Jerusalem/Canberra

Ultraorthodoxe Schulleiterin ausgeliefert

Die australischen Schwestern Elly Sapper, Dassi Erlich und Nicole Meyer waren beim Prozess in Jerusalem anwesend. Foto: Flash 90

Mitten in der Nacht wurde Malka Leifer ins Flugzeug gesetzt und nach Australien ausgeliefert. Gegen die ultraorthodoxe ehemalige Direktorin der Mädchenschule Adass Israel in Melbourne liegen 74 Anzeigen wegen Kindesmissbrauchs vor, darunter elf wegen Vergewaltigung.

Angestellte der israelischen Gefängnisverwaltung brachten Leifer von der Frauenhaftanstalt Neve Tirza an den Ben-Gurion-Flughafen. Von dort flog sie mit einer Maschine via Frankfurt nach Australien. Es ist eine der letzten Maschinen, bevor der Flughafen in der Nacht zum Dienstag für eine Woche wegen der Corona-Pandemie abgesperrt wird. Die Auslieferung wurde von Leifers Anwalt Nick Kaufman bestätigt.

»Leifer verfügt eindeutig über die Fähigkeit, vor Gericht zu stehen.«

Im September hatte nach einem nahezu 13 Jahre andauernden Justizdrama das Bezirksgericht in Jerusalem dem Antrag der Opfer zugestimmt, Leifer an die australischen Behörden zu übergeben. Damals hatten die Richter geurteilt, dass die Frau »eindeutig über ihre Fähigkeit verfügt, vor Gericht zu stehen«. Jahrelang habe sie vorgespielt, mentale Störungen zu haben und daher nicht verhandlungsfähig zu sein.

CANBERRA Leifer wird sexueller Missbrauch einstiger Schülerinnen vorgeworfen. Nachdem die ersten Vorwürfe 2008 ans Licht kamen, war sie mithilfe von ultraorthodoxen Kreisen in Israel heimlich aus Australien geflohen. Vier Jahre später stellte Canberra einen Auslieferungsantrag.

Auch der israelische ultraorthodoxe Politiker und Minister Yaakov Litzman ist in den Fall verwickelt. Er soll laut Medienberichten Gutachter unter Druck gesetzt haben, der Frau falsche psychologische Bescheinigungen auszustellen. Die Ermittlungsbehörden schlugen vor, ihn anzuklagen. Geschehen ist in diesem Zusammenhang bislang nichts.

SCHWESTERN Die Schwestern Dassi Erlich und Nicole Meyer sind zwei von drei Schwestern, die Leifer vorwerfen, sie während ihrer Schulzeit sexuell missbraucht zu haben. Jahrelang haben sie dafür gekämpft, sie in Australien vor Gericht zu bringen.

Die Hilfsorganisation für Opfer von Kindesmissbrauch, Magen, veröffentlichte im Anschluss an die Ausweisung eine Erklärung: »Als Gemeinde stellen wir uns auch weiterhin hinter die Opfer von sexuellem Missbrauch. Wir müssen darauf achten, dass der Staat Israel kein Zufluchtsort für Täter wird und dass die schwerwiegende Manipulation des Gerichtssystems niemals wieder geschehen wird.«

Die Organisation sei erleichtert, dass »das israelische Kapitel zu Leifer nach mehr als 70 Gerichtsterminen beendet« sei.

Berlin

Wo die Intifada globalisiert und gegen Zionisten gehetzt wird

Ein Augenzeugenbericht über einen merkwürdigen Abend an der Freien Universität, der mit einem Hausverbot endete

von Alon David  18.07.2025

Medien

»Besonders perfide«

Israels Botschafter wirft ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann Aktivismus vor. Die Hintergründe

 18.07.2025

Nahost

Berichte: Israel gibt syrischen Streitkräften 48 Stunden

Jerusalem misstraut der neuen Regierung in Damaskus wegen ihrer islamistischen Wurzeln. Im Süden Syriens will es deren Militär nicht sehen. Was passiert nun in Suwaida?

 18.07.2025

Geiseln

Steffen Seibert fordert »Freiheit für unsere deutschen Brüder«

Der deutsche Botschafter Steffen Seibert hat sich mit einem Video an die Öffentlichkeit gewandt

von Sabine Brandes  18.07.2025

Israel

Wer sind eigentlich die Drusen?

Immer wieder ist in Nachrichten aus Israel von den Drusen die Rede. Doch viele wissen nicht, wer und was sich hinter dieser Minderheit verbirgt. Die wichtigsten Fragen und Antworten

von Ralf Balke  18.07.2025 Aktualisiert

Medizin

Forscher entwickeln digitalen Zwilling zur Früherkennung von Krankheiten

»Was wir hier in Israel entwickeln, könnte weltweit Maßstäbe setzen«, sagt Projektleiter Eran Segal vom Weizmann-Institut in Rehovot

 18.07.2025

Nahost

Kirche in Gaza wird getroffen: Israel bedauert Vorfall

Drei Menschen kommen ums Leben, als eine Kirche im Gazastreifen bei einem israelischen Angriff getroffen wird. US-Präsident Trump ruft wegen des Vorfalls den israelischen Regierungschef Netanjahu an

 18.07.2025

Syrien

Wie die Gewalt nach Suweida kam

Seit Tagen toben im Süden des Landes Kämpfe zwischen Drusen, Beduinen und der syrischen Armee – auch ein Waffenstillstand hielt nicht lange. Die Hintergründe

von Lisa Schneider  18.07.2025

Jerusalem

Was der Austritt der Schas für Premier Netanjahu bedeutet

Die Minister der ultraorthodoxen Partei verlassen die Regierung, die auch ihre Mehrheit in der Knesset verliert

von Sabine Brandes  18.07.2025