Max Mannheimer

Späte Anerkennung

von Miryam Gümbel

Brücken bauen – zwischen Menschen unterschiedlicher Generationen und Herkunft. Das gehört zum Lebensinhalt von Max Mannheimer. Freiheit und Humanität sind wichtige Begriffe für ihn. Der Schoa-Überlebende weiß, wovon er spricht. Geboren und aufgewachsen im mährischen Neutitschein (heute Novy Jicin), wurde ihm und seiner Familie 1939 mit dem Einmarsch der Deutschen die Gleichheit abgesprochen. Die Freiheit verlor er in den Konzentrationslagern von Theresienstadt, Auschwitz und Dachau.
Nun ist die Brücke zu seiner Heimatstadt wieder aufgebaut. Am Donnerstag vergangener Woche bekam Max Mannheimer die Ehrenbürgerwürde verliehen. Der Bürgermeister seiner Heimatstadt, Ivan Tyle, war mit einer Delegation nach München gereist, um dem 89-Jährigen bei einer Feierstunde im Jüdischen Zentrum am Münchner Jakobsplatz die Urkunde zu überreichen. Dabei waren die Altbürgermeister Milos Lossmann und Pavel Wessely. Letzterer ist heute Vorsitzender des Klubs der Neutitscheiner und Freunde der Stadt. Und so wurde Max Mannheimer nicht nur Ehrenbürger, sondern zugleich auch Ehrenmitglied in diesem Klub. Seine Heimatstadt hatte Max Mannheimer nie vergessen. Nach der Befreiung kehrte er zunächst dorthin zurück; seine Tochter kam in Neutitschein zur Welt. Doch dann zog die junge Familie nach München.
In seiner Ansprache erinnerte Mannheimer an seine Familie, von der nur er und sein jüngerer Bruder Edgar die Schoa überlebt haben. Dort, wo er eine glückliche Kindheit und Jugend erlebt hatte, musste er auch miterleben, wie Torarollen und Gebetbücher aus der Synagoge auf die Straße geworfen und auf ihnen herumgetrampelt wurde. Die Synagoge selbst wurde nur deshalb nicht angezündet, weil sich ein Gasometer in unmittelbarer Nähe befand. Umso mehr erkennt Mannheimer an, dass das Gebäude wieder restauriert wurde und in einer Stadt, in der heute keine Juden mehr leben, das Gedächtnis an die jüdische Bevölkerung gepflegt wird. Auf dem ehemaligen israelitischen Friedhof steht eine große Gedenktafel für die ermordeten jüdischen Bürger der Stadt. Bei der Enthüllung der Tafel am Synagogengebäude im November 2008 war Max Mannheimer mit dabei.
Damals wurde der 100. Jahrestag der Einweihung der Synagoge begangen. Die Ernennung von Max Mannheimer zum Ehrenbürger ist nicht nur die Anerkennung seiner Lebensleistung für Versöhnung, Demokratie und Aufklärung. Es sollte auch ein Stück »Wiedergutmachung« sein.
Auf Vorschlag des Klubs der Neutitscheiner beschloss der Stadtrat im April, Mannheimer diese Ehre zuteil werden zu lassen. Unter den Gästen der Feierstunde waren viele Wegbegleiter, darunter die frühere Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Barbara Distel, und der frühere Gautinger Bürgermeister Ekkehard Knobloch. Dieser ist der Initiator der inzwischen 24 Denkmäler, die an den Orten des Todesmarsches aufgestellt wurden. Anfangs, so erinnerte Max Mannheimer, hätten sich nur wenige Gemeinden an dieser inzwischen traditionsreichen Aktion beteiligt.
Anwesend war auch der Konsul der Tschechischen Republik in München, Ivo Losman. Zur freundschaftlichen Atmosphäre der Feierstunde trugen die persönlichen Worte von Präsidentin Charlotte Knobloch bei.
Sie erinnerte daran, dass Max Mannheimer in Neutitschein eine glückliche Zeit der Hoffnung verbracht hat, die im Frühjahr 1939 ein abruptes Ende fand. Sie zollte ihm Bewunderung für seinen Einsatz, mit dem er der Jugend mehr über die Zeit der Schoa vermittle, als in den Geschichtsbüchern steht.
Mannheimer weise ihnen nicht die Schuld an dem Geschehenen zu, aber die Verantwortung, dass solches nie wieder geschehe. »Dafür gebührt dir unser aufrichtiger Dank, meine Anerkennung und mein persönlicher Respekt.«
Die Familie, die sich Max Mannheimer nach der Befreiung wieder aufgebaut hat, feierte gemeinsam mit ihm: Tochter Eva, Sohn Ernst sowie fünf Enkelkinder. Auch Nicole, eine Tochter seines inzwischen verstorbenen Bruders Edgar war gekommen. Seine beiden ältesten Enkelkinder Judith und Cornelia ehrten ihn mit einem Klavierstück und Gesang.

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