Rechtsradikale

Web 2.0 trifft Scheich Jassin

von Johannes Boie

Ihre ewiggestrige Gesinnung hält Rechte und Antisemiten nicht davon ab, sich der neuesten Informationstechnologien zu bedienen. Auch von der jüngsten Innovationswelle wollen sie profitieren: Hinter dem Schlagwort »Web 2.0« verbergen sich für jeden Nutzer neue Funktionen; kostenlose Software macht es leicht, riesige Netzwerke zu gründen, Anhänger zu rekrutieren, Ideen zu verbreiten und Gleichgesinnte schnell und gefahrlos zu finden.
Beispiel StudiVZ. Vor gut eineinhalb Jahren übernahmen deutsche Studenten eine Idee aus Amerika: Sie richteten eine Website ein, um deutsche Studenten online zu vernetzen. Auf StudiVZ.net (kurz für: Studenten-Verzeichnis) können Studenten sehen, was ihre Kommilitonen in der Freizeit machen, wo ihre alten Mitschüler wohnen und wer auf welchen Partys war. Abgesehen von unzureichenden Datenschutz- maßnahmen, machte der 26-jährige Chef des Unternehmens, Ehssan Dariani, auch dadurch von sich reden, dass er eine Geburtstagseinladung im Layout und Tonfall des Völkischen Beobachters verschickte. Im StudiVZ tummelten sich schon nach kurzer Zeit Antisemiten und Rechtsradikale. Sie gründeten Gruppen wie »Gedenken für Ahmad Jassin«, den palästinensischen Terroristenführer, »Francisco Franco Verehrer« oder »Zionismus ist Faschismus«. Die Betreiber der Seite versuchen, solche Gruppen schnell zu löschen, aber oft sind die Nutzer schneller. Kaum ist ein Radikaler gelöscht, meldet er sich unter anderem Namen schon wieder an. Anfang Januar kaufte der Stuttgarter Holtzbrinck-Verlag die Seite für etwa 85 Millionen Euro.
Beispiel Blogs. Viele Menschen schreiben online eine Art Tagebuch, ein »Blog«. Die clevere Software sorgt für eine automatische Vernetzung thematisch verwandter Blog-Seiten. Rechtsradikale aus aller Welt bedienen sich der Möglichkeiten und verbreiten online auf Seiten wie stoertebeker.net oder freier-widerstand.net ihre kruden Theorien. Indem sie auf ausländische Anbieter für Speicherplatz und Software zurückgreifen, versuchen sie, das Risiko strafrechtlicher Verfolgung zu minimieren.
Beispiel Videoportale. Die Seite Youtube, auf der jeder seine eigenen Videos veröffentlichen kann, wurde vor zwei Jahren von drei amerikanischen Studenten aufgebaut und inzwischen für 1,6 Milliarden Dollar an Google verkauft. Zwar schafften es die Kontrollmechanismen, von der NPD eingestellte »Wochenschauen« mit Darstellern aus der Neonazi-Szene zu löschen, aber ein großes Angebot an Nazipropaganda steht jederzeit zum Abruf auf den Servern bereit. So wird ausgerechnet das Medium, das aufgrund seiner Technik als demokratisch gepriesen wird, zum Verbreiter von undemokratischem Gedankengut.

Medien

Zwischen dem demokratischen Staat Israel und der Terrororganisation Hamas darf es keine Äquidistanz geben

Ein Essay von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  23.07.2024

Ramallah/Tel Aviv

Hamas-Terroristen bei Drohnenangriff in Tulkarem getötet

Im Westjordanland heizt sich die Lage weiter auf

 23.07.2024

Washington D.C./Tel Aviv/Gaza

Netanjahu in den USA: Geisel-Angehörige hoffen auf Abkommen

Die Lage am Dienstagmorgen – und ein Ausblick auf den Tag

 23.07.2024

Nordhausen

Paus besucht KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Paus: Die Gedenkstätte zeige, wohin Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus führen können

 22.07.2024

Cottbus

Förderung für Schulprojekt zu NS-Geschichte

Höhepunkt des Projekts ist eine einwöchige Studienfahrt nach Theresienstadt und Prag

 22.07.2024

20. Juli 1944

Gedenken an gescheitertes Hitler-Attentat

Bundeskanzler Olaf Scholz wird bei der Veranstaltung sprechen

 19.07.2024

Angela Merkel

Sie gewann die Herzen der Israelis

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel wird am Mittwoch 70. Eine Würdigung von Shimon Stein

von Shimon Stein  17.07.2024 Aktualisiert

Pro & Contra

Zurück zur Wehrpflicht?

Zwei Meinungen zur Debatte

von Boris Schulman, Rainer L. Hoffmann  17.07.2024

Nahost

Bundesregierung wirbt für Waffenstillstand im Gazastreifen

Im Auswärtigen Amt ermahnte ein Sprecher abermals Israel

 15.07.2024