Nahost

Gespräche in Doha

Die Skyline der katarischen Hauptstadt Doha Foto: IMAGO/Shotshop

Auch am Freitag wurde immer noch geredet. Doch die Informationen, die von den Verhandlungen hinter verschlossenen Türen in Doha an die Öffentlichkeit gelangen, sind widersprüchlich. Während ägyptische Beamte in der Nacht auf Freitag erklärten, keine der beiden Seiten würde von ihrer Position abweichen, heißt es aus Katar, dass es »Fortschritte bei den Gesprächen« gebe.

Seit Donnerstag finden in der katarischen Hauptstadt Doha Verhandlungen statt, um einen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung der Geiseln zu erreichen. Viele, die mit den Details vertraut sind, nennen ihn den »Gipfel der letzten Chance«. Neben israelischen Vertretern sind auch Unterhändler aus den USA, Katar und Ägypten dabei. Die Hamas erklärte, sie werde nicht direkt teilnehmen, jedoch ihre Forderungen weiterleiten.  

Telefonat zwischen Katar und dem Iran

Von ägyptischer Seite sei nach dem ersten Tag mitgeteilt worden, dass es nach wie vor »grundlegende Meinungsverschiedenheiten zwischen den israelischen und den Forderungen der Hamas« gebe, wie es in einem Bericht des Senders Al Qahera hieß. Dort hieß es weiter, dass die Gespräche einen weiteren Tag lang fortgesetzt werden, um eine Einigung zu erzielen. Zur selben Zeit gab ein Sprecher der Terrororganisation Hamas an, jegliche Vereinbarung müsse den Abzug der Truppen der israelischen Armee aus dem Gazastreifen und die Rückkehr der evakuierten Bewohner in den Norden der Enklave beinhalten.

Die israelische Tageszeitung Jediot Acharonot schrieb am Freitagmorgen, dass der katarische Premierminister Mohammed bin Abdulrahman al-Thani nach dem ersten Tag der Verhandlungen mit dem iranischen Außenminister gesprochen habe, um ihn über den Fortgang zu unterrichten. Unter Berufung auf eine hochrangige Quelle aus einem der anwesenden Länder habe al-Thani Teheran während des Telefonats klargemacht, dass der Iran »gut überlegen müsse, bevor er oder die Hisbollah Israel jetzt angreift, wenn es Fortschritte wie diese Gespräche gibt«.

Lesen Sie auch

Ein Angriff gegen Israel könnte den Erfolg der Verhandlungen gefährden oder sie sogar gänzlich beenden. In dem Bericht der Zeitung steht weiter, dass die Unterredung Erfolg gehabt hätte, denn Hisbollah habe im Anschluss, eine Entscheidung, Israel anzugreifen, vorerst aufgeschoben.

Ein Artikel der linksliberalen Zeitung Haaretz behauptete am Freitagmorgen, dass die »Gespräche in Doha in positiver Atmosphäre stattgefunden haben und bislang erfolgreich« gewesen seien. Angeblich habe die israelische Delegation verschiedene Lösungsansätze im Gepäck, nachdem der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ihr Mandat zum Verhandeln erweitert habe. Angeblich herrsche daher auch bei der Hamas »vorsichtiger Optimismus«.

Uneinigkeit über Anzahl der Geiseln

Allerdings seien sich die Parteien bei einigen Fragen noch uneinig, beispielsweise, wie viele Geiseln in der ersten Phase einer Vereinbarung lebend freigelassen werden, und wie viele palästinensische Gefangene im Austausch für sie aus den israelischen Gefängnissen entlassen werden.

Am ersten Abend der Gespräche protestierten wieder Geiselangehörige und Unterstützer in Tel Aviv für einen Deal. Sie fordern den Premierminister auf, einem Abkommen zuzustimmen, das die Freilassung der noch 115 Geiseln vorsieht, die seit dem Massaker der Hamas in südlichen israelischen Gemeinden verschleppt sind. Einige der Gekidnappten wurden mittlerweile von den israelischen Sicherheitsbehörden für tot erklärt.

Viele Teilnehmer protestierten an diesem Abend mit verbundenen Augen und gefesselten Händen, um die schrecklichen Bedingungen einer Geiselhaft zu symbolisieren.

Die Unterhändler werden am Freitagnachmittag erneut zu Gesprächen zusammengekommen.

Israelische Armee tötet zwei Beteiligte der Hamas-Massaker

 11.12.2024

Westjordanland

Schüsse auf Israelis am Josefsgrab in Nablus - drei Leichtverletzte

Die Männer wollten ohne Absprache mit den Behörden an der heiligen Stätte beten

 11.12.2024

Geiseln

»Sie haben mein Becken gebrochen, mein Bein verbrannt, meinen Kiefer ausgerenkt«

Präsident Herzog hält Notfalldiskussion ab, um auf die große Gefahr für die nach Gaza verschleppten Menschen hinzuweisen

von Sabine Brandes  11.12.2024

Israel

Netanjahu: Wir zerlegen Irans »Achse des Bösen«

Seit dem 7. Oktober schlage Israel hart gegen seine Feinde zurück, so der Ministerpräsident

 11.12.2024

Israel

Raketenangriff aus Gaza

Vier einfliegende Raketen werden registriert und zum Teil abgefangen

 11.12.2024

Gazastreifen

Terror-Vorwürfe: World Central Kitchen entlässt 62 Mitarbeiter

Die NGO kümmert sich um die Lebensmittelversorgung in Gaza. Der israelischen Regierung zufolge sollen einige Beschäftigte Verbindungen zu Terrororganisationen haben

 11.12.2024

Meinung

Syrien und die verfrühte Freude des Westens über den Sieg der Islamisten

Ein Gastkommentar von Ingo Way

von Ingo Way  11.12.2024

Nahost

Israel warnt die neuen Machthaber in Syrien

Nach dem Sturz des syrischen Präsidenten Assad zerstört Israel militärische Fähigkeiten des Nachbarlandes. Regierungschef Netanjahu warnt die Rebellen. Wie geht es mit Syrien weiter?

von Lars Nicolaysen  11.12.2024

Sicherheit

Israel: Haben syrische Kriegsmarine versenkt

Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Assad durch Rebellen will Premier Netanjahu kein Risiko eingehen. Vorsorglich zerstört Israel deshalb die militärischen Fähigkeiten des Nachbarlandes

von Jan-Uwe Ronneburger  10.12.2024