Glossar

Schalom Bajit

Die jüdische Ehe ist von Frieden, Fürsorge, Liebe und gegenseitigem Respekt geprägt. Dazu kann der Mann entscheidend beitragen, wenn er seine Hosen selbst bügelt. Foto: Thinkstock

Schalom Bajit, oder auch Sch’lom Bajit, ist der jüdische religiöse Begriff für häusliche Harmonie und gute Beziehungen zwischen Eheleuten und heißt wörtlich übersetzt »Frieden im Haus«. Er sollte sich in Einheit, Vollständigkeit und Erfüllung manifestieren. Daher ist die traditionelle jüdische Ehe von Frieden, Fürsorge, Liebe und Respekt geprägt und gilt als heilig. Es wird angenommen, dass die Gegenwart G’ttes nur in einem reinen und liebevollen Zuhause weilen kann.

Der freundliche Umgang mit anderen Menschen ist einer der wichtigsten Grundsätze des Judentums. Schalom Bajit heißt, dass wir immer daran arbeiten sollen, diesen Frieden in unserem Heim zu mehren und zu sichern. Eltern sollten miteinander und mit ihren Kindern liebevoll und fürsorglich umgehen, auch um ihnen Vorbild zu sein.

Notlügen Im jüdischen Denken und Recht ist Schalom Bajit ein derart wichtiges Ziel, dass wir manchmal, in sehr schwierigen Situationen, sogar Regeln brechen dürfen. Um den Frieden zwischen den Menschen zu erhalten, sind zuweilen kleine Notlügen gestattet, wenn die Wahrheit zu mehr Zwietracht führen würde als die Unwahrheit.

Im 1. Buch Mose 18, 10–16 lesen wir in einer Geschichte über Awraham und Sara, dass ein G’ttesbote zu ihnen kam und verkündete, sie würden bald ein Kind bekommen, ihr erstes. Nun waren Awraham und Sara bereits sehr alt. Sara war über die Nachricht äußerst überrascht. Sie lachte und flüsterte vor sich hin: »Könnte es wirklich geschehen, dass ich ein Kind bekomme, wo Awraham doch so alt ist?« Später erzählte G’tt Abraham, laut einer Aggada, was Sara gesagt hatte – doch veränderte der Ewige ihre Worte. Und so lesen wir in der Tora, Sara habe gesagt: »Könnte es wirklich geschehen, dass ich ein Kind bekomme, da ich doch so alt bin?«

Warum hat G’tt Saras Worte verändert? Unsere Weisen lehren uns, dass G’tt Awraham nicht kränken wollte und auch nicht, dass Awraham einen Streit mit Sara anfing. Und so griff der Ewige zu einer kleinen Notlüge. Diese Geschichte lehrt, dass Schalom Bajit dermaßen wichtig ist, dass es manchmal besser ist, ein klein wenig zu lügen, um einen großen Streit zu vermeiden.

Zohar Wie können wir Schalom Bajit ausüben und dadurch den Frieden unter den Menschen in unserem Heim bewahren? Im Zohar, einem mystischen Buch der jüdischen Tradition, lesen wir eine Geschichte über Moses Bruder Aharon, den ersten Kohen. Der Zohar lehrt, dass Aharon zum Hohenpriester bestimmt wurde, weil er dafür bekannt war, Frieden zwischen Ehemännern und Ehefrauen sowie zwischen Nachbarn und Freunden zu stiften.

Wenn Aharon zwei Menschen streiten sah, suchte er sie kurz darauf einzeln auf. Er erzählte jedem von ihnen, wie schlecht sich der andere wegen des Streits fühlte, und dass er alles wiedergutmachen wolle. Dann, wenn die beiden Zerstrittenen einander wiedersahen, beendeten sie den Streit, und es herrschte wieder Eintracht unter ihnen.

Ein Grund, warum Schalom Bajit als ein so hoher jüdischer Wert gilt, ist, dass es nicht einfach ist, zu allen Menschen um uns herum nett und freundlich zu sein. Selbst unter den Erzvätern und ihren Nachkommen – Jizchak und Jischmael, Jakow und Esaw, Josef und seinen Brüdern – gab es Konflikte und Kämpfe. Die Tugend von Schalom Bajit lehrt uns, Friedensstifter zwischen den Menschen zu sein.

Schabbattisch
Wir sind angewiesen, daran zu arbeiten, Streitigkeiten unter den Menschen auf friedliche Art und Weise zu lösen. Wenn wir streiten oder wenn wir andere streiten sehen, müssen wir immer versuchen, einen Weg zu einer friedlichen Lösung des Konflikts zu finden. In meiner Familie wird von Generation zu Generation ein Satz meines Ururgroßvaters weitergegeben: »Schalom Bajit ist, wenn die Familie am Schabbattisch versammelt ist und sich beseelt fühlt, gemeinsam Semirot zu singen.«