von Christine Schmitt
Die Kissen und Schaumstoffrollen stehen noch verpackt im Flur. Vera Caro, Leiterin des Jüdischen Kindergartens an der Delbrückstraße, ist zufrieden: »Wir wollen unsere Gruppenräume neu einrichten. Das ist das erste Ergebnis der Evaluation.« Denn seit einigen Monaten nimmt die Kita an einem wissenschaftlich begleiteten Qualitätsentwicklungsprogramm teil und hat regelmäßig Besuch von Daena Schlecht, die die Einrichtung betreut. Mehr als zwei Jahre lang wird die Evaluation dauern und wenn alle Anforderungen erfüllt sind, wird der Kita das »Deutsche Kindergarten Gütesiegel« verliehen. »Wir sind gut, aber wir wollen noch besser werden«, sagt Vera Caro. Der Berliner Senat empfehle diese Studie für alle geförderten Kitas. Fachlich betreut wird die Un-
tersuchung von der FU Berlin sowie von der Alice Salomon Fachhochschule.
»Für uns ist das eine sehr gute Sache«, sagt Vera Caro. Die Evaluation geschieht in zwei Schritten. Beispielsweise wird intern mit Unterstützung von Daena Schlecht die Kita geprüft, später werden die Protokolle und Aufzeichnungen einer Expertenkom-
mission übergeben, die sie auswerten und sich noch vor Ort ein eigenes Bild machen wird. Frühpädagogik mit Schwerpunkten wie Mathematik, Naturwissenschaften oder Technik ist bald keine Zukunfts-
musik mehr. Die Alice Salomon Fachhochschule berät die Gemeinde bei der Ent-
wicklung moderner pädagogischer Bildungsstandard für die Kita. Kostenpunkt: etwa 28.000 Euro.
Vera Caro holt aus ihrem Büro die 66 Seiten dicke Kindergarten-Skala. Themen sind da beispielsweise, wie Verhaltensregeln umgesetzt, wie Disziplin durchgesetzt, wie sich die Kind-Kind-Interaktion gestaltet, ob die Einbeziehung der Eltern gelingt, das Mathematikverständnis gefördert und auch ob eine Toleranz von Verschiedenartigkeiten geschaffen wird. Eine Extraskala für die Förderung der jüdischen Identität soll noch mit aufgenommen werden.
Vera Caro nimmt einen Erhebungsbogen von einer Gruppe, die sie zusammen mit einer anderen Erzieherin und Daena Schlecht überprüft hat. Darauf ist dokumentiert: 13 Kinder sind in der Gruppe, davon eines mit einer Entwicklungsverzögerung, sie sind zwischen drei und fünf Jahre alt, die Raumgröße beträgt über 30 Quadratmeter. Dann wird weiter aufgelistet, wie gut der Raum ausgestattet ist. Sind die Möbelstücke noch unversehrt? »Teilweise müssen wir unsere Stühle schon erneuern, aber beispielsweise unsere Matratzen sind vor vier Jahren ersetzt worden.« Gibt es jeweils eine Kuschel-, Bau-, Lese- und Malecke? Sind in der Bauecke Bauklötze vorhanden? Dann wird überprüft, was für Materialien den Kindern zur Verfügung stehen. Beispielsweise sollten Knete in unterschiedlichen Farben, Buntstifte verschiedener Dicke und Far-
ben, dünne und dicke Wachsmalstifte und Radiergummis vorhanden sein. »Das trifft aber nicht immer zu«, hat die Kita-Leiterin beobachtet. Da müssten doch noch einige Einkäufe getätigt werden.
Ebenso wird in der Untersuchung festgehalten, wie die Erzieherinnen auf die Kinder eingehen. »Aber da verfügen die Kolleginnen bereits jetzt schon über eine gute pädagogische Qualität«, so Caro.
140 Kinder besuchen derzeit die zehn Gruppen der Kita. »37 Kinder stehen auf der Warteliste, und es wäre schön, wenn die weiteren Räume nun fertiggestellt werden würden, damit wir sie aufnehmen können«, sagt Vera Caro. Sie hofft, dass die Kita in nächster Zukunft auch einen Krip-
penbereich für die Kleinsten anbieten kann. Und zwar nach dem Standard höchster pädagogischer Qualität.