Kurzmeldungen

Mail aus Jerusalem

Laila Tov heißt gute Nacht Foto: imago

Termin
Die jüngeren Israelis können sich an das Ereignis, das vor fast vier Jahrzehnten stattgefunden hat, kaum noch erinnern. Damals kündigte Schimon Peres, Verkehrsminister in der Regierung Golda Meirs, den Bau einer U-Bahn in Tel Aviv an. Anfang dieses Jahrzehnts schien es dann soweit zu sein: Unter großem Mediengetöse erhielt ein internationales Firmenkonsortium den Zuschlag für den Bau der ersten Strecke. Allerdings ist der Deal letztendlich an Finanzierungsschwierigkeiten gescheitert. Jetzt wurde ein neuer Termin für die Inbetriebnahme aufs Reißbrett gelegt: das Jahr 2017. Dann wird Israels heutiger Staatspräsident Peres – bis hundertundzwanzig – 94 Jahre jung sein.

Technik
Im Kabinettssaal der israelischen Regierung hält modernste Technologie Einzug. An ei-nem neuen »intelligenten« Tisch werden die Minister künftig elektronisch abstimmen, ein digitales System zeichnet die Beratungen präzise auf. Gleichzeitig wird die Anwesenheit der Regierungsmitglieder vom Computer erfasst. Mehr als das: Wenn sie einander vertrauliche oder auch nur giftige Anmerkungen während der Debatte zukommen lassen wollen, müssen die Minister künftig keine Zettel mehr schreiben und durchreichen lassen. Stattdessen können sie von Bildschirm zu Bildschirm kommunizieren. Der große Vorteil: Die Bemerkungen werden nicht schriftlich dokumentiert und können später nicht gegen ihren Autor verwendet werden.

Tel Aviv
Das Demonstrationsrecht ist den Israelis lieb und teuer. In Tel Aviv zu teuer. In der vergangenen Woche hat das Oberste Gericht die Höhe der Gebühren, die die Stadtverwaltung der Mittelmeermetropole für die Zulassung einer Demonstration erhebt, als deutlich überzoge gerügt. Das Gericht war bereits vor einiger Zeit angerufen worden, nachdem die Stadt für eine Demonstration der »Organisation für Regierungsqualität« 19.000 Schekel (knapp 4.000 Euro) verlangt hatte. Bei der Festlegung der Gebührenhöhe, so das Gericht, habe das Prinzip der Verhältnismäßigkeit zu gelten, damit das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht beeinträchtigt werde. Nun muss die Stadt eine neue Gebührenordnung vorschlagen.

Trip
Alija per Schiff – damit verbindet man vergangene Zeiten, die Ära des britischen Palästinamandats, als mutige Immigranten das von London verhängte Einwanderungsverbot im Wortsinne umschifften. In den letzten Jahrzehnten erfüllt sich, wer einwandern will, den zionistischen Traum im Flugzeug nach Ben Gurion. Anders Galia Moss, eine 40-jährige Jüdin aus Mexiko, die von ihrer bisherigen Heimat in die biblische Heimat als Einwanderin mit einer kleinen Jacht zu gelangen gedenkt – und zwar allein. Um die 12.000 Kilometer zu überwinden, wird sie mehr als zwei Monate brauchen und kann jede Stunde nur 20 Minuten schlafen – selbst für die erfahrene Seglerin ein ausgesprochener Härtetest. Freilich: Ausdauer und starke Nerven kommen wird sie auch im nervigen israelischen Alltag brauche.

Trägheit
Ärzten am Tel Aviver Ichilov-Krankenhaus fiel ein übermäßiger Verbrauch von Schlaf- und Beruhigungsinjektionen in einer Abteilung auf. Als sie der Sache auf den Grund gingen, stellte sich heraus, dass ein Krankenpfleger die Medikamente zur Arbeitserleichterung verwendete. Patienten, die seiner Meinung nach zu oft nach ihm geklingelt haben, wurden per Spritze ruhig gestellt und ermöglichten es dem trägen Pfleger, seine Schicht ohne allzu viel Gerenne zu überstehen. Nachdem der Vorfall der Polizei gemeldet wurde, nahmen die Ordnungshüter den Bequemen fest. Den Patienten, beruhigte das Hospital, sei kein Schaden zugefügt worden. Ausgestanden ist die Affäre aber kaum. Auch Gerichtsklagen gegen das Krankenhaus gelten als wahrscheinlich.

