Limmud-Tag

Von Britmila bis Drehbuchschreiben

von Schmuel Jaakow Awichai

Vor 25 Jahren wurde Limmud, das heißt auf Hebräisch »Lernen«, in England initiiert. Beim letzten Limmud-Kongress in Nottingham 2006 zog es nahezu 3.000 Juden an. Der Historiker Awi Blumenfeld fand in einem Lernkreis, den der Inhaber des Lehrstuhls für jüdische Geschichte und Kultur, Michael Brenner, vor Jahren anregte, Unterstützung für die Idee, einen Limmud-Tag in München zu organisieren, bei dem jeder jüdische Mensch mitmachen konnte nach dem Motto: »Jeder Lehrer ist auch Schüler und jeder Schüler kann zum Lehrer werden«.
Im neuen Jüdischen Gemeindezentrum fand man für die rund 320 Teilnehmer – einige kamen sogar aus Berlin, Köln, Wien und Zürich – in über 35 Workshops und Gesprächskreisen Platz. Die Palette jüdischer Themen reichte von Britmila über Giur und interkonfessionelle Ehen, Messianismus, Tfila, jüdische Kultur nach 1945, jiddischen Film bis hin zu Psychoanalyse, Drehbuchwerkstatt und Vorträgen in Russisch frei nach dem Motto aus den »Sprüchen der Väter«: »Wer ist weise? Der von allen Menschen lernt.« Für professionelle Betreuung der etwa 50 Kinder von 0 bis 13 Jahren war ebenfalls gesorgt.
Genauso bunt wie die Themen präsentierte sich der Kreis der Vortragenden: Professoren und Politiker, Künstler und Psychologen, Ärzte und Rabbiner, Kaufleute und Verleger, Publizisten und Filmemacher. Jeder brachte einen anderen Aspekt jüdischen Wissens und seinen ganz eigenen Blick darauf mit. Die Hoffnung liege, wie es einer der »Macher« ausdrückte, in der Inspiration zum Weiterlernen über den »Limmud-Tag« hinaus: »Lernen ist das Fundament jüdischen Lebens. Die Gemeinschaft und das Gemeinsame stehen hierbei im Zentrum.« Ganz wichtig sei dabei auch, dass die organisatorische Arbeit für diese Drehscheibe jüdischen Wissensaustausches einzig und allein von Freiwilligen geleistet werde.
In München ließen sich alle einspannen mit dem Lockruf »a lot of kuwed, some fun, no money at all«, um dann festzustellen, »dass jede erledigte Aufgabe zwei neue hervorbringt«. Der harte Kern, der Budget, Catering, Layout, Logistik, Kinderbetreuung, Programmgestaltung, Schnorren, Technik und Webseite organisierte, bestand aus einem Team von 22 Limmudniks, die Ruwen Schickler zum Sprecher der Münchner Initiativgruppe benannten und Unterstützung von Berliner und internationalen Limmudniks bekamen.
Da alle Akteure vor und hinter den Kulissen gleich wichtig sind, wird bei Limmud niemand persönlich hervorgehoben. Doch zwei Highlights, die im Hubert-Burda-Saal präsentiert werden konnten, dürfen nicht unerwähnt bleiben. Aus Israel kamen David Grossman und Mendy Cahan. Der israelische Bestsellerautor gewährte tiefen Einblick in seine Seele, seine Liebe zu den Figuren Scholem Alejchems seit der Kindheit, sein Ringen um Positionen der Verständigung mit der palästinensischen Seite. Unausgesprochen gegenwärtig war seine große Traurigkeit über den Verlust seines Sohnes Uri 2006 während des Militärdienstes.
Zum Finale gab der Jiddisch-Experte und Entertainer Cahan ein Konzert, das den Bogen von Perez Markish bis Jacques Brel spannte, am Flügel kongenial improvisierend begleitet von dem Klavier spielenden Arzt Joram Ronel. Das ist Limmud, wie es leibt und lebt.

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025