Gaza

Diese drei Israelis kommen frei

Ein Plakat in Jerusalem zeigt die Gesichter der Geiseln im Gazastreifen. Foto: picture alliance / newscom

Das zweite Waffenstillstands- und Geiselbefreiungs-Abkommen nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 beinhaltet die Freilassung von kleinen Gruppen von Verschleppten im Abstand von sieben Tagen.

Die auf der Liste stehenden Personen, die innerhalb von 42 Tagen zurückgeführt werden sollen, sind sogenannte humanitäre Fälle: Frauen, Kinder, ältere Menschen und Kranke. Die Angehörigen haben zusammen mit israelischen Behörden Rucksäcke mit Lieblingsgegenständen der verschleppten Menschen vorbereitet, die sie unmittelbar nach ihrer Freilassung erhalten.

Nachdem sie im Gazastreifen von der Hamas an das Rote Kreuz übergeben werden, fliegt die israelische Armee sie in ein Krankenhaus im Zentrum des Landes, wo sie ihre Familienangehörigen treffen und mindestens einige Tage für medizinische Tests und zur Beobachtung bleiben.

Dies sind die Menschen, die in dieser Runde des Abkommens befreit werden:

Arbel Yehoud wurde mit ihrem Lebensgefährten verschleppt
Arbel YehoudFoto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Arbel Yehoud ist die Lieblingstante, die ihren Nichten und Neffen am liebsten über den Weltraum erzählt. Denn die Leidenschaft von Arbel Yehoud ist die Astronomie. Die Mädchen und Jungen vermissen die 29-Jährige aus dem Kibbuz Nir Oz schmerzlich. Arbel hat die israelische und deutsche Staatsangehörigkeit.

Am 7. Oktober wurde sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten Ariel Kunio von Terroristen aus ihrer Wohnung im Kibbuz Nir Oz verschleppt. Ihr Bruder Dolev (35) wurde später tot aufgefunden, er war von der Hamas während ihres Massakers ermordet worden.

»Sie ist eine lebenslustige und fürsorgliche Person«, erzählt ihr jüngerer Bruder Neta über sie. »Sie genießt es, mit ihrem adoptierten Welpen Murph auf den offenen Feldern spazieren zu gehen und die Schönheit der Natur zu bewundern.« Kurz vor dem Angriff der Terroristen seien sie und ihr Freund Ariel von einer ausgedehnten Reise durch Süd- und Mittelamerika zurückgekehrt, von der sie lange geträumt hatten. Die junge Frau arbeitete als Führerin für Weltraumforschung und Astronomieaktivitäten im GrooveTech-Komplex in der Region Eschkol im Süden Israels.

Arbels Vater Yehi Yehoud bezeichnet seine Tochter als »Vogel unserer Seele«. Die Familie habe verschiedene Arten von Ängsten, erklärt er. »Wir sind sehr besorgt um Arbels Schicksal, weil sie eine Frau ist, und fürchten, dass sie psychischen, körperlichen oder sexuellen Missbrauch erlebt.« Wenn das Kind in Gefangenschaft ist, habe man das Gefühl, als würde ein Glied fehlen«, so der Vater. »Das Herz ist immer bei ihr.«

Die Mutter von Agam Berger zählte die Minuten
Agam BergerFoto: Sabine Brandes

Die Mutter von Agam Berger zählte während der Geiselhaft jeden Tag die Minuten. Nicht die Tage, nicht die Stunden, »sondern jede Minute, die mein Geist und mein Körper unter ständigen, unerträglichen Schmerzen leiden, während ich darauf wartete, dass meine Tochter nach Hause kommt«. Diese herzzerreißenden Worte stammen von Meirav Berger, der Mutter der mittlerweile 21-jährigen Soldatin Agam Berger, die am 7. Oktober von Hamas-Terroristen brutal aus ihrer Armeebasis Nahal Oz entführt wurde. Es sei »purer Terror, ein wahrer Albtraum voller Einsamkeit und so viel Schmerz«.

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Allein bei dem Gedanken an das, was Agam, eine talentierte Geigenspielerin, ertragen hat, erschaudert sie. »Es mag verrückt klingen, diese Minuten zu zählen, aber wenn es Ihre Tochter oder Schwester wäre, würden Sie die Minuten ebenfalls verstreichen sehen.«

Ende November 2023 wurde eine andere Geisel mit demselben Vornamen im Rahmen eines Abkommens freigelassen, und zwar Agam Goldstein-Almog. Einen der ersten Anrufe, den sie danach tätigte, galt den Eltern von Agam Berger. »Ich musste zu Ihrem Geburtstag anrufen. Ihre Tochter bat mich zu gratulieren«, sagte die gerade freigelassene junge Frau zu Shlomi Berger, Agams Vater, woraufhin dieser einen Schrei ausstieß, als ihm klar wurde, dass er gerade eine Nachricht von seiner Tochter erhielt.

»Ich glaube, sie wird da rauskommen«, sagte der zu Tränen gerührte Mann. Und die freigelassene Agam antwortete: »Das wird sie. Das wird sie ganz sicher.« Goldstein-Almog erzählte den verzweifelten Eltern, dass ihre Tochter ihren Mitgeiseln ein großer Trost sei. »Sie hat allen Mädchen die Haare geflochten, ich trage immer noch die Zöpfe, die sie mir gemacht hat«, berichtete sie ihnen und fügte hinzu: »Ich habe letzte Nacht neben ihr geschlafen, wir haben uns aneinander gekuschelt.« Monate später sagte Shlomi Berger im israelischen Fernsehen, dass dies das erste – und bislang letzte – Lebenszeichen war, dass die Eltern von ihrer Tochter erhalten hatten.

Gadi Mozes ist ein renommierter Agronom
Gadi MozesFoto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Mozes ist am 7. Oktober aus dem Kibbuz Nir Oz entführt worden. Seine Lebensgefährtin Efrat Katz wurde beim Massaker der Hamas von Terroristen ermordet. Mozes Exfrau Margalit Mozes war ebenfalls Geisel der Hamas. Sie wurde während des ersten Geiseldeals im November 2023 freigelassen.

Mozes wurde in Hadera geboren und zog vor sechs Jahrzehnten in den Kibbuz. Er arbeitete in der Landwirtschaft und wurde schließlich ein angesehener Agronom, der Generationen von Farmern im Kibbuz ausbildete und weltweit, vor allem in Entwicklungsländern, Fortbildungen in Bewässerung und Pflanzenanbau gab. Der 80-Jährige hat die israelische und die deutsche Staatsbürgerschaft.

Fast zwei Monate nach dem Angriff vom 7. Oktober veröffentlichte die Terrorgruppe Islamischer Dschihad ein Propagandavideo. Mozes wurde zusammen mit Elad Katzir gezeigt. Seine Familie sorgte sich anschließend sehr: »Mein Vater sieht sehr dünn aus. Normalerweise ist er ein sehr fröhlicher und lebhafter Mensch, aber hier sieht man die Tränensäcke unter seinen Augen, sein Gesundheitszustand ist nicht gut«, sagte sein Sohn Yair Mozes damals.

»Wir wissen nichts über seinen Zustand in Gefangenschaft, und das ist eines der schwersten Dinge. Jemand, den man so sehr liebt, und man hat keine Ahnung, was mit ihm passiert.« Die Familie beschreibt Gadi Mozes als engagierten Vater und Großvater. »Er nimmt die Enkelkinder mit ins Schwimmbad, auf Ausflüge und zeigt ihnen auf den Feldern, was Kartoffeln und Karotten sind.«

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