Gesetz

Proteste und Hungerstreik

Das Barzilai-Krankenhaus von Aschkelon Foto: Flash90

Seit mehr als 60 Tagen verweigert Mohammad Allaan jegliche Nahrung. Wie israelische Medien am Freitagmorgen berichteten, ist der palästinensische Häftling mittlerweile bewusstlos.

Während der vergangenen Woche hatten rund 200 israelische Araber in Aschkelon für seine Freilassung demonstriert. Dabei stießen sie mit mehreren Dutzend rechter Gegendemonstranten zusammen. Steine wurden geworfen, die Polizei musste die Kontrahenten mit Wasserwerfern trennen. Mehrere Demonstranten beider Seiten wurden verhaftet. »Wir dulden keinen Landfriedensbruch, kein Steinewerfen und kein Schwenken der PLO-Flagge, um die Situation anzuheizen. Gegen Gewalt gehen wir mit Null Toleranz vor«, sagte Yoram Halevi, Polizeichef für das südliche Israel.

Dschihad Derzeit wird befürchtet, dass sich die Proteste aufgrund des schlechten Zustands des Gefangenen auf weitere Orte ausweiten könnten. In Jerusalem bereiten sich die Sicherheitskräfte derzeit auf mögliche gewaltsame Proteste von Palästinensern und israelischen Arabern vor. Auch in Gefängnissen, in denen palästinensische Häftlinge untergebracht sind, wird die Sicherheitsstufe erhöht.

Allaan, ein Anwalt aus einem Dorf im Süden von Nablus, war
vor neun Monaten festgenommen worden. Er wird verdächtigt, Verbindungen zur Terrororganisation Islamischer Dschihad zu haben. Ein Gerichtsverfahren hat er bisher nicht bekommen. Im Rahmen der sogenannten Verwaltungshaft ist das möglich. Generell wird dieses Verfahren jedoch lediglich bei Terroristen angewandt. Es ist unklar, welcher konkreter Vergehen der 33-Jährige beschuldigt wird.

Krankenhaus Anfang der Woche hatte sich Allaans Gesundheitszustand extrem verschlechtert. Wegen seines kritischen Zustands hatte die Gefängnisaufsicht den Häftling ins Krankenhaus Soroka in Beer Sheva verlegen lassen.

Erst vor wenigen Wochen hatte die Gesetzesänderung, wonach Zwangsernährung bei Hungerstreikenden erlaubt ist, die Knesset passiert. Ärzteverbände wehrten sich jedoch dagegen und riefen die Mediziner auf, dem Gesetz nicht zu folgen. So taten es die Ärzte im Soroka-Krankenhaus. Sie weigerten sich aus ethischen Gründen, Allaan gegen seinen Willen Nahrung zuzuführen.

Also wurde Allaan ins Barzilai-Hospital von Aschkelon verlegt. Doch auch hier wollten die Ärzte den Behördenvorgaben nicht folgen. Krankenhausleiter Hezy Levy erklärte, dass man den Mann nur dann ernähren würde, wenn sein Leben unmittelbar bedroht sei.

Wasser Allaan verweigerte jegliche Nahrung, medizinische Behandlung und Vitamine. Lediglich etwas Leitungswasser habe er gelegentlich getrunken.

Ein Antrag von Menschenrechtsorganisationen, den Patienten aufgrund seines kritischen Zustandes sofort nach Hause zu entlassen, lehnte das Häftlingskomitee der israelischen Gefängnisverwaltung am Donnerstagabend ab.

Gaza

Realityshow des Grauens

Oft ist bis zum letzten Moment nicht bekannt, welche Geiseln, wann und an welchem Ort freigelassen werden

von Sabine Brandes  15.02.2025

Geiseln

Sagui, Sasha und Iair sind zu Hause!

Große Freude und Erleichterung, als die Israelis Sagui Dekel-Chen, Iair Horn und Sasha Trupanov nach 498 Tagen frei sind

 15.02.2025

Porträts

Dies sind die freigelassenen Geiseln

Sasha Trupanov, Iair Horn und Sagui Dekel-Chen wurden 498 Tage in Gaza festgehalten

von Sabine Brandes  15.02.2025

Terror

Ex-Geisel Keith Siegel: »Terroristen traten mich, spuckten auf mich«

Nach der Freilassung mehrerer Geiseln aus der Gewalt von Islamisten sickert immer mehr über ihre Zeit in Gaza an die Öffentlichkeit. Ein 65-Jähriger spricht von körperlicher und emotionaler Folter

 14.02.2025

Berlinale

Voneinander getrennt

Die Doku »A Letter to David« erzählt von David Cunio, der seit dem 7. Oktober Geisel der Hamas ist – und von dessen Bruder Eitan, der in Israel auf ihn wartet

von Katrin Richter  14.02.2025

Münchner Sicherheitskonferenz

»Wir brauchen Ihre Hilfe«

Die Mutter des von der Hamas am 7. Oktober 2023 entführten Alon Ohel war zusammen mit weiteren Angehörigen verschleppter Israelis in München

 14.02.2025

Geisel-Deal

Sasha Trufanov, Sagui Dekel-Chen und Yair Horn kommen frei

Nach einem Streit über die Umsetzung der Waffenruhe hat die Hamas eingelenkt und will nun doch am Samstag drei weitere aus Israel Verschleppte freilassen. Nun gibt sie die Namen der Geiseln bekannt

 14.02.2025 Aktualisiert

Erfahrungsbericht

»Yarden überlebte vor allem durch Humor«

Der Vater von Baby Kfir kam vor fast zwei Wochen aus der Geiselhaft in Gaza frei. Nun hat sich seine Schwester an die Öffentlichkeit gewandt

von Sabine Brandes  14.02.2025

Israel

Hamas zwang weibliche Geiseln, Folter-Videos zu sehen

Nach der Freilassung von Agam Berger, Karina Ariev, Daniella Gilboa, Naama Levy, und Liri Albag gelangen immer mehr Informationen aus der Geiselhaft an die Öffentlichkeit

von Imanuel Marcus  14.02.2025