Prozess

Schuldspruch für Malka Leifer

Die Schwestern Nicole Meyer und Dassi Erlich hatten jahrelang dafür gekämpft, dass Leifer ausgeliefert wird. Foto: Flash90

Für die Opfer ist es der wichtigste Tag in diesem Gerichtsdrama, nach dem langen Warten. 15 Jahre, nachdem sie geflohen war, ist Malka Leifer, einstige Direktorin einer ultraorthodoxen jüdischen Schule in Australien, nun für schuldig erklärt worden, Schülerinnen sexuell missbraucht zu haben. Die Anklage lautete auf Kindesmissbrauch in 74 Fällen.

GESCHWORENE Die Geschworenen befanden Malka Leifer in 18 Anklagepunkten für schuldig, darunter Vergewaltigung, sexuelle Übergriffe und Nötigung. In neun weiteren Anklagepunkten wurde sie freigesprochen, weil das entsprechende Gesetz damals noch nicht formuliert war. Die 56-jährige Leifer hatte sich vor dem Victoria State County Court nicht schuldig bekannt.  

Nachdem die ersten Vorwürfe 2008 ans Licht gekommen waren, floh die Mutter von acht Kindern mithilfe von ultraorthodoxen Kreisen in Israel aus Australien, kurz bevor die Behörden sie festnehmen konnten. Vier Jahre später stellte Canberra einen Auslieferungsantrag. Doch dem gab Israel lange nicht statt. Denn Leifer bestand immer wieder darauf, dass sie psychisch krank sei und keinem Prozess standhalten könne. In sechs Jahren und mehr als 60 Gerichtsanhörungen wurde darüber verhandelt, ob sie so krank war, wie sie vorgab.

»Dies ist ein vielversprechender Tag für alle Opfer sexuellen Missbrauchs.«

organisation zum schutz von opfern, magen

Später kam heraus, dass der ehemalige israelische Gesundheitsminister Yaakov Litzman, der zur selben charedischen Gemeinde gehört wie Leifer, ihr geholfen hatte, der Justiz zu entkommen. Im vergangenen August wurde er von einem israelischen Gericht verurteilt, die Justiz behindert und Mitarbeiter des Ministeriums unter Druck gesetzt zu haben, psychiatrische Bewertungen zu ändern, um den Anschein zu erwecken, Leifer sei nicht in der Lage, vor Gericht zu stehen.

SCHWESTERN Jahrelang kämpften vor allem die Schwestern Dassi Erlich und Nicole Meyer darum, Leifer in Australien vor Gericht zu bringen. Sie sind zwei von drei Schwestern, die ihr vorwerfen, sie während ihrer Schulzeit sexuell missbraucht zu haben.

Die Schwestern wuchsen isoliert in Melbournes ultraorthodoxer Gemeinde auf und erhielten keine Sexualerziehung, wie das Gericht hörte. Sie waren etwa zwölf, 14 und 16 Jahre alt, als die neue Direktorin 2001 aus Israel kam, um die Schule zu leiten. Erst im Januar 2021 wurde Leifer schließlich nach Australien ausgeliefert.

Für den Prozess sagten die Schwestern über zwei Wochen hinter verschlossenen Türen aus, unter Ausschluss der Öffentlichkeit und der Medien, gemäß den Regeln für Prozesse wegen sexueller Übergriffe im australischen Bundesstaat Victoria. Andere Zeugen waren diejenigen, denen die Schwestern damals von ihren Anschuldigungen berichtet hatten.

HOFFNUNG Die Organisation Magen, die Leifers Opfer unterstützt, bewertete das Urteil in einer Erklärung als positiv: »Endlich, nach Jahren des Verfahrens, hat das australische Gericht Malka Leifer für schuldig befunden. Dies ist ein vielversprechender Tag für alle Opfer sexuellen Missbrauchs. So werden sie sehen, dass, selbst wenn der Prozess langwierig und verzögert ist und der Täter oder die Täterin versucht, der Justiz zu entkommen, am Ende Hoffnung besteht, dass er endlich einen Preis zahlen wird«, so Magen.

»Wir sind so stolz auf die Schwestern, die die Kraft gefunden haben, während dieses langwierigen Prozesses weiterzukämpfen«, heißt es in der Erklärung. »Auch wenn es hoffnungslos aussah, haben sie allen bewiesen, dass Gerechtigkeit möglich ist.«

Geschichte

Heimat für die Jeckes

Das »Museum des deutschsprachigen jüdischen Erbes« bekommt an der Universität Haifa ein neues Zuhause

von Sabine Brandes  07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Israel

Herzog: Israel entscheidet selbst über Netanjahu-Begnadigung

US-Präsident Trump hat wiederholt eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten israelischen Regierungschefs Netanjahu gefordert. Israels Staatspräsident Herzog hat eine klare Meinung dazu

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem und trifft Premierminister Benjamin Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert

Diplomatie

»Dem Terror der Hamas endgültig die Grundlage entziehen«

Es ist eine seiner bisher wichtigsten Auslandsreisen, aber auch eine der schwierigsten. Kanzler Merz ist für zwei Tage im Nahen Osten unterwegs

 06.12.2025

Jerusalem

Merz trifft Netanjahu und besucht Holocaust-Gedenkstätte

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche von Kanzler Merz - aber auch einer der schwierigsten. In den Beziehungen zu Israel gab es in den letzten Monaten einige Turbulenzen

von Michael Fischer  06.12.2025

Akaba/Jerusalem

Merz zu Nahost-Reise aufgebrochen: Antrittsbesuch in Israel 

Das Renten-Drama ist überstanden, jetzt geht es für den Kanzler erstmal ins Ausland. Heute und morgen steht ein besonderer Antrittsbesuch auf seinem Programm

 06.12.2025

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  05.12.2025

Barcelona

Guinness World Records blockiert Bewerbungen aus Israel

Die israelische NGO Matnat Chaim will im kommenden Monat 2000 Nierenspender zusammenbringen. Dieser Rekord wird nicht registriert, da er im jüdischen Staat umgesetzt werden soll

 05.12.2025