Glossar

Hüte

Ein jüdischer Brauch, der sich ab der talmudischen Zeit immer weiter ausbreitete und schließlich Gesetz wurde, besagt, dass Männer ihre Köpfe bei kultischen Handlungen bedecken sollen

von Noemi Berger  14.01.2013 19:09 Uhr

Das Bedecken des Kopfes drückt die Demut gegenüber der Herrschaft G’ttes aus. Foto: Flash 90

Ein jüdischer Brauch, der sich ab der talmudischen Zeit immer weiter ausbreitete und schließlich Gesetz wurde, besagt, dass Männer ihre Köpfe bei kultischen Handlungen bedecken sollen

von Noemi Berger  14.01.2013 19:09 Uhr

Ein jüdischer Brauch, der sich ab der talmudischen Zeit immer weiter ausbreitete und schließlich Gesetz wurde, besagt, dass Männer ihre Köpfe bei kultischen Handlungen bedecken sollen. Später wurde es üblich, jederzeit eine Kopfbedeckung zu tragen. Eine feste Quelle dafür scheint Rabbi Isaak Or Sarua aus Wien (um 1180 – um 1250) zu liefern, der in seinem Werk das Tragen des Huts erwähnte. Das Bedecken des Kopfes drückt die Demut gegenüber der Herrschaft G’ttes aus.

In den unterschiedlichen Höfen der Chassidim haben sich die Kopfbedeckungen und die Art, sich zu kleiden, mannigfach entwickelt. Dadurch wurden Identität und Gruppenzugehörigkeit zum Ausdruck gebracht.

Chassidim So sind zum Beispiel die Satmarer an ihren Knickerbockern, weißen Strümpfen und flachen Filzhüten zu erkennen. Die Hüte der Bobower Chassidim erinnern an die guten alten Homburgs. Und »Litwaks«, die nichtchassidischen, mitnagdischen Juden aus Litauen, kann man an ihren Filzhüten mit den sehr breiten Krempen erkennen. Die meisten Hüte sind weit genug, um darunter noch eine schwarze Samtkippa tragen zu können.

Chassidische Hüte werden insbesondere durch die Kriterien »glatt« oder »aus Biberhaar« beziehungsweise »hoch« oder »flach« klassifiziert. Der glatte Hut ähnelt der Oberfläche der säkularen Filzhüte. Die Biber-Ausführung fühlt sich hingegen pelziger an.

Die Satmarer Chassidim, die ihre Ursprünge in Ungarn haben (in der heute im Nordwesten Rumäniens gelegenen Stadt Satu Mare), sind mehr oder weniger die Einzigen, die flache Hüte tragen. Lubawitscher und Gerer Chassidim haben nur glatte Hüte.

Es gibt aber auch chassidische Gruppen, die nicht immer leicht an ihrer Kleidung zu erkennen sind, wie zum Beispiel die Wischnitzer oder die Modschitzer. Und nicht jeder, der ein chassidisches Gewand und einen entsprechenden Hut trägt, muss auch tatsächlich einer der Gruppierungen angehören. Manchmal ist das Tragen eines bestimmten Huts lediglich Ausdruck der Sympathie für einen bekannten oder berühmten Rebben.

Borsalino Die Lubawitscher tragen keine spezifisch chassidischen Hüte, sondern vorzugsweise schwarze Fedoras der Marke »Borsalino«, wie sie auch von nichtchassidischen, charedischen Juden getragen werden. Der Fedora ist ein weicher Filzhut, der längs der Krone nach unten geknickt und an der Vorderseite an beiden Seiten eingekniffen ist. In den USA wird dieser Stil manchmal auch als »yeshivish« bezeichnet.

Man erzählt, dass der letzte Lubawitscher Rebbe das Tragen von Strejmln keineswegs bevorzugte. Durch Tragen eines normalen Hutes hätte man einen leichteren Zugang zu denjenigen Juden, die sich von der jüdischen Lebensform entfernt hatten. Schließlich gilt es als Hauptmerkmal der Lubawitscher, diese Menschen zu Tora und Mizwot zurückzuführen.

Bei vielen Chassiden unterscheidet sich die Kopfbedeckung für die Wochentage von der am Schabbat und an Feiertagen. Am Schabbat tragen verheiratete Männer Strejmls, große Kappen, die von Fuchsschwanzpelzen umrundet und je nach Gruppenzugehörigkeit in unterschiedlicher Höhe und Form gestaltet sind. Der Strejml wird auch zu besonderen Festen wie Hochzeiten getragen. In vielen Familien ist es üblich, dass die Braut dem Bräutigam zur Hochzeit einen Strejml schenkt.