Literatur

Eintagsfliege

Günter Grass Foto: Getty

Es war nur eine kleine Meldungen am Rande: »Günter Grass hämmert wieder auf Israel ein«, schrieb die Tageszeitung Yedioth Ahronoth. Dazu gab es eine kurze Erklärung zum neuen Gedichtband des Deutschen, mehr nicht. Es mag daran liegen, dass sich ganz Israel dieser Tage in einer Art Feiertagsschlaf zu Sukkot befindet. Oder schlicht an der Tatsache, dass man Wichtigeres zu tun hat, als sich wieder einmal über den deutschen Polter-Literaten aufzuregen.

In seinem Band Eintagsfliegen, der an diesem Wochenende in die deutschen Buchhandlungen kommt, würdigt Grass in einem Gedicht Mordechai Vanunu. Der israelische Atomtechniker hatte in den 80er-Jahren das geheime Atomprogramm des Landes ausgeplaudert und wurde dafür mit 18 Jahren Haft bestraft. Der Spion lebt derzeit unter Hausarrest, es ist ihm untersagt, Israel zu verlassen. Grass nennt ihn einen »Helden unserer Tage« und verklärt ihn zum Vorbild.

reaktion Die einzige offizielle Reaktion aus Israel auf die jüngsten ätzenden Zeilen war Häme. Außenamtssprecher Yigal Palmor sagte, dass Grass »wahrlich kein Schiller« sei, es aber nun immerhin einen Israeli gebe, der Gnade in seinen Augen finde.

Im April hatte der Literaturnobelpreisträger mit seinem Gedicht Was gesagt werden muss für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Er hatte den jüdischen Staat unter anderem als »Atommacht« beschrieben, die den »Weltfrieden« gefährde, und ihm vorgeworfen, das iranische Volk auslöschen zu wollen. Besonders im Hinblick auf Grass’ Vergangenheit in der Waffen-SS hatte diese Aussage für tiefe Verwunderung und Verärgerung gesorgt. Innenminister Eli Yischai erklärte den Deutschen daraufhin zur Persona non grata und verhängte ein Einreiseverbot.

Einer kommentierte das Gedicht dann doch noch während der Feierwoche Chol Hamoed: Vanunu selbst. Er erklärte, dass er stolz sei, von Grass erwähnt zu werden und jetzt in einer gemeinsamen Liga mit ihm zu spielen. Zwei, die sich gefunden haben.

Jerusalem

Netanjahu plant Reise nach Kairo für milliardenschweren Gasdeal

Der Besuch bei Präsident Abdel-Fattah al-Sissi wäre historisch. Aus dem Umfeld des Premierministers kommt aber zunächst ein Dementi

 12.12.2025

Chanukka

Alles leuchtet!

Nach besonders schwierigen Jahren lässt die Stadtverwaltung Tel Aviv in vollem Glanz erstrahlen und beschert ihren Einwohnern Momente des Glücks

von Sabine Brandes  12.12.2025

Vermisst

Letzte Reise

Die am 7. Oktober von der Hamas nach Gaza verschleppte Leiche von Sudthisak Rinthalak wurde an Israel übergeben und nach Thailand überführt

von Sabine Brandes  12.12.2025

Gaza

Neue Aufnahmen: Geiseln feierten vor ihrer Ermordung Chanukka

Carmel Gat, Eden Yerushalmi, Hersh Goldberg-Polin, Ori Danino, Alexander Lobanov und Almog Sarusi begangen sie im Terrortunnel das Lichterfest. Einige Monate später werden sie von palästinensischen Terrroristen ermordet

 12.12.2025

London

Nach 26 Monaten: Amnesty wirft der Hamas Verstöße gegen das Völkerrecht vor

Die Organisation brauchte viel Zeit, um bekannte Tatsachen zu dokumentieren. Bisher hatte sich AI darauf konzentriert, Vorwürfe gegen Israel zu erheben

von Imanuel Marcus  12.12.2025

Nahost

USA verlangen von Israel Räumung der Trümmer in Gaza

Jerusalem wird bereits gedrängt, im Süden der Küstenenklave konkrete Maßnahmen einzuleiten

 12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert

Unwetter

Wintersturm »Byron« fordert zwei Tote

Der Sturm »Byron« hält an. Regenfälle und starke Winde kosten einem Kind im Gazastreifen und einem 53-Jährigen in Israel das Leben

 11.12.2025