Schächten

»Wir brauchen einen Kompromiss«

Herr Brok, Sie haben am Montag erstmals das Jüdische Bildungszentrum von Chabad Lubawitsch in Berlin besucht. Welchen Eindruck haben Sie gewonnen?
Es ist beachtlich, wie viel Arbeit dort geleistet wird und welche Vielfalt sie hat. Jüdisches Leben hat zu einer Normalität zurückgefunden, wie es sie früher einmal gab. Dass dies von jüdischer Seite völlig undramatisch geschieht, ist für einen Vertreter meiner Generation ein Wunder. Überraschend ist die Selbstverständlichkeit, mit der man nach Berlin gekommen ist, um in die Zukunft zu investieren – mit Angeboten vom Kindergarten über die Grundschule bis zur Rabbinerausbildung.

Wie kann die Politik unterstützend wirken?
Sie muss Rahmenbedingungen schaffen, in denen sich jüdisches Leben sicher entfalten kann. Dies muss über die Förderung solcher Einrichtungen geschehen. Wichtig ist aber auch, dass Antisemitismus in Deutschland und Europa keine Chance bekommt.

Zu den Rahmenbedingungen gehören religiöse Riten, deren Ausübung immer wieder – auch von der Politik – infrage gestellt wird. Wie stehen Sie beispielsweise zum Schächten?
Persönlich muss man nicht alles befürworten. Aber man muss Traditionen im Sinne des Pluralismus akzeptieren. Im Sinne eines geeinten Europas ist es auch nicht notwendig, alles zu vereinheitlichen. Da geht es um nationale Identität oder – wie bei der rituellen Schlachtung – um religiöse Identität. Wir müssen einen Kompromiss finden, der die Qualen der Tiere weitestgehend vermeidet, aber die religiöse Identität nicht infrage stellt.

Auch die Beschneidung ist ein strittiges Thema. Einige EU-Länder wollen sie verbieten lassen. Soll Deutschland sich ihnen anschließen?
Nein, auch für diesen Ritus gibt es einen religiösen Grund. Deshalb sollten wir in dieser Angelegenheit nichts unternehmen. Und selbst wenn einige Länder unterschiedlicher Auffassung sind, dann bietet auch hier der Gleichheitsgrundsatz im Europäischen Vertrag keine Basis dafür, diesen Ritus verfassungsrechtlich zu verbieten.

Ein gemeinsames europäisches Identitätsmerkmal hat es nicht in die EU-Verfassung geschafft: der Gottesbezug.
Ich war stets für den Gottesbezug. So wie in der polnischen Verfassung, die die Werte beschreibt, die aus dem Glauben an Gott entstehen oder aus anderen Quellen, wie dem Humanismus. Ich selbst habe einen Formulie- rungsvorschlag in den Verfassungskonvent eingebracht, der auf das jüdisch-christliche Erbe Europas Bezug nimmt. Aufgrund der unterschiedlichen Traditionen und Kulturen der 27 Mitgliedsländer war der Vorschlag trotz vorhandener klarer Mehrheit nicht konsensfähig. Mit der rechtlich verbindlichen Charta der Grundrechte schafft die EU eine wertemäßige Absicherung wie das Grundgesetz. Die Würde des Menschen steht im Mittelpunkt.

Margot Friedländer

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