Krise

Stillstand bei den Verhandlungen

Der palästinensische Chef-Unterhändler Saeb Erekat und der Chef der Arabischen Liga Nabil el-Araby bei einem Treffen in Kairo. Foto: Reuters

Am Tag 36 der Militäroperation »Protective Edge« hält der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Die in der Nacht zwischen Sonntag und Montag um null Uhr israelischer Zeit in Kraft getretene 72-stündige Kampfpause ermöglicht es den Parteien, miteinander zu verhandeln. Allerdings scheinen die Gespräche in Kairo derzeit stillzustehen. Die Differenzen seien »groß«, heißt es.

Einige Medien berichten, dass die Seiten sehr wohl auf dem Weg zu einem Abkommen seien. Allerdings wurde eine Kabinettssitzung in Jerusalem, die für Dienstagnachmittag anberaumt war, wegen des Mangels an Fortschritten in Ägypten abgesagt. Am Morgen hatte es geheißen, dass die Feuerpause, die Mittwochnacht enden wird, um weitere drei Tage verlängert werden müsse, um etwas erreichen zu können.

Vereinbarung Auch von palästinensischer Seite hieß es, dass sie die Waffen für weitere 72 Stunden schweigen lassen würden, um zu einer langfristigen Vereinbarung zu gelangen. Der Vize-Chef von Hamas’ politischem Flügel, Moussa Abu-Marzouk drohte jedoch gleichzeitig: »Die erste Pause hat nichts gebracht. Dieser Waffenstillstand wird der zweite und letzte sein.« Allerdings seien die Gespräche ernsthaft, merkte er an.

Angeblich sei die Terrororganisation nicht von ihren Forderungen, darunter die Aufhebung der Blockade und der Bau eines Hafens, abgewichen, betonte sie. Israel wolle die Bedingungen für den Gazastreifen zwar erleichtern, aber die Blockade nicht aufheben. Einen Hafen gäbe es nur, wenn der Gazastreifen demilitarisiert würde, zitiert die BBC eine israelische Quelle. Das jedoch lehnt die Hamas weiterhin kategorisch ab.

Zwischenfall Bei einem Zwischenfall am Mittag feuerte die israelische Marine auf ein Boot, das nach Angaben des Armeesprechers die Seeblockade habe durchbrechen wollen. Die Radiostation von Hamas hatte sofort verkündet, »Israel hat den Waffenstillstand gebrochen«. Die IDF bekräftigte indes, dass es sich lediglich um Warnschüsse gehandelt habe und dass das palästinensische Boot nach Gaza zurückgekehrt sei.

Der Leiter der Delegation der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) in Kairo, Azzam Al-Ahmad, erklärte in einem Interview, dass die Hamas-Regierung im Gazastreifen kurz vor ihrem Ende stehe. »Israel muss verstehen, dass die Zeit der Hamas vorbei ist und mit der PA zusammenarbeiten.« Wie sie die Macht in Gaza übernehmen und Hamas entwaffnet will, erläuterte Al-Ahmad indes nicht.

In einem Interview mit dem Fernsehsender Kanal 2 hatte der israelische Autor David Grossman am Dienstag trotz der bereits seit mehr als einem Monat andauernden Kämpfe gesagt, dass er es ablehne, die Hoffnung auf einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern aufzugeben. »Es beleidigt mich als Mensch, verzweifelt zu sein. Zu denken, dass man nichts mehr machen kann, dass sie Tiere sind, mit denen man nicht reden kann. Ich glaube das nicht.« Grossman, der seinen Sohn Uri im Libanonkrieg von 2006 verloren hatte, meint: »Israel ist so eine starke Nation. Ich wünsche mir, dass wir diese unglaubliche Stärke für etwas Neues nutzen«.

Netanjahu fordert »entmilitarisierte Pufferzone« in Syrien

 02.12.2025

Israel

Israel erhält »Befunde« aus Gazastreifen

Israel wartet auf die Übergabe der beiden letzten getöteten Geiseln durch die Hamas. Nun ist die Rede von »Befunden«, die übermittelt worden seien. Der genaue Hintergrund ist unklar

 02.12.2025

Ehemalige Geiseln

»In Gaza war ich wie ein toter Mensch«

Der junge Israeli Alon Ohel erlebte in den Tunneln der Hamas unvorstellbare Qualen und sexuelle Gewalt. Jetzt spricht er zum ersten Mal darüber

von Sabine Brandes  02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Westjordanland

Messer- und Autoangriff auf israelische Soldaten

Innerhalb weniger Stunden kam es zu gleich zwei Anschlägen auf Vertreter des israelischen Militärs

 02.12.2025

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025