich auf angebliche Beschwerden, das Radio »schade der Moral«

 12.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  12.11.2025

Israel

Genesis-Preis für Gal Gadot

Hollywoodstar Gal Gadot wird mit dem »israelischen Nobelpreis« geehrt - für »ihre moralische Klarheit und ihre unerschütterliche Liebe zu Israel«

 12.11.2025

Westjordanland

Präsident Herzog verurteilt Siedlergewalt

Vier Menschen wurden am Dienstag bei Angriffen radikaler Siedler verletzt

 12.11.2025

Nahost

Deutschland schickt unbewaffnete Polizisten in die Palästinensergebiete

Die Beamten sollen ausloten, wie Deutschland in den palästinensischen Gebieten lokale Sicherheitsbehörden weiter unterstützen kann

 12.11.2025

Israel

Haie vor Hadera

Warmes Abwasser aus einem Kraftwerk lockt im Winter die Fische an die Küste. Wissenschaftler fordern nun einen saisonalen Schutz, um gefährliche Begegnungen zwischen Mensch und Tier zu vermeiden

von Sabine Brandes  11.11.2025

Israel

Tausende bei Begräbnis von Hadar Goldin

Nach mehr als elf Jahren konnte die Familie Hadar Goldin endlich Abschied nehmen

 11.11.2025

Israel

Angela Merkel erhält Ehrendoktorwürde des Weizmann-Instituts

Die Altbundeskanzlerin wird wegen ihrer Solidarität mit dem Land und weiterer Verdienste geehrt. Wegen ihrer Israel-Reise wird sie nicht bei der Feier zum 70. Geburtstag von Kanzler Merz dabei sein

von Sara Lemel  11.11.2025