Array

»Wir haben kein Interesse am Dialog «

Herr Rabbiner, bei der Tagung der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) Anfang der Woche (vgl. S. 17) hat auch das Verhältnis zur katholischen Kirche eine Rolle gespielt. Gibt es nach den Streitigkeiten mit dem Vatikan für den Dialog noch eine Grundlage?
soussan: Nach der Wiedereinführung der Karfreitagsfürbitte zur Bekehrung der Juden und der leidigen Diskussion über die Rolle Pius XII. während der Schoa hat die katholische Kirche mit dem britischen Bischof Richard Williamson nun sogar einen Holocaustleugner rehabilitiert. Das ist für uns in- akzeptabel. Wir haben im Moment kein Interesse an einem Dialog mit dem Vatikan.

Streitpunkte gibt es viele. Vor Kurzem hat ein Kardinal die Lage in Gasa mit der in einem Konzentrationslager verglichen.
soussan: Es ist unerträglich, dass immer wieder latenter Antisemitismus mit offenem Antiisraelismus verknüpft wird. Wir erleben im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt eine deutliche Zunahme von Judenfeindlichkeit. In dieser Situation ist es ganz klar, dass wir unsere Gemeindemitglieder schützen müssen. Außerdem hat die Öffentlichkeit die Aufgabe, deutlicher Position zu beziehen.

Am Dienstag wurde in Deutschland der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Welche Gefühle löste das bei Ihnen aus?
soussan: Sehr ambivalente. Auf der einen Seite haben wir uns mit aktuellen Themen des jüdischen Lebens beschäftigt. Auf der anderen Seite spielte der Antisemitismus bei den Gesprächen in Berlin eine große Rolle. Freude und Zorn liegen dicht beieinander.

Was bewegt die ORD darüber hinaus?
soussan: Wir bemühen uns darum, dass sich die Gemeindemitglieder mehr für religiöse Werte interessieren. Aber unsere Arbeit wird infrage gestellt, wenn Politik und Gesellschaft Signale aussenden, dass dies nicht erwünscht ist. Gerade in Deutschland müssen wir darauf vertrauen können, dass es Unterstützung gibt, wenn es um die rituelle Schächtung oder die Beschneidung geht. Der nichtjüdischen Gesellschaft steht es nicht zu, unsere jahrtausendealten Riten zu kritisieren oder gar einzuschränken.

Dennoch erfährt die Öffentlichkeit wenig von solchen Problemen.
soussan: Bei 24 orthodoxen Gemeinderabbinern für 120.000 Mitglieder können wir nur nach innen wirken. Aber wir wollen unsere Position künftig stärker nach außen vertreten.

Mit dem Düsseldorfer Gemeinderabbiner und ORD-Beiratsmitglied sprach
Detlef David Kauschke.

Debatte

Israels Verteidigungsminister ruft zu Stopp von Justizreform auf 

Joav Galant: Die nationale Sicherheit wird sonst schweren Schaden nehmen

 25.03.2023

Meinung

An der Seite Israels

Trotz aller Kritik an der aktuellen Regierungspolitik: Jüdinnen und Juden stehen zum jüdischen Staat

von Josef Schuster  24.03.2023

Meinung

Gibt es ein palästinensisches Volk?

Rafael Seligmann antwortet dem israelischen Finanzminister Bezalel Smotrich

von Rafael Seligmann  23.03.2023

Wissenschaft

Oumuamua ist kein außerirdisches Raumschiff

Lange verblüffte der interstellare Besucher Astronomen: Dass Oumuamua auf seiner Bahn beschleunigte, befeuerte sogar Spekulationen über ein außerirdisches Raumschiff. Nun liefern Forscher eine Erklärung

 22.03.2023

FU Berlin

Knochenfunde werden beerdigt

Ein Teil der Gebeine könnte von Opfern nationalsozialistischer Verbrechen stammen

 22.03.2023

Italien

Polizei: Mann mit »Hitlerson«-Trikot bei Rom-Derby ist Deutscher

Aufnahmen der Überwachungskameras führten die Behörden zum Täter

 22.03.2023

Italien

Empörung nach antisemitischen Vorfällen bei Römer Derby

Der Verein Lazio Rom verurteilte »jegliche diskriminierende, rassistische oder antisemitischen Kundgebungen«

 21.03.2023

CDU

Friedrich Merz reist nach Israel

Der deutsche Oppositionsführer wird Ministerpräsident Netanjahu treffen

 17.03.2023

Hessen

Verfassungsschützer warnt vor »trügerischer Ruhe« bei Islamismus

Seit Ende des vergangenen Jahres sei eine »verstärkte Agitation« zu beobachten, sagt Bernd Neumann

 16.03.2023