Israel

Terror in Elad: Trauer um die Opfer

Familie und Freunde bei der Beisetzung von Boaz Gol in Jerusalem Foto: Flash 90

Drei Tage nach einem tödlichen Anschlag haben israelische Sicherheitskräfte am Sonntag zwei palästinensische Tatverdächtige gefasst. Die Männer im Alter von 19 und 20 Jahren seien in der Nähe der Ortschaft Elad festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Dort waren bei dem Anschlag am Donnerstagabend drei Männer getötet und vier weitere verletzt worden. Polizei und Armee hatten die Palästinenser aus dem nördlichen Westjordanland seitdem intensiv gesucht.

Ein israelischer Militärvertreter sagte, DNA-Spuren der Tatverdächtigen an Geldscheinen hätten dabei geholfen, sie zu finden. »Zusammen mit Blutspuren und anderen Informationen konnten wir sie fangen.« Die Männer aus dem Westjordanland hätten die Tat bei der Festnahme gestanden und würden nun weiter verhört. Israel wolle die Sperranlage zum Westjordanland verstärken, sagte er weiter

BEISETZUNG Die Opfer des Terroranschlags in der streng religiösen Ortschaft Elad östlich von Tel Aviv – Yonatan Havakuk, Boaz Gol und Oren Ben Yiftah – sind am Freitag beigesetzt worden. Familien, Freunde und zahlreiche Trauergäste kamen zu den Beisetzungen in Lod, Petach Tikva und Jerusalem. Die drei waren Familienväter, sie hinterlassen insgesamt 16 Kinder. Nach Angaben eines Rettungsdienstes gab es bei dem Angriff zudem vier Verletzte.

Die beiden tatverdächtigen Palästinenser stammten aus der Nähe von Dschenin im Westjordanland und seien 19 und 20 Jahre alt, teilte die Polizei mit. Sie gelten demnach als Haupttäter. Einer der beiden Täter habe geschossen, ein anderer mit einer Axt Passanten angegriffen, hieß es.

Israels Regierungschef Naftali Bennett lobte die Sicherheitskräfte am Sonntag, betonte aber, die Festnahme allein sei nicht genug. »Wir sind am Beginn einer neuen Phase des Kriegs gegen den Terror.« Mit Blick auf die im Gazastreifen herrschende Hamas-Führung betonte Bennett: »Man kann nicht aufhetzen und sich dann ausruhen.«

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STIMMEN Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte die Tat scharf. Ein Sprecher erklärte am Freitag: »Der Anschlag in Elad am gestrigen Nationalfeiertag ist ein Stich ins Herz Israels. Der Terror gegen Israelis und gegen den israelischen Staat ist verabscheuenswürdig.« Erneut sei das Leben unschuldiger Menschen zerstört worden. »Unsere Trauer und unser Mitgefühl gelten den Opfern und deren Angehörigen.«

US-Außenminister Antony Blinken sagte laut einer Stellungnahme: »Dies war ein entsetzlicher Angriff auf unschuldige Männer und Frauen und besonders abscheulich, weil er stattfand, als Israel seinen Unabhängigkeitstag feierte.« Israel hatte am Donnerstag seinen 74. Unabhängigkeitstag begangen.

Auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den Anschlag, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete. »Die Tötung von palästinensischen und israelischen Zivilisten führt nur zu einer weiteren Verschlechterung der Situation, während wir alle uns darum bemühen, Stabilität zu erreichen und Eskalation zu verhindern.«

HAMAS Ein Sprecher des militärischen Arms der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas drohte unterdessen mit einem »Erdbeben« in der Region, sollte Israel den Hamas-Chef Jihia al-Sinwar oder andere Führer gezielt töten. Abu Obeida, Sprecher der Kassam-Brigaden im Gazastreifen, warnte am Samstag vor einer harten Reaktion der im Gazastreifen herrschenden Organisation. Israel müsse in einem solchen Fall »mit Blut und Zerstörung teuer bezahlen«.

Sinwar hatte zuletzt Palästinenser im Westjordanland und israelische Araber offen zu Anschlägen in Israel aufgerufen. Dabei könnten Gewehre, Äxte oder Messer eingesetzt werden, sagte Sinwar vor einer Woche. »Wenn sie einen religiösen Krieg wollen, sind wir bereit«, sagte er. Bei dem Anschlag in Elad setzten die Attentäter auch eine Axt ein, dies wurde in Israel als Umsetzung der Aufforderung Sinwars gesehen.

Angesichts der Aufrufe Sinwars mehrten sich in Israel Forderungen, ihn gezielt zu töten. Zuletzt hatte Israel im November 2019 einen Militärchef des Islamischen Dschihad mit einem Luftangriff im Gazastreifen gezielt getötet. Palästinensische Terroristen reagierten darauf mit massiven Raketenangriffen auf israelische Gebiete.

WAFFENRUHE In der Vergangenheit hatte Israel immer wieder gezielt palästinensische Terroristen getötet, darunter auch Führungsmitglieder der Hamas. Nach dem Gaza-Krieg 2014 hatte das Militär im Rahmen einer Waffenruhe diese Praxis jedoch weitgehend unterlassen.

Den blutigen Angriff von Donnerstagabend lobte die Hamas über Lautsprecher als »heroische Tat«. Ein Sprecher sagte, bei dem neuen Anschlag handele es sich um eine Reaktion auf Israels »Stürmung« des Tempelbergs in Jerusalem. Die Attacke sei »die Umsetzung der Warnung, dass die Al-Aksa-Moschee eine rote Linie darstellt«. 

Der militärische Hamas-Arm hatte sich bereits zu einem anderen Anschlag bekannt, bei dem am vergangenen Freitag ein 23-jähriger israelischer Sicherheitsmann am Eingang einer Siedlung im Westjordanland getötet worden war. Die Hamas hatte dabei auch weitere Anschläge angekündigt.

Bei einer Terrorwelle in Israel wurden seit Ende März 17 Menschen getötet. Bei zwei Anschlägen waren die Täter israelische Araber, Unterstützer der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Zwei weitere Anschläge wurden von Palästinensern aus dem Westjordanland verübt. Im Westjordanland wurde zudem ein israelischer Wachmann von Palästinensern erschossen. dpa/ja

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