Jerusalem

Chanukka-Wunder im Keller

Statt eines Feiertagsgrußes war es wohl eher ein Fluch, den die Hasmonäer an Chanukka voller Wucht über die Stadtmauern schossen. Er liegt heute eingraviert in ein Wurfgeschoss aus Blei in der Davidszitadelle in Jerusalem. Zwar sei das Rätsel um den genauen Wortlaut noch nicht gelöst, »doch zu diesen Zeiten schickte man seinen Feinden gern Flüche in Form von Geschossen«, weiß die Archäologin des Museums, Reut Kozak.

Zu den antiken Artefakten, die auf dem Tisch des Museums aufgereiht sind, gehören neben zwei Wurfgeschossen mit Gravur auch Dutzende Pfeilspitzen aus Bronze und Eisen. Die bronzenen Stücke sind erstaunlich gut erhalten, die griechischen Buchstaben Beta und Epsilon deutlich zu erkennen, ein Monogramm. Dass die Gegenstände, die mehr als zwei Jahrtausende in der Erde lagen, nahezu unversehrt sind, ist schon an sich eine Sensation.

historie Doch das eigentliche Wunder, das die Pfeilspitzen rechtzeitig zu Chanukka ans Licht der Öffentlichkeit brachte, ist die Art, wie sie (wieder) auftauchten. Ursprünglich wurden die 2200 Jahre alten Waffen bereits bei Ausgrabungen in den 70er- und 80er-Jahren an dieser Stelle gefunden. Bei seiner Eröffnung 1989 aber habe das Museum die Historie der Stadt hauptsächlich anhand von Technologie erzählt.

»Es war ein anderes Konzept als heute. Das Gebäude war das Original, aber in der Ausstellung gab es vor allem Bildschirme«, erzählt Eilat Lieber, Direktorin und Chefkuratorin. »In den 80ern war multimediale Darstellung neu und aufregend. Heute wollen wir zurück zur Authentizität. Denn Originale aus der Vergangenheit verbinden die Besucher mit der Geschichte, die wir hier erzählen – die von Jerusalem.«

Derzeit wird das gesamte Geschichtsmuseum umgestaltet. Doch für das neue Konzept müssen echte Artefakte her, die die Mitarbeiter im ganzen Land suchen. Denn entsprechend dem israelischen Antiquitätengesetz gehört alles, was gefunden wird, der Altertumsbehörde IAA, die es an die verschiedenen Museen verleiht. »Wir haben wieder und wieder angefragt, ob sie Stücke für uns haben, bis sie es nicht mehr hören konnten«, erinnert sich die Direktorin mit einem Schmunzeln.

»Es war, als hätten wir einen verborgenen Schatz aufgetan.«

Reut Kozak

Im Rahmen des Umbaus ging sie eines Tages in einen Lagerraum im Keller, um alte Klimaanlagen entsorgen zu lassen. »Als wir die großen Kästen wegschoben, sahen wir vier Pappkartons in der Ecke stehen. Eingestaubt und vergessen.« Vorsichtig öffnete Lieber die Boxen, lugte hinein und erspähte alte Pfeile und Geschosse. »Ich traute meinen Augen kaum. Es war unglaublich!« Sofort rief sie die Archäologin Renee Sivan an, die zum eigentlichen Ausgrabungsteam gehörte. »Ich schickte Fotos, und sie bestätigte, dass es tatsächlich die Originale sind, die sie einst mit ausgegraben hatte.«

kuratorin »Es war, als hätten wir einen verborgenen Schatz aufgetan«, erklärt die Archäologin Kozak. Die Konservatorin Jessica Lewinsky kümmerte sich anschließend darum, dass die alten Waffen ordnungsgemäß behandelt und für die Ausstellung vorbereitet wurden. Und Ravit Nenner-Soriano, Kuratorin für Archäologie, sorgt nun dafür, dass sie den Geschichten der alten Hasmonäer in den Glasvitrinen »Licht verleihen«. Die neue Dauerausstellung wird im Frühjahr 2023 eröffnet.

