Israels Krankenhäuser

Sonne, Strand, Skalpell

von Ralf Balke

Die Zahl der Touristen, die in Israel nicht die heiligen Stätten besuchen oder ins Nachtleben Tel Avivs abtauchen wollen, sondern sich in einem der großen Krankenhäuser einer medizinischen Behandlung unterziehen, wächst stetig. Im Jahr 2006 waren es rund 15.000 ausländische Patienten, die dort gezählt wurden, also rund ein Prozent aller Touristen, die ins Land kamen. Diese spülten über 40 Millionen Dollar in die Kassen der Kliniken und natürlich in die Taschen der Ärzte. »Medizintourismus hat daher nationale Priorität«, verkündete bereits im Frühjahr 2007 Professor Schlomo Mor-Josef, Generaldirektor der Hadassah Medical Organisation. »Dank unseres Know-hows lässt sich der Umsatz mit ausländischen Patienten in den kommenden drei Jahren bestimmt verdreifachen.« Doch schon im selben Jahr verzeichneten die Krankenhäuser satte 150 Millionen Dollar Umsatz mit Medizintouristen.
Israel hat das Potenzial, in Sachen Medizintourismus in Zukunft eine immer größere Rolle zu spielen. Schließlich gibt es im jüdischen Staat exzellente Krankenhäuser und bestens ausgebildetes Personal. Zudem können Leistungen zu Preisen angeboten werden, die deutlich unter denen in Nordamerika oder Europa liegen. So zum Beispiel haben israelische Ärzte bei künstlicher Befruchtung einen guten Ruf. Während die sogenannte In-Vitro-Fertilisation in den USA bis zu 20.000 Dollar kostet, ist sie in Israel bereits für 3.250 Dollar zu haben. Eine Bypass-OP ist in Tel Aviv oder Jerusalem geradezu ein Schnäppchen: Für 35.000 Dollar machen israelische Ärzte die Pumpe wieder fit, in den USA kostet das etwa 120.000 Dollar.
»Rund 50 Millionen Amerikaner haben keine Krankenversicherung«, sagt Carol Emold vom Tel Aviv Sourasky Medical Center. »Wenn man keinen Versicherungsschutz hat, ist es billiger, nach Israel zu fliegen und sich hier behandeln zu lassen.«
Nicht ohne Stolz weist die gebürtige Kalifornierin darauf hin, dass das Nachrichtenmagazin »Newsweek« die Tel Aviver Klinik kürzlich als eine der zehn Top-Adressen für Medizintouristen nannte. Viele Amerikaner kamen bereits 2008 in das Sourasky Medical Center, das sich insbesondere auch im Bereich Plastische Chirurgie einen Namen gemacht hat.
Der Markt für Medizintourismus ist hart umkämpft. Allein in Indien werden 15.000 Herzoperationen an Ausländern vollzogen. Bis zum Jahr 2012 hofft man, mit Patienten aus aller Welt 1,2 Milliarden Dollar Umsatz zu machen – daneben wirken die israelischen Zahlen wie Peanuts. Für günstige Zahnbehandlungen reist man am besten nach Budapest und für Geschlechtsumwandlungen ist Bangkok das optimale Ziel. Neu im Geschäft sind die Vereinigten Arabischen Emirate, die mit »Health City« eine ganze Stadt für Medizintouristen aus dem Boden stampfen oder Südkorea, das Kapazitäten für 100.000 ausländische Patienten aufbaut.
Die größte Gruppe an Medizintouristen in Israel stellen mit 48 Prozent bisher Russen und Ukrainer. Für sie ist das Land attraktiv, weil nicht wenige Ärzte und Pfleger selbst aus der Ex-UdSSR stammen und Russisch sprechen. 37 Prozent reisen aus Jordanien, Zypern, der Türkei oder den Palästinensischen Autonomiegebieten an. Nur 14 Prozent sind aus Europa und den USA. Rund zwei Drittel der Patienten kommen für komplizierte chirurgische Eingriffe, ein Drittel lässt eher kosmetische Behandlungen an sich machen.
»Es ist eine Win-win-Situation für Israel und die israelische Medizin«, kommentiert Amitai Rotem, Marketing Director bei Hadassah, das Geschäft mit den Krankheiten der Ausländer. Und Neurologie-Professor Avinoam Reches, ebenfalls Hadassah, ergänzt: »Vor sechs Jahren fingen wir damit an und hatten 500.000 Dollar Umsatz damit. Heute sind es fast zehn Millionen Dollar.«
Araber selbst aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sind keine Sensation mehr. Da verwundert es nicht, dass auf Internetseiten wie arabmedicaltourist.com Israel aufgelistet wird wie alle anderen wichtigen Medizintourismusziele auch. Und zwar direkt hinter dem Iran.

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