Katholische Messdiener haben es schon immer gewusst: Weihrauch, vom Priester geschwenkt, entspannt und sorgt für angenehme Euphorie. Israelische Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, warum das so ist. Das Harz von Bäumen der Gattung Boswellia, aus dem der Weihrauch besteht, duftet nicht nur intensiv, es enthält auch einen Inhaltsstoff, der direkt auf das Gehirn einwirkt. Arieh Moussaieff, Esther Shohami und Raphael Mechoulam von der Hebräischen Universität Jerusalem und ihr Team haben Mäuse Weihrauchschwaden ausgesetzt. Anschließend hatten die Mäuse weniger Angst und verhielten sich viel entspannter, was die Forscher anhand von Verhaltenstests festsellen konnten.
Das Wohlgefühl half den Mäusen allerdings nicht lange – anschließend wurden sie getötet und ihre Hirne seziert. Unter dem Mikroskop ließ sich nachweisen, dass der Weihrauch-Wirkstoff Incensolacetat den TRPV3-Rezeptor im Mäusehirn stimuliert. Dieser Rezeptor war zwar bereits als Wärmesensor der Haut bekannt; welche Funktion er im Gehirn wahrnahm, wusste man bisher allerdings nicht. Durch das Protein TRPV3 werden Bereiche der Amygdala oder des Mandelkerns aktiviert, jener Hirnregion, die für die Entstehung von Gefühlen zuständig ist. Auf diese Weise hatte Weihrauch einen antidepressiven Effekt auf die Versuchsmäuse.
Ihren Forschungsbericht veröffentlichten die Wissenschaftler im FASEB Journal, der Fachzeitschrift der Federation of American Societies for Experimental Biology. Bisher wurde die Wirkung des Weihrauchs nur an Mäusen getestet. Moussa-ieff und Kollegen regen nun klinische Studien an, die zur Entwicklung neuartiger Psychopharmaka gegen Depressionen führen könnten. Ein entsprechendes Patent hat die Hebräische Universität bereits beantragt. ja
Weihrauch