»Nach jahrelanger Planungs- und Vorbereitungsarbeit beginnt jetzt die spannende Phase der Umwandlung der alten Wachräume der Zitadelle in die neue Ausstellung«, freut sich die Direktorin. Präsentiert werden auch Öllampen und ein Goldring aus byzantinischer Zeit, etwa 500 Jahre nach den Hasmonäern, in den der siebenarmige Leuchter – die Menora – eingraviert ist. Dazu erklärt Nenner-Soriano: »Ein Symbol für die jüdische Präsenz in Zeiten, in denen das Kreuz die Region dominierte.«

Auch im Innenhof der imposanten Davidszitadelle, die sich direkt am Eingang zur Altstadt befindet, können Besucher Überreste aus der Zeit von vor mehr als 2200 Jahren bestaunen. Die Stadtmauer könnte genau diejenige sein, auf die im ersten Makkabäerbuch Bezug genommen wird: »Jonathan ließ sich in Jerusalem nieder und begann, die Stadt zu bauen und zu reparieren. Und er befahl den Arbeitern, die Mauern und den Berg Zion ringsherum mit quadratischen Steinen zur Befestigung zu bauen, und sie taten es.«

wurfgeschosse Von der Belagerung Jerusalems zeugen zudem stumme Zeugen auf dem Boden. Massive Wurfgeschosse aus Stein, manche bis zu 50 Kilogramm schwer, könnten Überreste der schweren Angriffe sein, die der Herrscher der Seleukiden, Antiochus VII., während der Zeit des hasmonäischen Königs Hyrkanos I. gegen Jerusalem ausführen ließ.

Im Moment ist im Museum alles auf Neubeginn eingestellt: Jede Woche kommen wertvolle Gegenstände für die Dauerausstellung an. »Und jedes einzelne Teil erinnert uns an eine andere Zeit und Kultur in Jerusalems langer und bunter Geschichte«, so Lieber. Sie sieht es als »Privileg«, mit Original-Artefakten aus der hasmonäischen Zeit gerade vor dem Lichterfest zu arbeiten. »Denn die Chanukka-Geschichte ist kein Märchen. Sie basiert auf historischen Ereignissen – und dafür haben wir jetzt einige Beweise mehr.«

Iran

Israel tötet neuen Militärstabschef nach nur vier Tagen im Amt

Ali Schadmani war am Freitag erst zum Nachfolger des beim ersten Angriff getöteten Alam Ali Raschid bestimmt worden

 17.06.2025

Nahost

Israel: Die Tötung Chameneis könnte den Krieg mit Iran beenden

Premier Benjamin Netanjahu: Wir tun, was wir tun müssen

 17.06.2025

Krieg

Israel nimmt weiter militärische Ziele im Iran ins Visier. Teheran attackiert die israelische Zivilbevölkerung

Die Nacht im Überblick

 17.06.2025 Aktualisiert

Teheran

Israel greift iranischen Staatssender an

Einen halben Tag lang herrschte Ruhe in der iranischen Hauptstadt. Dann flog Israels Luftwaffe neue Angriffe. Der Angriff auf IRIB wird live ausgestrahlt

 16.06.2025

Schmuggel

Ein Löwenbaby per Drohne

Israelische Behörden sind in der Negevwüste einem offenbar groß angelegten illegalen Handel mit exotischen Tieren auf der Spur. Sogar Giraffen sollen dabei sein

von Sabine Brandes  16.06.2025

Kommentar

Der Öl-Preis muss fallen, damit die Mullahs stürzen

Wenn der Preis für Rohöl auf unter 10 US-Dollar fällt, gehen die Saudis nicht pleite, aber der Revolutionsführer Khamenei sehr wohl. Putin übrigens auch.

von Saba Farzan  16.06.2025

Krieg gegen Iran

In Israel zählt man die Minuten

Jeden Moment kann der Alarm losheulen, dann bleiben nur wenige Minuten, um zum Bunker zu eilen. Während die Straßen wie ausgestorben sind, spielt sich das öffentliche Leben in den Schutzräumen ab

von Sabine Brandes  16.06.2025

Luftfahrtmesse

Frankreich schließt israelische Stände

Die Betreiber sollen entgegen der Auflagen Angriffswaffen ausgestellt haben

 16.06.2025

Jerusalem/New York

Netanjahu: Iranisches Regime will Trump töten

In einem Interview mit »Fox News« spricht der Ministerpräsident auch über den Krieg gegen das iranische Regime und dessen Atomprogramm

 16.06.2025