Producers

Zweite Wahl

von Michael Wuliger

Es gibt eine deutsche Jeansmarke namens Mustang. Stoff, Schnitt und Verarbeitung sind einwandfrei. Aber wenn man die Hose trägt, fühlt sich das anders an als beim Original. Mustang ist nicht Levi’s.
Mit der deutschen Version von Mel Brooks’ Musical The Producers, die jetzt für zwei Monate im Berliner Admiralspalast läuft, ist es ähnlich. Musik, Handlung, Bühnenbild, Kostüme wurden fast 1:1 vom New Yorker Original übernommen. Das Ensemble vom Wiener Theater Ronacher spielt und singt professionell. Doch die Qualität der Broadway-Aufführung wird nie erreicht. Es fehlt der besondere Kick.
Der Grund ist ein fundamentales Missverständnis. In Wien und Berlin wird The Producers als Naziparodie gegeben. Das ist das Stück aber nicht. Um Mel Brooks selbst zu zitieren: »Deutsche und Österreicher glauben, dass mein Musical ein Hitler-Musical ist. Dabei geht es in dem Stück um zwei jüdische Gauner, die den größtmöglichen Broadway-Misserfolg produzieren wollen, damit sie mit dem übrigen Produktionsgeld nach Rio abhauen können. Das ist der Plot.«
In anderen Worten: Verarscht wird in The Producers primär nicht Hitler, sondern der Broadway. In New York ließ sich das wunderbar in Szene setzen. Alle Beteiligten – Produzenten, Autoren, Regisseure, Schauspieler und nicht zuletzt das Publikum – kannten sich mit diesem Sujet bestens aus. So erreichte die Aufführung dort jene lockere, mit viel Selbstparodie und (vor allem jüdischen) Insiderwitzen durchsetzte Doppelbödigkeit, die dem Stück seinen besonderen Pfiff gibt.
Das kann ein österreichisches Ensemble einfach nicht leisten. Ihm fehlt die natürliche Vertrautheit mit dem Stoff, aus der sich erst die Lockerheit des Spiels ergeben kann. Die Schauspieler in der deutschen Fassung sind nicht Broadway-Akteure, sie spielen sie nur. Und das merkt man. Es ist da wohl kein Zufall, dass die beste schauspielerische Leistung die von Herbert Steinböck ist, der einen bajuwarischen Altnazi gibt. Diese Rolle liegt einem Österreicher einfach mehr als die eines Juden. Aus demselben Grund auch gelingen im Admiralspalast wahrscheinlich die Naziszenen am besten. Da ist das Ensemble in seinem Element.
Erschwerend kommt hinzu, dass die vielen jüdischen Anspielungen des Originals, wo sie durch die Übersetzung nicht ohnehin verloren gegangen sind, bei einem nichtjüdischen Publikum auf taube Ohren fallen müssen. Die deutschsprachige Fassung verliert dadurch ein Gutteil ih-res Witzes. Bei der Berliner Premiere jedenfalls hat keiner über den schönen Na- men des fiktiven schwulen Regisseurs »Roger de Bris« gelacht.
Ensemble und Regie darf man aus alldem keinen Vorwurf machen. Wenn schon, gilt die Kritik dem veranstaltenden Theater. Man hätte The Producers besser dort gelassen, wo dieses fulminante Musical hingehört. Manche schönen Blumen gedeihen eben nur in heimischer Erde. Verpflanzt man sie, gehen sie ein. Mustang-Jeans sind keine Levi’s. Und die Berliner Friedrichstraße ist nun mal nicht der New Yorker Broadway.

Admiralspalast Berlin, bis 19. Juli
www.admiralspalast.de

Israel

Eli Sharabis Bestseller bald auch auf Englisch

Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 soll das Buch der ehemaligen Geisel veröffentlicht werden

von Sabine Brandes  10.07.2025

Genf

Türk verurteilt US-Sanktionen gegen Albanese

Der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Volker Türk, sprach von »Angriffen« und »Drohungen« gegen die umstrittene Italienerin

 10.07.2025

Der unter liberianischer Flagge fahrende Massengutfrachter "Eternity C" beim Untergang im Roten Meer am Mittwoch, den 9. Juli 2025.

Terror auf See

Tote nach Huthi-Angriff auf Handelsschiff

Die Huthi-Miliz im Jemen versenkt innerhalb von 24 Stunden zwei Schiffe auf dem Roten Meer

von Nicole Dreyfus  10.07.2025

Wien

Vor Treffen mit Sa’ar: Wadephul ermahnt Israel

Der Bundesaußenminister will sich weiter für einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln einsetzen, verlangt aber bessere humanitäre Hilfe in Gaza

 10.07.2025

Gaza

Das Dilemma des Deals

Premier Benjamin Netanjahu hat das Weiße Haus ohne ein Freilassungsabkommen für die israelischen Geiseln verlassen. Die Verhandlungen gehen weiter

von Sabine Brandes  09.07.2025

Berlin

Bundestagspräsidentin will Angehörige israelischer Geiseln treffen

In dieser Woche sind Angehörige der von der Hamas verschleppten Geiseln in Berlin. Am Dienstag kommt Bundestagspräsidentin Klöckner mit ihnen zusammen. Sie formuliert im Vorfeld klare Erwartungen

 07.07.2025

Magdeburg

Batiashvili und Levit mit Kaiser-Otto-Preis ausgezeichnet

Der Kaiser-Otto-Preis ist die höchste Auszeichnung der Stadt Magdeburg. Er wurde im Jahr 2005 anlässlich des 1.200-jährigen Stadtjubiläums zum ersten Mal verliehen. In diesem Jahr ging er an zwei Künstler, die sich gesellschaftlich engagieren

von Oliver Gierens  03.07.2025

Israel

Gideon Saar: Mehrheit der Regierung will Gaza-Deal

Israels rechtsextreme Minister Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich möchten einen neuen Gaza-Deal verhindern. Laut Außenminister Saar sind die meisten Regierungsmitglieder aber anderer Ansicht

 02.07.2025

Politik

Dobrindt in Israel - Treffen mit Netanjahu geplant

Innenminister: »Ich will zeigen, dass wir Israel als engsten Partner im Kampf gegen den Terror unterstützen.«

 28.06.2025