Politik-Konferenz

Israel im Wandel

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin Foto: Flash90

Einmal im Jahr trifft sich alles, was auf dem politischen Parkett Rang und Namen hat, in einer Kleinstadt vor den Toren von Tel Aviv. Bei der Herzlija-Konferenz am Sonntagabend traten sie alle auf: Vertreter der Regierung wie der Opposition – und auch der Präsident des Staates.

Kurz bevor die Konferenz eröffnet wurde, schossen Terroristen erneut eine Rakete aus dem Gazastreifen nach Israel. Dieses Mal erreichte sie fast die große Hafenstadt Aschkelon. Sie landete in einem offenen Feld, Schaden entstand nicht.

Zuvor hatte das israelische Militär zwei Raketenabfangsysteme im Süden des Landes aufgebaut. Die Armee geht davon aus, dass auch hinter diesem Anschlag eine extreme Salafistenvereinigung steckt, die sich zum Islamischen Staat (IS) bekennt und gegen die Hamas in Gaza kämpft.

Ordnung In Herzlija jedoch wurden jedoch keine tagespolitischen Geschehnisse diskutiert. Hier geht es meist um gesellschaftspolitische Fragen. Die Teilnehmer tun ihre Einstellung kund und widmen sich dem Thema, das ihnen im Augenblick am wichtigsten scheint. Präsident Reuven Rivlin etwa sprach von einer »neuen Ordnung in Israel«.

»Die israelische Gesellschaft verändert ihr Gesicht. Und diese Änderungen werden unsere Identität als Israelis modifizieren«, so der Präsident. Er erläuterte, dass dieser Wandel einen schwerwiegenden Einfluss darauf haben werde, »wie wir uns selbst und unsere nationale Heimat sehen«.

»Ob es uns gefällt oder nicht, die Struktur der israelischen Gesellschaft befindet sich im Wandel.« Erste Schuljahrgänge setzen sich heute im Durchschnitt aus 38 Prozent säkularen und 15 Prozent nationalreligiösen Juden, knapp einem Viertel arabischen Kindern sowie einem Viertel ultraorthodoxen Mädchen und Jungs zusammen. »Es existieren keine klaren Mehrheiten oder Minderheiten mehr«, so Rivlin.

Staat Das Land müsse aufgrund dieser Tatsache den säkular-liberalen Charakter des Staates Israel und die zionistische Auffassung abwägen und fragen: »Sind wir in der Lage, zu akzeptieren, dass zwei große Gruppen, die bald die Hälfte unserer Bevölkerung ausmachen werden, sich nicht als Zionisten bezeichnen?« Rivlin bezog sich dabei auf die arabischen Israelis und die ultraorthodoxen Juden.

»Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, ist die gegenwärtige Situation gar nicht existenzfähig«, meinte Rivlin sogar. Denn dass die Hälfte der Bevölkerung kaum oder gar nicht arbeitet und damit dem Arbeitsmarkt fehlt, müsse dazu führen, dass Israel zu einem Entwicklungsland wird.

»Nicht nur, dass Kinder aus Beit El, aus Rahat, aus Herzlija oder aus Beitar Illit sich gar nicht begegnen – sie werden sogar mit völlig verschiedenen Ansätzen in Bezug auf die grundlegenden Werte und Charakteristika des Staates unterrichtet. »Israel braucht einen Weckruf«, mahnte Rivlin. »Der Staat muss sich dieser Herausforderung gemeinsam mit den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen stellen«.

Israel

Polizeiminister Ben-Gvir bei Autounfall verletzt 

 26.04.2024

Nahost

Neuer Geisel-Deal vor Operation in Rafah?

Noch immer sind mehr als 100 Geiseln in der Gewalt der Hamas

 26.04.2024

Geiseldeal

»Der Hamasnik sagte: Du kriegst meine Kinder«

Während eine Verhandlungsdelegation in Israel erwartet wird, berichtet eine junge freigelassene Geisel über ihr Martyrium

von Sabine Brandes  26.04.2024

Berlin/Gaza

Brief an Hersh Goldberg-Polin

Lieber Hersh, wir kennen uns nicht – und doch sind unsere Lebenswege verbunden ...

von Ruben Gerczikow  26.04.2024

Gaza

Neues Lebenszeichen von Hamas-Chef Al-Sinwar

Wo genau versteckt sich der palästinensische Terrorist?

 26.04.2024

Jerusalem/Berlin

Israel enttäuscht über Deutschlands Zusammenarbeit mit UNRWA

»Die Entscheidung, die Zusammenarbeit in Gaza zu erneuern, ist bedauerlich«

 25.04.2024

Israel

Offensive in Rafah: Zu Beginn mehrwöchige Evakuierung

Es handelt sich um die erste Phase des Bodeneinsatzes in der Stadt an der Grenze zu Ägypten

 25.04.2024

Pessach

Tausende beim Priestersegen an der Kotel

Die Kohanim beten für die Freilassung der Geiseln sowie das Wohlergehen der Soldaten und Sicherheitskräfte

von Sabine Brandes  25.04.2024

USA/Israel

Israel verurteilt Judenhass auf Campus-Demos

»Antisemitische Mobs haben führende Universitäten übernommen«, warnt Premier Netanjahu

 25.04.2024