Biergarten

Würstchen, Mais und Wehmut

von Marina Maisel

Der Jüdische Biergarten im Jugend- und Kulturzentrum der IKG hat eine lange Tradition. Freude darüber, aber auch ein bißchen Abschiedswehmut war in diesem Jahr zu spüren. Das Fest war diesmal vor allem auf Mitarbeiter des Hauses beschränkt, das vor knapp einem Vierteljahrhundert, am 25. Februar 1983, eingeweiht worden war.
Zwei Institutionen teilen sich seither im freundlichen Miteinander dieses Haus. Mehr ins Innere der Gemeinde zielt die Kinder- und Jugendarbeit des Jugendzentrums unter seinem Leiter Stanislav Skibinski. Das Kulturzentrum sucht dagegen unter seiner Leiterin Ellen Presser eher den Austausch mit der Welt ringsum, zielt also nach außen und möchte das Judentum jüdischen und nichtjüdischen Menschen näherbringen. Die Arbeit beider Zentren hat sich häufig zum gegenseitigen Nutzen verbinden lassen.
Der Jüdische Biergarten, der von Beginn an zum Sommerprogramm gehört, ist ein Beispiel dieser glücklichen Verbindung. Koscheres Essen und natürlich ein koscherer Grill gehören seit dreiundzwanzig Jahren dazu. Im Haus ist die Küche milchig, weswegen man Fleisch und Fisch nur außerhalb des Gebäudes vorbereiten darf. »Wir haben immer die Leute eingeladen, die im Laufe des Jahres in unser Haus gekommen sind«, erzählte Ellen Presser, die Leiterin des Kulturzentrums. »Es waren immer vier- bis fünfhundert Leute, die uns an diesem Nachmittag besucht haben – jüdische und nicht- jüdische: Kinder, Jugendliche, Erwachsene.«
In diesem Jahr hat das Jugend- und Kulturzentrum einen großen Kinder-, Kultur- und Sporttag auf dem Maccabi-Gelände gefeiert (Jüdische Allgemeine vom 13. Juli). Darum haben die Organisatoren entschieden, zum Jüdischen Biergarten dieses Mal nur die Mitarbeiter, Pädagogen und engsten Freunde des Zentrums einzuladen. Und sie kamen alle: die Tanz- und Musikpädagogen, die Englisch- und Mathenachhilfe-Lehrer, die Hebräisch-Lehrerin, ein Fotograf – das ganze große Kollektiv, das das Leben für Münchener Kinder, Jugendliche und Erwachsene – egal ob jüdisch oder nicht – das Jahr über so ereignis- und lehrreich macht.
Auf besondere Weise ehrte das Jugend- und Kulturzentrum dieses Mal Mitarbeiter, die sonst nicht geehrt werden, die aber hauptamtlich, nebenberuflich und vor allem ehrenamtlich für die zwei Institutionen gearbeitet haben. Sie, die so oft namenlos bleiben, waren immer zur Stelle, wenn es nötig war und haben so viel wichtige Arbeit geleistet. Es war Ellen Presser ein großes Bedürfnis, gerade beim diesjährigen Biergarten allen diesen Menschen für ihre Arbeit ausdrücklich zu danken, weil es ein ganz besonderer Biergarten war, nämlich der letzte an diesem Ort. Ein kleiner Wermutstropfen, wie Ellen Presser zugibt: »Es ist ein bißchen traurig, daß wir nun zum letzten Mal in der Prinzregentenstraße feiern. Alles, was die Zukunft bringt, wird sicher neu, glänzend, toll und bestimmt schön – aber nicht so bescheiden, improvisiert und vertraut wie hier.«
Und es galt an diesem Nachmittag noch ein zweites Mal, Abschied zu nehmen. Felix Pertsovsky, ein Madrich des Jugendzentrums, geht für zwei Jahre nach Berlin an die Jeschiwa der Ronald S. Lauder Foundation, um seine Kenntnisse im Judentum weiter zu vertiefen. Stanislav Skibinski, der Leiter des Jugendzentrums, wünschte Felix viel Erfolg beim Lernen. Er tröstet sich und die anderen mit der Hoffnung, »daß Felix zurück nach München kommt«.
Der Blick richtete sich aber auch in die nahe Zukunft: Am Sonntag, dem 12. November, sind die Münchner zu einem Tag der Begegnung in das neue Jüdische Zentrum am Jakobsplatz eingeladen. »Dann«, so Ellen Presser, »brauchen wir wieder sehr viel Unterstützung. Ich denke, es werden sehr viele Besucher kommen. Genauso viele Helfer brauchen wir an diesem Tag, um die ganze Menge zu betreuen. Ja, so ist das: Heute bedanke ich mich bei den vielen Helfern, die dieses Fest mitgestalteten – und schon wieder bitte ich darum, daß sie uns bei den nächsten Aktivitäten helfen.«

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