Jonny Moser

Überleben, um zu erzählen

von Miryam Gümbel

In feierlichem Rahmen gedachte die IKG an Jom Haschoa der Opfer des Holocaust. Als Zeitzeuge referierte diesmal Jonny Moser unter dem Titel »Nicht wissen, ob man überleben wird.« Moser ist unter anderem seit 1964 Vorstandsmitglied des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes. Bevor der Historiker an Verfolgung und Mord in Ungarn erinnerte, stimmte der Synagogenchor Schma Kaulenu einen Psalm an. Dann führte Rabbiner Steven Langnas in das Thema ein und stellte den Historiker und Überlebenden aus Wien vor. Für eine würdevolle Einstimmung sorgten dann die Kinder aus der Sinaischule, begleitet von einer Abordnung Jugendlicher aus dem Jugendzentrum Neshama der IKG. Neben ihren einfühlsam vorgetragenen Liedern beeindruckten die Sinai-Schüler die Anwesenden bei der Gedenkstunde vor allem mit dem Vortrag des Gedichts von Isabella Gelbard »Klage um Szaja Judkiewicz«. Mit dem Bild des gequälten alten Mannes vor Augen war der Weg zu den Lagern in Ungarn nicht weit.
Jonny Moser wurde 1925 im Burgenland geboren. Im April 1938 war seine Familie, ebenso wie andere jüdische Familien, nach Ungarn abgeschoben worden. Damit begann die siebenjährige Flucht seiner Familie, die sie in mehrere ungarische Lager führte. Mehrmals entkamen sie nur knapp der Auslieferung an die NS-Vernichtungsmaschinerie. So zum Beispiel auch im Sommer 1944. Damals, so sagte Moser, »waren wir nicht einmal mehr Nummern«. Eine Woche lang, von Sonntag bis Samstag, wurden täglich Menschen aus diesem Lager abtransportiert. Am letzten Tag wäre wohl auch die Familie Moser dran gewesen. Der Junge hatte jedoch beobachtet, dass immer wieder Menschen aus dem Lager an einem anderen Platz standen. Seine Mutter hatte ihm gesagt, man müsse etwas unternehmen und versuchen, der Deportation zu entgehen. Mit viel Chuzpe ging Jonny Moser dann zu einem der Gendarmen und erklärte ihm, dass er eigentlich gar nicht wisse, warum er hier in dem Lager sei.
Dabei half ihm sein österreichischer Akzent. Als er dann bei einer Gruppe von Menschen stand, die offensichtlich nicht deportiert werden sollten, winkte er bei passender Gelegenheit auch seiner Mutter, mit der Familie auf diese Seite zu kommen. Schließlich kommt die Familie Moser in die schwedische Gesandtschaft Budapests zu Raoul Wallenberg, der im August 1944 seine Hilfsaktion für ungarische Juden aufgenommen hat, nachdem das faschistische Pfeilkreuzlerregime mit deren Abschiebung und Ermordung begonnen hatte. Wallenberg nimmt Jonny Moser auf so mancher Fahrt mit, bei der er einige Juden retten kann. Mit einfachen, dafür umso eindringlicheren Worten beschreibt Moser die spannungsgeladene Situation, in der Wallenberg die Todgeweihten auffordert, sich als Menschen schwedischer Abstammung zu erklären. Wer mehr über die Ereignisse in Ungarn während der Schoa wissen möchte: Jonny Moser hat seine Jugenderinnerungen aus den Jahren 1938-1945 unter dem Titel »Wallenbergs Laufbursche« 2006 im Picus Verlag Wien veröffentlicht.

Jena

Fördergelder für Haus Auerbach

Villa des jüdischen Ehepaars Auerbach gilt als besonderes Zeugnis des Weimarer Bauhauses

 28.03.2024

Diplomatie

Bundesaußenministerin verlangt mehr Hilfe für Gaza

Annalena Baerbock besucht den Grenzübergang Kerem Schalom

von Sabine Brandes  26.03.2024

Berlin

Unveränderte Sicherheitseinschätzung nach Moskauer Anschlag

Die Bedrohung sei bereits zuvor hoch gewesen, heißt es im Innenministerium

 25.03.2024

Berlin

Deutlich mehr Fälle von Hasskriminalität

Hetze nimmt zu - vor allem im Netz. Dies sagt die Staatsanwaltschaft

 25.03.2024

Fernsehen

»Igor Levit - No Fear«: Mehr als ein Musikfilm

Das dokumentarische Porträt des charismatischen Pianisten läuft am Sonntag auf ARTE

 22.03.2024

Neuerscheinung

Die postkoloniale Endlösung

JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel schreibt in »Deutsche Lebenslügen« über die gefährliche Allianz von linken und muslimischen Judenhassern. Ein exklusiver Buchauszug

 21.03.2024

Soziale Medien

Plattform X entsperrt Konto von Identitärer Bewegung

Seit der Übernahme durch Elon Musk dürfen Extremisten wieder posten

 21.03.2024

Fussball

Schafft Israel noch die EM-Qualifikation?

Das Team aus Israel trifft am Abend auf Island

 21.03.2024

Hamburg

Millionen-Förderung für KZ-Gedenkstätte

KZ Neuengamme wurde von 1938 bis 1945 betrieben und hatte mindestens 86 Außenlager

 20.03.2024