Ns-raubgut

Rechtlich nicht bindend

Dass er nicht ganz zufrieden ist, kann Georg Heuberger kaum verhehlen. Der Raubkunst-Experte der Jewish Claims Conference sitzt tief eingesunken in einem Sessel im Prager Kongresszentrum, im Hintergrund laufen die Gespräche über die »Er- klärung von Theresienstadt«. Darin heißt es jetzt, die Rückgabe von Kunstwerken, die während der NS-Herrschaft ihren zumeist jüdischen Besitzern gestohlen wurden, solle in einer »fairen, umfassenden und diskriminierungsfreien Weise« ablaufen. Das reicht Heuberger nicht: »Wir haben im Vorfeld mit der Expertengruppe sehr konkrete Forderungen aufgestellt und sind auch in viele Details gegangen«, sagt er. »Aber jetzt sind viele Empfehlungen einfach rausgestrichen worden.«

absicht Im Hintergrund waren wieder die Diplomaten aktiv, heißt es auch anderswo auf der Konferenz in beinahe resigniertem Ton. Fast 50 Länder von Israel über Deutschland bis hin zu den Vereinigten Staaten haben ihre Vertreter geschickt, und bei einem solchen Großaufgebot ist es immer schwierig, eine gemeinsame Sprache zu finden. Fünf Tage dauerte die Konferenz in Prag, und am Ende wurde im früheren Ghetto von Theresienstadt die Übereinkunft verkündet, die den schwierigen Um- gang mit der geraubten Kunst erleichtern soll. Rechtlich verbindliche Regelungen sind darin nicht zu finden.
Welche immensen Dimensionen das Problem der Raubkunst hat, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Experten gehen heute noch von etwa 100.000 Objekten aus, die zweifelhafter Herkunft sind. Die Bemühungen um eine Restitution haben in vielen Fällen gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begonnen, aber erst vor elf Jahren ist das Thema in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt: Damals wurde die Erklärung von Washington verabschiedet, in der einige Prinzipien für den Umgang mit der Raubkunst festgelegt worden sind. Auf »faire Lösungen« einigten sich die teilnehmenden Länder – konkreter wurden sie allerdings nicht. Dennoch gilt Washington als Ausgangspunkt der Debatte um die Raubkunst. Was allerdings konkret passiert ist, drückt Heuberger so aus: »Das ist völlig unbefriedigend.«

kulturelle schätze Auf der Nachfolgekonferenz in Prag wurde deshalb vor allem über die Hemmnisse bei der Restitution diskutiert. Problematisch sind beispielsweise die Fragen des internationalen Rechts: Einige Länder verbieten die Ausfuhr von Kunstwerken, weil sie als kulturelle Schätze besonderen Schutz genießen – selbst, wenn sie unrechtmäßig erworben wurden. Einer der strittigsten Punkte bleibt auch nach der Prager Konferenz und der Erklärung von Theresienstadt die Frage der Beweislast.
In vielen Ländern müssen die Erben belegen können, dass ihnen das betreffende Kunstwerk gestohlen worden ist. Experten hingegen fordern eine Abkehr von dieser Praxis. So solle es künftig ausreichen, wenn eine Familie nachweist, dass ihr das Bild oder die Plastik früher gehört hat. Danach sei es dann am heutigen Besitzer, die verschlungenen Wege des Kunstwerks aufzuzeigen.

bringschuld Nach Ansicht von Georg Heuberger haben die Museen eine gewisse Bringschuld: »Es kann nicht sein, dass die warten, bis sich jemand meldet, der Anspruch auf ein bestimmtes Bild erhebt«, sagt er. Stattdessen sollte systematisch bei allen Werken, die zwischen 1933 bis 1945 sowie danach in den Bestand gekommen sind, nach der Herkunft geforscht werden.
»In dieser Hinsicht hat die Theresienstädter Erklärung vieles in Bewegung gebracht«, sagt Heuberger.

Geiseln

Edan Alexander ist frei

Die palästinensische Terrororganisation Hamas hat die Geisel an das Rote Kreuz übergeben

 12.05.2025 Aktualisiert

Margot Friedländer

»Ihrem Vermächtnis gerecht werden«

Am Freitag starb die Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin im Alter von 103 Jahren in Berlin. Ein persönlicher Nachruf

von André Schmitz  10.05.2025

Berlin

Margot Friedländer erhält Bundesverdienstkreuz

Erst vor einem Monat erhielt die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer den Preis des Westfälischen Friedens. Nun verleiht ihr der Bundespräsident die höchstmögliche Auszeichnung der Bundesrepublik

 09.05.2025

USA

Israelfeindliche Proteste an der Columbia University

Die Aktivisten demonstrieren gegen die Abschiebung des Studenten Machmud Chalil, dem die Regierung eine Unterstützung der Hamas vorwirft

 08.05.2025

Eurovision Song Contest

Israelische Sängerin Yuval Raphael wird von der Schweiz nicht extra geschützt

Die Basler Sicherheitsbehörden wissen um die angespannte Lage, das Sicherheitsrisiko in der Schweiz ist hoch

von Nicole Dreyfus  06.05.2025

Berlin

Auswärtiges Amt gegen dauerhafte Besatzung des Gazastreifens

Das Auswärtige Amt in Berlin reagiert besorgt und kritisiert abermals Israel. Gaza gehöre den Palästinensern. Die weiterhin von der Hamas gehaltenen Geiseln kommen in der Erklärung offenbar nicht vor

 06.05.2025 Aktualisiert

Berlin

Sarah Wedl-Wilson neue Berliner Kultursenatorin

Die parteilose 56-Jährige übernimmt das Amt von Joe Chialo (CDU), der am Freitag wegen der Sparpolitik des Berliner Senats zurückgetreten war

 05.05.2025

Berlin

AfD klagt gegen Einstufung des BfV

Die rechtsextremistische Partei will nicht als solche eingestuft sein. Die Klage ist keine Überraschung

 05.05.2025

Kulturkolumne

Als Phil mich fütterte

Her mit den 90 Prozent!

von Sophie Albers Ben Chamo  04.05.2025