Glossar

Pidjon Ha-Ben

»Ich möchte meinen erstgeborenen Sohn statt der fünf Schekel, die von mir als Rückzahlung verlangt werden.« Foto: Marco Limberg

Ursprünglich waren die erstgeborenen Söhne für den Tempeldienst vorgesehen. Doch nach dem Vorfall mit dem Goldenen Kalb, an dem allein der Stamm Levi nicht beteiligt war, setzte G’tt diesen Stamm für den Dienst im Tempel ein.

Wenn in einer Familie ein Sohn als Erstgeborener auf die Welt kommt, muss sein Vater ihn symbolisch bei einem Kohen, einem Priester, auslösen. Denn der übernimmt die Aufgabe, die ursprünglich diesem Erstgeborenen zugedacht war. Der Vater muss dem Kohen also ein Lösegeld zahlen.

Auslösung Obwohl der Kohen heute keine Tempeldienste mehr verrichten kann, halten wir die Hoffnung aufrecht, dass er seine heiligen Aufgaben eines Tages vielleicht doch wahrnehmen wird. Dieser Gedanke ist Teil unserer messianischen Hoffnung.
Das kurze Ritual der Auslösung wird als »Pidjon Ha-Ben«, wörtlich: »Auslösung des Sohnes« bezeichnet.

Normalerweise wird das Ritual am 31. Tag nach der Geburt durchgeführt, jedoch nicht an einem Schabbat, da es ja hier zum Austausch von Geld kommt. Die Auslösung erfolgt durch die Entrichtung einer geringen Summe an einen, vorzugsweise gesetzestreuen, Kohen. In der Regel ist es eine Silbermünze im Wert von etwa 100 Gramm Silber, in biblischen Zeiten waren es fünf Silberschekel. »Sie sollen’s aber lösen, wenn’s einen Monat alt ist. Und sollst es zu lösen geben um Geld, um fünf Silberlinge« (3. Buch Moses 18,16).

Diese Mizwa hat aber auch einen tieferen Grund: Sie soll uns an den Auszug aus Ägypten erinnern, als bei der zehnten Plage die ägyptischen Erstgeborenen sterben mussten, G’tt jedoch die jüdischen Jungen verschonte. »Denn alle Erstgeburt unter den Kindern Israel ist Mein … seit der Zeit, da Ich alle Erstgeburt in Ägyptenland schlug … und nahm die Leviten an für alle Erstgeburt unter den Kindern Israel« (4. Buch Moses 8, 17-18).

Kohen Wer genau ausgelöst werden muss, ist präzise geregelt: Wenn die Mutter die Tochter eines Leviten oder eines Kohen, oder der Vater ein Levit oder Kohen ist, so ist die Auslösung nicht erforderlich. Sollte die Mutter Tochter eines Kohen sein, jedoch mit einem Nichtjuden verheiratet, so muss der Sohn trotzdem ausgelöst werden.

Ein Kind, das durch Kaiserschnitt geboren wurde, muss nicht ausgelöst werden. Denn der Erstgeborene ist jener Sohn, der als Erster aus dem Schoß seiner Mutter kommt. Wenn zuerst eine Tochter geboren wird, dann ist die Auslösung eines nachfolgenden männlichen Kindes nicht notwendig.

Wie verläuft nun das Ritual des Pidjon Ha-Ben? Der Vater des Erstgeborenen bringt das Kind zum Kohen (die Auslösung durch einen Rabbiner kann nur dann erfolgen, wenn dieser auch ein Kohen ist), teilt ihm mit, dass das Kind ein Erstgeborener ist, und spricht wie folgt: »Meine jüdische Frau hat mir diesen erstgeborenen Sohn geschenkt.« (Selbst wenn der Säugling nicht der Erstgeborene seines Vaters ist, aber der seiner Mutter, muss er ausgelöst werden.)

Schekel Der Kohen stellt ihm daraufhin die traditionelle Frage: »Was ist dir lieber – dein erstgeborener Sohn oder die fünf Schekel, die du verpflichtet bist, mir für die Rückgabe dieses erstgeborenen Sohnes zu geben?« Der Vater antwortet dann: »Ich möchte meinen erstgeborenen Sohn statt der fünf Schekel, die von mir als Rückzahlung verlangt werden.«

Während der Vater dem Kohen das Geld für die Auslösung überreicht, spricht er: »Gesegnet seist Du, G’tt, unser G’tt, König des Universums, der uns geheiligt hat mit Seinen Geboten und uns die Auslösung eines Sohnes befohlen hat.« Und dann spricht er: »Gesegnet seist Du, G’tt, unser G’tt, König des Universums, der uns Leben und Bestand gegeben und uns diese Zeit hat erreichen lassen.« In den meisten Familien gibt es danach ein festliches Mahl, das am Nachmittag beginnt und sich bis in den Abend hineinzieht.