Norbert Hofmann

»Wir halten am Dialog fest«

»Wir halten
am Dialog fest«

Pater Norbert Hofmann über die jüdisch-katholischen Beziehungen

Pater Hofmann, im jüdisch-katholischen Verhältnis ist von »Irritationen« die Rede. Wie würden Sie das derzeitige Klima bezeichnen?
hofmann: Durchaus als gut. Wir haben seit 42 Jahren, seit der Konzilserklärung Nostra Aetate, die Beziehungen zum Judentum systematisch aufgebaut. Wir halten am Dialog fest. Papst Benedikt XVI. ist sehr bemüht, die Beziehungen zum Judentum zu vertiefen.

Für Irritationen sorgt die Wiedereinführung der Tridentinischen Liturgie. Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch meint, dass der »Geist des kirchlichen Antisemitismus« durch diese Messe weht.
hofmann: Der Papst hat diese Art der lateinischen Messe als eine mögliche, aber nicht ausschließliche Form bezeichnet. Nach wie vor wird grundsätzlich an der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils mit dem herkömmlichen Ritus festgehalten. Worauf sich Frau Knobloch bezieht, ist die Karfreitagsfürbitte von 1962 in diesem Ritus, mit dem Gebet für die Bekehrung der Juden. Dort ist die Rede davon, dass die Juden verblendet wären und in Finsternis wandelten. Das ist in jedem Fall unvereinbar mit Nostra Aetate. Wir haben Mitte Juli ein Kommuniqué herausgegeben, dass sich die Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum des Vatikans in den Adaptionen bemüht, dieses Gebet von 1962 durch das neue von 1970 zu ersetzen. Die Kritik von Frau Knobloch ist also zum Teil berechtigt. Die Chancen stehen aber gut, dass entsprechend dieser Kritik die Dinge geändert werden.

Für Irritation sorgte auch, dass der Papst unlängst den Direktor von Radio Maryja, dessen Programm durch antisemitische Ausfälle bekannt ist, empfangen hat.
hofmann: Dass der Papst jemanden empfängt und ihm die Hand gibt, heißt noch lange nicht, dass er dessen Ideen oder Arbeit für gut heißen würde.

Staatspräsident Schimon Peres hat vor Kurzem bei einem Treffen mit dem Papst die Einladung zu einem Besuch in Israel erneuert. Wird es dazu kommen?
hofmann: Der Papst würde gerne als Pilger das Heilige Land besuchen. Allerdings ist das abhängig von der politischen Situation sowie von den Verhandlungen zwischen dem Vatikan und Israel über den legalen Status der Kirche. Ich bete dafür und hoffe, dass der Besuch zustande kommt. Ob es schon 2008 sein wird, hängt von äußeren Faktoren ab.

Mit dem Sekretär der vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum sprach Detlef David Kauschke.

Bayern

Festnahmen nach Hitlergrüßen auf dem Oktoberfest in München

Auf der »Wiesn« kam es zu zwei Zwischenfällen dieser Art

 29.09.2023

Rheinland-Pfalz

Antisemitismus: Entlassung von Polizeianwärter rechtens

Der Mann hatte Judenhass in einer Chatgruppe verbreitet

 29.09.2023

Sicherheit

Deutschland unterzeichnet Kauf israelischer Raketenabwehr

In Berlin fällt der Startschuss für das Projekt Arrow 3

von Sara Lemel  28.09.2023

Gedenkstätten

80 Millionen Euro für Erinnerungsorte aus der NS-Zeit

Fast zwei Drittel der Mittel sollen in Gedenkorte in Bayern fließen

 28.09.2023

Analyse

Was es mit der antisemitischen Vereinigung »Artgemeinschaft« auf sich hat

Bundesinnenministerin Faeser verbot erneut eine rechtsradikale Gruppe

 27.09.2023

Interview

»Die entscheidende Frage ist: Schaffen wir es als Gesellschaft, uns auf eine Grenze der Belastbarkeit zu verständigen?«

Die Vize-Chefin der CDU über Absprachen mit der AfD, rote Linien und Fehler ihrer Partei in der Asylpolitik

von Michael Thaidigsmann  27.09.2023

Meinung

Aiwanger als Märtyrer

Ilanit Spinner hält es für ein Warnzeichen, dass die Freien Wähler bei der Wahl in Bayern nicht trotz, sondern gerade wegen der »Flugblatt-Affäre« auf einen Rekord zusteuern

von Ilanit Spinner  27.09.2023

Berlin

Thielemann wird Nachfolger Barenboims an der Staatsoper

Laut Kultursenator Chialo (CDU) wird der Generalmusikdirektor das Amt 2024 übernehmen

 27.09.2023

Kanada

Parlamentspräsident tritt wegen Nazi-Skandals zurück

»Ich bedauere meinen Fehler zutiefst«, sagt Anthony Rota

 27.09.2023