Rabbiner Owadja Josef

Selbst schuld?

Selbst schuld?

Rabbiner Owadja Josef verunglimpft Gefallene des Libanonkrieges

Normalerweise wäre Dalia auf den Mann, den sie in zwei Tagen zu sehen bekommen wird, neugierig. Sie ist zu einer Hochzeit eingeladen, bei der kein Geringerer als Rabbiner Owadja Josef die Trauung vornimmt – der führende Schriftgelehrte des sefardischen Judentums und geistige Mentor der ultraorthodoxen Schas-Partei. Nun aber schnaubt sie vor Wut. »Ich werde versuchen«, braust sie auf, »vor ihm nicht auf den Boden zu spucken.«
Grund für solche Gefühlswallung sind Äußerungen, die der 87-Jährige unlängst in einer Predigt gemacht hat. Danach sind Soldaten während des vorjährigen Libanonkrieges gefallen, weil sie die religiösen Ge-
bote nicht eingehalten hatten. »Überrascht es denn«, meinte der greise Religionsführer, »wenn Soldaten, Gott behüte, im Krieg getötet werden, wenn sie die Schabbat-Bestimmungen nicht einhalten, die Tora nicht achten, nicht jeden Tag Tefillin anlegen und beten?« Dalia fühlt sich persönlich getroffen. Ihr Mann, Gal, hat als Reservist im Li-
banon gekämpft.
Mit ihrer Rage ist die Ehefrau nicht allein. Landesweit regt sich Wut gegen den Rabbiner – auch bei religiösen Soldaten und Eltern gesetzestreuer Kriegsgefallener. Schoschana Klein, Mutter des im Libanon getöteten Roi Klein, sah sich zu der Bemerkung veranlasst, ihr Sohn wäre noch am Leben, falls Krieg nur Nichtreligiöse dahinraffen würde. Major Klein wurde zum Sinnbild des religiösen Aufopferungsgeis-
tes, als er sich auf eine Hisbollah-Granate warf, um seine Untergebenen zu schützen. Er starb mit dem »Schma Israel« auf den Lippen. Nicht alle religiösen Kritiker trauen sich, offen gegen Josef aufzutreten, doch sind Unfromme und Modernorthodoxe in ihrem Zorn auf den Rabbiner in seltener Harmonie geeint.
Zuerst versuchten Josefs Anhänger, die Kritik an ihrem Lehrer und Meister als Heuchelei oder bestenfalls irrelevant abzutun. Der Vorsitzende der Schas-Partei, Industrieminister Eli Jischai erklärte klipp und klar: »Der Rabbiner irrt niemals. Sein Wort ist das Wort Gottes.« Unter dem Anprall der Empörung jedoch ruderte Josefs Hofstaat inzwischen zurück. Der Rabbiner, so die neue Parole, habe nicht die heutige, sondern die biblische Zeit gemeint.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Tora-Weise sich politisch in die Brennnesseln setzt. Vor zwei Jahren erklärte er den verheerenden Hurrikan Katrina, der New Orleans verwüstete, mit der amerikanischen Unterstützung für Israels Rückzug aus dem Gasastreifen. Vor der letzten Knessetwahl im März 2006 wiederum erklärte er, Wähler, die ihre Stimme der Kadima-Partei gäben, würden in der Hölle landen. Das hinderte ihn freilich nicht daran, nur wenige Wochen später einer Koalition zwischen Kadima und Schas seinen Segen zu geben. Ganz so realitätsfremd, wie seine Gegner meinen, ist der Rabbiner vielleicht doch nicht. Wladimir Struminski

Sport

Bayern-Torwart Daniel Peretz trainiert wieder

Der Fußballer arbeitet beim FC Bayern nach seiner Verletzung am Comeback

 09.02.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  05.02.2025

USA/Israel

Trump empfängt Netanjahu im Weißen Haus

Als erster ausländischer Staatsgast in Trumps zweiter Amtszeit kommt der israelische Regierungschef nach Washington. In dem Republikaner hat der israelische Besucher einen wohlwollenden Unterstützer gefunden

 04.02.2025

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025

Berlin

Kreise: Union will Gesetz doch zur Abstimmung stellen

Hinter verschlossenen Türen wurde in den Unionsparteien viel über das »Zustrombegrenzungsgesetz« gesprochen. Nun gibt es laut Teilnehmern eine Entscheidung

 31.01.2025

Leer (Ostfriesland)

Schoa-Überlebender Weinberg will mit Steinmeier sprechen

Nach seiner Ankündigung, das Bundesverdienstkreuz abzugeben, hat der fast 100-jährige Zeitzeuge ein Gesprächsangebot des Bundespräsidenten angenommen

 31.01.2025

Kommentar

Der stumme Schrei der Arbel Yehoud

Die Israelin wurde am Donnerstag von den Hamas-Terroristen endlich freigelassen. Die junge Frau muss unvorstellbare Qualen ausgestanden haben

von Nicole Dreyfus  31.01.2025

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 30. Januar bis zum 5. Februar

 30.01.2025

Österreich

»Gegen Antisemitismus und Antizionismus aufstehen«

Der Bundeskanzler, dessen ÖVP Koalitionsgespräche mit der rechtsextremen FPÖ führt, sagt, weder Hass noch Ausgrenzung dürfe Platz geboten werden

 27.01.2025