Nachrichten

Besuch, Petition, Stress

Maskenfrei und Spaß dabei: Pride Parade in Tel Aviv Foto: Flash 90

Besuch
Zum ersten Mal seit 15 Monaten waren Journalisten aus Europa in Israel gelandet, um über eine Veranstaltung zu berichten. Es war die Pride Parade, die am vergangenen Freitag in Tel Aviv gefeiert wurde. Die Journalisten aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich und Italien waren Gäste des Tourismusministeriums und wurden freudig begrüßt. Einige von ihnen sind spezielle Berichterstatter für die LGBTQ+-Gemeinde in ihren Ländern. Zehntausende Israelis waren gekommen, um in den Straßen von Tel Aviv die Rechte von Schwulen und Lesben zu feiern und die Regenbogenfahne zu hissen. Vor der Corona-Pandemie waren bis zu 25.000 ausländische Touristen zur Pride Parade nach Israel gereist. In diesem Jahr fand sie fast ausschließlich mit einheimischen Besuchern statt.

Drohungen
Idit Silman von der Rechtspartei Jamina berichtet, dass sie dauerhaft Telefonanrufe und Textnachrichten erhält, in denen ihr mit dem Tod gedroht wird. Gegner der Einheitsregierung haben mehrfach von ihr gefordert, sich nicht an der neuen Koalition zu beteiligen. Silman gab zu verstehen, dass in den Botschaften ausdrücklich ihr Leben und das von Familienmitgliedern bedroht wird. »Diese Drohungen gegen mich und meine Familie sind das Ergebnis von geplanten und noch nie da gewesenen Attacken von Mitgliedern der Opposition«, so die Parlamentarierin. »Beenden Sie diese gefährliche und nicht akzeptable Hetze!« Auch Außenminister Yair Lapid äußerte sich. Er bezeichnete die Vorfälle als Überschreitung jeglicher Grenzen und als Verbrechen.

Petition
In der vergangenen Woche reichte die Bar-Ilan-Universität eine Petition am Obersten Gericht in Israel ein. Darin wird gefordert, dass das Bildungsministerium ein Pflichtschulfach einführt, das Demokratie, Menschenrechte und Koexistenz lehrt – in allen Schulen und allen Altersgruppen, so die Forderung. Die Petenten argumentieren, dass das Ministerium in der Vergangenheit systematisch in diesem Bereich versagt und jahrzehntelang seine gesetzliche Verpflichtung nicht erfüllt habe, dieses Fach einzuführen – trotz mehrfacher Aufforderung von der Knesset, dem staatlichen Kontrolleur und öffentlichen Komitees.

Evakuierung
Die israelischen Behörden bereiten sich offenbar auf die Evakuierung der illegalen jüdischen Siedlung Evyatar im Westjordanland vor. Das berichten mehrere israelische Medien. Spätestens in einer Woche solle der Außenposten verschwunden sein, heißt es. Sonst, meinen Vertreter des Verteidigungsapparats, werde es dadurch große Gefahren im Sicherheitsbereich geben. Der Entscheidung waren lange Verhandlungen zwischen Politik und Verteidigungseinrichtungen vorausgegangen. Rechtsextreme Aktivisten drohten der Regierung, dass die Evakuierung nicht ohne Gegenwehr vonstattengehen werde. Es wird eine der ersten Bewährungsproben der neuen Einheitsregierung unter Premierminister Naftali Bennett von der Rechtspartei Jamina sein.

Spiel
Der Fußballverein FC Barcelona soll im August die Fans in Israel verzücken. Am 4. August soll er im Teddy-Stadion gegen einen der heimischen Topvereine, Beitar Jerusalem, spielen. Veranstaltet wird das Match von der Jerusalemer Stadtverwaltung. Es wird erwartet, dass die Spieler aus Spanien die heiligen Stätten der Stadt besuchen werden. Angeblich soll sich auch der kommende Staatspräsident, Isaac Herzog, mit den Kickern des weltberühmten Klubs treffen. Beitar steht derzeit auf dem dritten Platz der israelischen Liga.

Stress
Die Ben-Gurion-Universität hat eine Methode entwickelt, um Symptome zu erkennen, die mit dem dauerhaften Stress durch Raketenangriffe und andere Sicherheitsbedrohungen zusammenhängen. Derzeit gibt es dafür noch keine diagnostischen Kriterien. In der Studie wurden drei Faktoren beschrieben: Erschöpfung und Absonderung sowie Wut und das Gefühl, betrogen zu werden. Außerdem Angst und Hilflosigkeit. »Einer ständigen Lebensgefahr ausgesetzt ist man dann, wenn die Menschen mit Terror, dauerhafter Kriminalität und Bürgerkrieg leben«, erläutert die leitende Wissenschaftlerin Aviva Goral von der Fakultät für öffentliche Gesundheit. Die Studie wurde von Dezember 2016 bis Februar 2017 mit 313 Erwachsenen durchgeführt, die am Rand des Gazastreifens in israelischen Ortschaften leben und durch Raketenbeschuss von palästinensischen Extremisten bedroht sind.

Nahost

Bericht: Mossad verweigerte Doha-Angriff

Dem Luftangriff gegen die Hamas-Anführer in Katar gingen offenbar schwerwiegende Meinungsverschiedenheiten zwischen Regierung und Geheimdienst voran

von Sabine Brandes  15.09.2025

Gazakrieg

Wie sich Emily Damari den Terroristen widersetzte

Die ehemalige Geisel hat in London über ihre Gefangenschaft in Gaza gesprochen und darüber, wie sie trotz schrecklicher Bedingungen eine »aktive Rolle« einnehmen konnte

 15.09.2025

Nahost

Netanjahu nennt Kritik nach Angriff in Katar »Heuchelei«

US-Außenminister Rubio trifft nach Israels Angriff auf die Hamas in Katar Netanjahu. Die USA wollen laut Rubio »unabhängig davon, was geschehen ist« weiterhin die drängenden Probleme der Region lösen

 15.09.2025

Luftfahrt

Schlägerei während Flugs von Tel Aviv nach Bukarest

Israelische Passagiere prügeln sich. Anschließend gibt es Bußgelder. Medien berichten über mutmaßlich religiöse Motive

 15.09.2025

Gaza

»Guy ist menschlicher Schutzschild der Hamas«

Die Angehörigen der Geiseln flehen, dass die israelische Militäroperation in Gaza-Stadt nicht durchgeführt wird

von Sabine Brandes  15.09.2025

Geiseln

Blind, allein, dem Tode nah

Die Hamas hat ein neues Propagandavideo verbreitet, das Guy Gilboa-Dalal und Alon Ohel in Gaza-Stadt zeigt. Die Angehörigen befürchten das Schlimmste

von Sabine Brandes  15.09.2025

Israelische Studie

Intensive Social-Media-Nutzung im Krieg verstärkt Angst

Soziale Netzwerke haben im Krieg eine paradoxe Rolle: Sie sind zugleich Quelle für Zusammenhalt und emotionale Belastung

 15.09.2025

Nahost

Armeechef kritisiert fehlende Strategie

»Der Regierungschef sagt uns nicht, wie es weitergehen soll. Wir wissen nicht, worauf wir uns vorbereiten sollen«, sagt Eyal Zamir

 15.09.2025

Jerusalem

Marco Rubio in Israel: Schadensbegrenzung nach Angriff in Katar

»Der Präsident war nicht glücklich darüber«, sagt der US-Außenminister über den Schlag gegen die Hamas in Doha

 15.09.2025