Meinung

Nicht weniger als Wahnsinn

Sabine Brandes Foto: privat

Meinung

Nicht weniger als Wahnsinn

Die Entlassung von Verteidigungsminister Yoav Gallant in Kriegszeiten gefährdet die Sicherheit Israels

von Sabine Brandes  06.11.2024 10:59 Uhr

Er wollte eine Armeepflicht für alle, die Geiseln aus Gaza befreit sehen und eine Untersuchungskommission zu den Versäumnissen des 7. Oktobers. Damit hat Verteidigungsminister Yoav Gallant nicht nur eine politische Todsünde begangen, sondern gleich drei. Denn alle drei gefährden das Überleben der Regierung. 

Deshalb musste Gallant gehen. Und zwar endgültig.

Dass Premierminister Benjamin Netanjahu von einem »Vertrauensbruch« als Grund für das Feuern seines Verteidigungsministers in Kriegszeiten spricht, ist ganz und gar glaubwürdig. Um Vertrauen zu haben, verlangt Netanjahu absolute Loyalität. Die jedoch verweigerte ihm Gallant. Weil er das, was diese Koalition anrichtet, nicht mittragen wollte.

Dabei ist der Rauswurf des Verteidigungsministers – in einer Zeit, in der Israel an sieben Fronten kämpft – nicht weniger als Wahnsinn. Während Tausende von Wehrpflichtigen und Reservisten seit mehr als einem Jahr dienen und auf den Schlachtfeldern oft Leben, Gesundheit und ihre heile Seele zurücklassen, verweigern die Ultraorthodoxen jegliche Beteiligung, studieren oder trinken Kaffee, und lassen sich dafür aus Steuergeldern bezahlen.

Der, der das ermöglicht, ist Netanjahu. Der, der das ändern wollte, ist Gallant. Denn er ist Werten verpflichtet, die wichtiger sind als politisches Überleben. Damit jedoch passte er nicht in diese Regierung, in der es für die meisten nur um das eigene Wohlbefinden geht. Von den Ultraorthodoxen über die Rechtsextremen bis zu den rückgratlosen Loyalisten auf Netanjahus Linie. Mit Gallant ist auch die letzte Leitplanke der Vernunft weggebrochen.

Es bräuchte für das Land in diesen existenziell bedrohlichen Zeiten einen Premierminister, der echtes Vertrauen erweckt und von einem einzigen Bedürfnis gelenkt wird: Israel zu schützen. Das Feuern des Verteidigungsministers mitten im Krieg zeigt jedoch das Gegenteil: Um an der Macht zu bleiben, riskiert Netanjahu alles – auch die Sicherheit Israels.

Die Autorin ist Israel-Korrespondentin der Jüdischen Allgemeinen.

Hamburg

Block-Prozess: Israelischer Firmenchef vernommen

Die Block-Kinder sollen an Silvester 2023/24 von einer israelischen Sicherheitsfirma aus der Obhut ihres Vaters entführt worden sein. Nun hat der Firmenchef bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt

von Bernhard Sprengel, Sebastian Engel  18.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  18.11.2025

Westjordanland

Terroranschlag: Ein Israeli getötet, drei Verletzte

Am Gusch-Ezion-Knotenpunkt rammen palästinensische Terroristen Passanten mit ihrem Fahrzeug

 18.11.2025

Meinung

Die Gut-Wetter Freunde Israels sind zurück! 

Die Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und vieler Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025

Riad/Washington

USA liefern F-35-Kampfjets an Saudi-Arabien

Bislang wurden diese in der Region nur an den engen Verbündeten Israel abgegeben

von Christoph Meyer, Cindy Riechau, Franziska Spiecker  18.11.2025

Justiz

Urteil: Mehr Macht für den Justizminister

Kritiker warnen, dass die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes im Fall Sde Teiman die Tür für eine Politisierung der Strafverfolgung öffnet

von Sabine Brandes  18.11.2025

Internationaler Strafgerichtshof

Israel beantragt Aufhebung des Haftbefehls gegen Netanjahu

Auch fordert fordert Jerusalem die vollständige Enthebung von Chefankläger Karim Khan von allen Verfahren, die den jüdischen Staat betreffen

 18.11.2025

Westjordanland

Israel will gegen illegale Selbstjustiz vorgehen

Zuletzt häuften sich Angriffe radikaler Siedler. Generalstabschef Zamir: Israels Militär wird das nicht tolerieren

 17.11.2025

Auszeichnung

»Fair auf Israel blicken, ohne Schaum vor dem Mund«

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat den Augsburger Friedenspreis erhalten. In seiner Dankesrede warb er für einen unvoreingenommenen Blick auf den jüdischen Staat

 17.11.2025