Nahost

Schwere Kämpfe im Gazastreifen

Am fünften Tag der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen liegt die Zahl der getöteten israelischen Soldaten bei 28. Von den sieben IDF-Soldaten, die am Sonntag in der Nähe von Gaza-Stadt getötet wurden, wird einer noch immer vermisst. Die Leichen der sechs anderen konnten identifiziert werden.

Seit Beginn der Operation »Protective Edge« haben palästinensische Terroristen mehr als 2040 Raketen und Mörsergranaten auf Israel abgefeuert. 396 von ihnen wurden vom Abwehrsystem »Iron Dome« abgefangen. Die meisten der übrigen landeten auf freiem Feld, etliche richteten jedoch auch Schaden an.

Die IDF hat derweil mehr als 2924 Terrorziele im Gazastreifen angegriffen. Um die 500 Palästinenser kamen dabei ums Leben – viele von ihnen, weil sie von der Hamas als menschliche Schutzschilde missbraucht wurden oder den Warnungen der israelischen Armee, ihre Häuser zu verlassen, nicht nachgekommen waren.

Tunnel Am frühen Montagmorgen machte ein Zwischenfall deutlich, wie gefährlich die Tunnel sind, die vom Gazastreifen aus nach Israel führen. Nach einem Bericht der israelischen Tageszeitung Yedioth Ahronoth versuchten zwei Terrorzellen, israelischen Boden durch einen Tunnel vom nördlichen Gaza aus zu erreichen.

Einheiten entdeckten sie zwischen den Kibbuzim Erez und Nir Am und begannen zu feuern. Zehn Terroristen seien dabei getötet worden. Das Gebiet werde weiter abgesucht, hieß es. Die Bewohner mussten während der Aktion in ihren Häusern bleiben, Straßen Richtung Süden nach Aschkelon wurden gesperrt. Auch in Gaza wurden die Kämpfe in Shejaiya fortgesetzt, gab die Armee bekannt

»Protective Edge« Am Sonntagabend hatten Politiker und Experten die »Operation Protective Edge« zum ersten Mal als Krieg bezeichnet. Vielleicht war es der Tod von bis dato 13 israelischen Soldaten, der den Euphemismus getilgt hat. Die israelische Armee war nach Shejaiya, einem Stadtteil im Norden von Gaza-Stadt, vorgerückt. In dem rund 100.000 Einwohner zählenden Gebiet soll sich eine Hochburg der Hamas befinden.

Die ersten sieben Soldaten starben kurz nach ein Uhr morgens. Eine Panzermine explodierte unter einem Fahrzeug. Ein weiterer wurde während eines Feuergefechts rund 20 Minuten später getötet, zwei starben um sechs Uhr bei einem Schusswechsel mit der Hamas. Drei Soldaten wurden getötet, als eine Panzerwaffe auf ein Gebäude abgefeuert wurde, während sie gerade einen Gefechtsstand dort einrichteten. Das Haus ging in Flammen auf.

Viele Soldaten wurden zudem verwundet, darunter auch Leutnant Ghassan Elian, Kommandeur der Golani-Brigade, der jedoch mit leichten Verletzungen davonkam und noch am Sonntag ankündigte, wieder zu den Truppen zurückzukehren. Man werde sich von dem Tod der Soldaten nicht abschrecken lassen, sagte Generalstabschef Benny Gantz. Ziel sei, die Sicherheit für israelische Bürger dauerhaft herzustellen. Man werde von den Vorfällen lernen.

Konfrontation Der Feind habe sich gut auf eine Konfrontation vorbereitet, sagte Gantz und bezog sich auf die Tunnel, die nach und nach entdeckt werden und das ganze Land erschauern lassen. Sie sind teilweise bis zu 25 Meter tief, haben Strom und Wasser, Toiletten und reichen vor allem bis auf israelischen Boden. Gantz bedauerte das Leid der Gaza-Bewohner. Die Hamas habe – anstatt das Geld für Krankenhäuser, Schulen und Fabriken zu nutzen – eine Kriegsmaschine in bewohnten Gebieten gebaut.

Die IDF reagierte auf die Angriffe aus dem Hinterhalt mit einem massiven Bombardement, Tausende flohen daraufhin zu Fuß aus dem Stadtteil. Die Armee hatte bereits vor Tagen vor den Angriffen gewarnt und die Menschen aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. Viele waren geblieben – zum Teil, weil sie nicht wissen, wohin, zum Teil, weil die Hamas ihnen befahl, in den Häusern zu bleiben.

Identitäten Am Sonntagabend gab die IDF die Namen von fünf gefallenen Soldaten bekannt. Alle waren jung und hinterlassen zum Teil Kinder und Frau, zwei davon waren Einwanderer aus den USA. Weitere Namen wurden am Mittwoch bekannt gegeben. Premierminister Benjamin Netanjahu sprach den Familien am Sonntagabend bei einer Pressekonferenz sein Beileid aus: »Die ganze Nation leidet mit und beugt ihr Haupt vor euren Söhnen, die gefallen sind, damit wir hier weiterleben können.«

Krieg

Iran feuert weitere Raketen auf Israel

Sanitätskräfte melden mehrere leicht und mittelschwer Verletzte

 15.06.2025

Nahost

Expertin: Irans Atomprogramm noch nicht entscheidend beschädigt

Seit der Nacht auf Freitag greift Israel Ziele im Iran an - im Fokus der Armee stehen die Atomanlagen Teherans. Sima Shine bezweifelt jedoch große Schäden

 15.06.2025

Meinung

Die Angst der Mullahs vor der starken Frau

Israels Armee schmückt sich mit einer Kampfnavigatorin, die beim Großangriff auf den Iran im Einsatz war. Und der Angstreflex der Mullahs funktioniert einwandfrei

von Sophie Albers Ben Chamo  15.06.2025

Interview

»Sehr präzise und äußerst wirksame Schläge«

Arye Sharuz Shalicar über Israels Angriff auf den Iran, die Situation der iranischen Bevölkerung und die Zukunft des Mullah-Regimes

 15.06.2025

Gesellschaft

Geplatzter Sommernachtstraum

Sarah und Tom wollten nach drei Jahren Planung Mitte Juli in Israel heiraten – doch dann kam der Iran dazwischen

von Sabine Brandes  15.06.2025

Nahost

Israel wendet Hisbollah-Playbook im Iran an

Lange Zeit galt die libanesische Terrororganisation für Teheran als Kronjuwel in seiner Front gegen Israel. Aus Expertensicht könnte dem Iran nun das gleiche Schicksal drohen wie seinem Verbündeten

 15.06.2025

Jerusalem

US-Botschafter: Iran greift auch Amerikaner in Israel an

Die USA unterhalten im Nahen Osten zahlreiche Stützpunkte – an den israelischen Angriffen im Iran beteiligt sich Washington jedoch nicht. Mike Huckabee weist auf amerikanische Staatsbürger in Israel hin

 15.06.2025

Krieg in Nahost

Israel: Iranisches Flugzeug in 2300 Kilometer Entfernung angegriffen

Nach Angaben des Militärs handelt es sich um das bisher am weitesten entfernte Ziel, das im Iran attackiert wurde

 15.06.2025

Krieg

Rund 100.000 Israelis im Ausland gestrandet

Das Verkehrsministerium in Jerusalem will den Betroffenen helfen – doch wie, das weiß bisher niemand

von Imanuel Marcus  15.06.2025