Treffer
Oft werden Lottosieger beneidet. Dem neuen Hauptpreisgewinner der wöchentlichen Lottoziehung »Pajis« aber schlägt auch viel Sympathie entgegen. Bei dem Glücklichen handelt es sich um einen 20-jährigen Einwanderer aus Äthiopien, der in beengten finanziellen Verhältnissen lebte. So beengt, dass er beim Wohlfahrtsfonds seiner Einheit eine Einmalbeihilfe von 500 Schekel (100 Euro) beantragt hatte. Bevor es aber zur Auszahlung kam, füllte er für zwölf Schekel einen Lottoschein aus. Während der im Fernsehen übertragenen Ziehung der Lottozahlen stellte er mit Freude fest, dass alle Zahlen mit seinem Tipp übereinstimmten, allerdings begriff er erst am nächsten Tag, wie viel Geld er nun sein Eigen nennen darf: vier Millionen Schekel. »Er«, titelte empathisch die Tageszeitung Yedioth Ahronoth, »kann das wirklich gebrauchen«.

Tarnung
Für Israels Staatsorgane ist es manchmal schwierig, sich in ultraorthodoxen Stadtvierteln durchzusetzen. Kommen Polizisten, Finanzbeamte und andere Staatsvertreter, um einen strenggläubigen Verdächtigen oder Steuerschuldner zu belangen, sehen sie sich oft einer sofort herbeigeeilten, feindseligen Menschenmenge Ultraorthodoxer gegenüber, die die Festnahme verhindern. Jetzt will die Polizei bei Operationen in ultraorthodoxen Gegenden eine Methode einsetzen, wie sie bei Festnahmen in der Westbank üblich ist. Dort verkleiden sich Soldaten als Palästinenser, um an die Verdächtigen unerkannt heranzukommen. In Mea Schearim, Bnei Brak und anderen Wohnorten sollen Polizeibeamte für Beobachtungs- und Festnahmeaktionen ultraorthodoxe Kluft anlegen, um auf diese Weise ihrer Aufgabe gerecht werden zu können. Verkleidete Ermittler werden auch zur Beobachtung ultraorthodoxer Demonstrationen eingesetzt.

Tel Aviv/Gaza

Netanjahu: Verhandlungen mit Hamas werden unter Feuer fortgesetzt

Israel sei für die Freilassung eines US-Israelis zu keinerlei Waffenruhe oder Entlassung von Häftlingen verpflichtet, sagt der Ministerpräsident. Man garantiere nur die Bildung eines »sicheren Korridors«

 12.05.2025

Nahost

Trump begrüßt geplante Freilassung amerikanischer Hamas-Geisel

Die Vermittler im Konflikt zwischen Israel und der Hamas müssen dicke Bretter bohren. Das Schicksal der im Gazastreifen verbliebenen Geiseln gehört zu den größten Streitpunkten. Geht es jetzt voran?

 12.05.2025

Tel Aviv/Gaza

Israel auf Aufnahme von Geisel gegen Mittag vorbereitet

Die Vorbereitungen für die Freilassung des US-Israelis Edan Alexander durch die Hamas-Terroristen sind offenbar schon abgeschlossen. Es ist zunächst wieder eine Übergabe an das Rote Kreuz geplant

 12.05.2025

Gaza

Geplante Geisel-Freilassung nährt Hoffnung auf Abkommen

Kurz vor seiner Nahost-Reise bejubelt US-Präsident Trump »monumentale Neuigkeiten«. Tatsächlich gibt es im Konflikt zwischen Israel und der Hamas ein Hoffnungszeichen. Aber was folgt daraus?

 12.05.2025

Geiseln

Hamas will Edan Alexander freilassen

Die Terrororganisation sei von Vermittlerstaaten zu dem Schritt gedrängt worden – als Zeichen des guten Willens gegenüber US-Präsident Donald Trump

 11.05.2025 Aktualisiert

Diplomatie

Herzog: Beziehungen zu Deutschland lassen auf Nahost-Frieden hoffen

Deutschland und Israel feiern in diesen Tagen 60 Jahre diplomatische Beziehungen

 11.05.2025

Syrien

Israel birgt Leiche eines seit 1982 im Libanon vermissten Soldaten

Zvi Feldman war 1982 während eines Kampfes gefallen und galt seitdem als verschollen

 11.05.2025

Diplomatie

Bundesaußenminister bestätigt deutsche Staatsräson 

Johann Wadephul traf am Sonntag auf seinen israelischen Amtskollegen Gideon Sa’ar 

von Sabine Brandes  11.05.2025

Jerusalem

»Mit Entsetzen und Scham stehe ich hier«

Der neue Bundesaußenminister Johann Wadephul besucht die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem

von Sabine Brandes  11.05.2025