Deidre Berger

»Unsere Debattenkultur ist direkter«

Frau Berger, seit zehn Jahren hat das American Jewish Committee (AJC) ein Büro in Berlin (vgl. S. 2). Was ist die Haupterrungenschaft dieser Jahre?
berger: Wir haben das deutsch-amerikanisch-jüdische Gespräch in Gang gebracht und dem transatlantischen Dialog damit eine neue Dimension hinzugefügt. Darüber hinaus ist das Büro zu einem Forum für wichtige Themen geworden – von der Holocaust-Erinnerung bis zur türkischen Einwanderung.

Welche Leute kommen da zusammen?
berger: Leute aus Regierung und Zivilgesellschaft. Das ist unsere Spezialität: Die offiziellen Akteure mit den weniger offiziellen, aber umso aktiveren, an einen Tisch zu bringen. Und auch solche, die am öffentlichen Diskurs sonst nicht so stark beteiligt sind wie Polizei oder Bundeswehr.

Was ist das Jüdische am AJC?
berger: Das zeigt sich in den Themen, die für uns Priorität haben: Israel, Nahost, Terrorismus, Beziehungen zur muslimischen Welt, natürlich auch Antisemitismus. Und beim Thema Holocaust-Erinnerung haben wir einen be- sonderen Blickwinkel.

Und was ist das speziell Amerikanische?
berger: Unsere Debattenkultur ist ein biss-chen direkter, mehr an Ergebnissen orientiert. Das bedeutet aber nicht Oberflächlichkeit. Ich merke, dass das hier in Berlin als ganz erfrischend wahrgenommen wird.

Woher rührt das große Interesse des AJC an Deutschland?
berger: Das AJC wurde ja vor allem von jüdischen Amerikanern deutscher Herkunft gegründet. Das erklärt auch, warum das AJC die erste Organisation war, die sich nach dem Krieg für den Wiederaufbau der Demokratie in Deutschland engagiert hat. Heute existiert ein enges Netzwerk von Kontakten nach Deutschland.

Wie geht es in Zukunft weiter?
berger: Unser Programm »Hands across the Campus« zur Demokratieerziehung an Oberschulen in Berlin und Brandenburg wird jetzt auf Grundschulen ausgeweitet. Und nächste Woche rufen wir das »European Antisemitism Forum« ins Leben, mit einer Tagung, an der etwa 40 Leiter jüdischer Gemeinden aus ganz Europa teilnehmen. Berlin ist ein Zentrum für die Diskussion solcher Themen geworden.

Mit der Leiterin des Berlin-Büros des American Jewish Committee sprach Ingo Way.

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025

Ankara

Türkei bricht Handelsbeziehungen zu Israel ab

Der Handel der Türkei mit Israel belief sich im Jahr 2023 noch auf mehrere Milliarden US-Dollar. Nun bricht die Türkei alle Handelsbeziehungen zu Israel ab. Doch es ist nicht die einzige Maßnahme

 29.08.2025

Geburtstag

Popstar der Klassik: Geiger Itzhak Perlman wird 80

»Sesamstraße«, »Schindlers Liste« und alle großen Konzertsäle der Welt natürlich sowieso: Der Geiger gehört zu den ganz großen Stars der Klassik. Jetzt wird er 80 - und macht weiter

von Christina Horsten  29.08.2025

Bonn

Experte: Opfer mit Bewältigung von Rechtsterror nicht alleinlassen

Der erste NSU-Mord liegt beinahe 25 Jahre zurück. Angehörige der Opfer fordern mehr Aufmerksamkeit - und angemessenes Gedenken, wenn es um rechtsextreme Gewalt geht. Fachleute sehen unterschiedliche Entwicklungen

 29.08.2025

Frankfurt am Main

Michel Friedman will nicht für TikTok tanzen

Es handle sich um eine Plattform, die primär Propaganda und Lügen verbreite, sagt der Publizist

 28.08.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 25.08.2025