WIZO-Basar

Ohne Sponsor geht’s nicht

von Evelyn Köhler

Nach 40 Jahren hat die WIZO, die Women’s International Zionist Organization, jetzt zum ersten Mal in Berlin mit einer Tradition gebrochen: In diesem Frühjahr wird es keinen Basar geben.
Im März stand das Gemeindehaus an der Fasanenstraße Jahr für Jahr ein Wochenende lang im Zeichen der Wohltätigkeitsveranstaltung. Einkaufen für den guten Zweck war das Motto, auf das die Berliner in diesem Jahr verzichten müssen. Seitdem diese Nachricht die Runde macht, muß sich der WIZO-Vorstand so einige wütende Reaktionen gefallen lassen: Es wäre nicht gut für das Renommee, diese arrivierte Veranstaltung einfach abzusagen, heißt es. Zudem sei der Basar eine erprobte und gutfunktionierende Begegnungsstätte für Juden und Nichtjuden. Viele der jährlich 6.000 Besucher habe man als fördernde Mitglieder werben können. Viele Gäste seien zudem gute Kommunikatoren für die Idee der WIZO.
Auch Lala Süsskind,18 Jahre lang Vorsitzende der WIZO Berlin, ist über die Entscheidung entsetzt. »Ich halte sie vom sozialen Aspekt für falsch. Viele Menschen wollen für kleines Geld etwas Gutes tun. Warum nahm man ihnen diese Chance? Oder ist ein Erlös von vielleicht 10.000 oder 15.000 Euro für die WIZO nicht respektabel? Gerade in diesem Jahr hätte ein Basar der Gemeinde nach all den Turbulenzen mal wieder positive Schlagzeilen gebracht.«
Michal Gelerman, Berliner Vorsitzende der WIZO, gibt zu: »Es war wie ein Aufschrei der Empörung und der Enttäuschung. Erst nach langen Erklärungen gab es Verständnis, sogar Zustimmung«, sagt sie der Jüdischen Allgemeinen.
Was waren die Gründe für die Absage, zu der sich die zehn Damen des WIZO-Vorstands schweren Herzens entschlossen hatten? Gelerman: »Es gab nur einen Grund – das Geld. Unser wichtigster Sponsor, das Kaufhaus Wertheim, war abgesprungen.« Das Unternehmen hatte den Basar in den vergangenen 25 Jahren großzügig unterstützt. Alle Auf- und Abbauten für die Veranstaltung hatte das Haus übernommen, ein Aufwand von immerhin 20.000 Euro.
Über die Gründe für eine Absage des Sponsors sagt Michael Gelerman: »Das Unternehmen muß sparen. Wir hatten schon im vorigen Jahr einen Hinweis bekommen. Seitdem suchen wir nach neuen Unterstützern. Wir hoffen, sie im nächsten Jahr gefunden zu haben. Jedenfalls können wir es uns nicht leisten, einen Großteil der zu erwartenden Einnahmen aus dem Basar in den Auf- und Abbau zu stecken. Das würde den Gedanken der Wohltätigkeit geradezu karikieren.«
Das sieht Schauspielerin Brigitte Grothum, seit Jahren Mitglied in der Organisation, anders. »Vielleicht hätte man die Veranstaltung kleiner und bescheidener pla-
nen können. Überall gibt es Probleme mit Sponsoren, die nicht mehr so viele Gelder zur Verfügung haben.«
Für ihre WIZO-Projekte sammeln die Damen weiter. Ein Brief mit Bitten um Spenden für den Jugendklub Kiryat Hanoar in Kiryat Shmona brachte innerhalb kürzester Zeit über 10.000 Euro zusammen. Geld, das dringend für die Ausbildung von 60 Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren, die dort betreut werden, gebraucht wird.
Michal Gelerman: »Bei unserer WIZO-Reise haben wir diese Einrichtung im November 2005 besucht Es ist Treffpunkt für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, die dort pädagogische und therapeutische Betreuung erfahren. Wir waren entsetzt, als wir sahen, in welchem desolaten Zustand die Unterkünfte sind. Die Einschußlöcher des letzten Raketen-Überfalls sind in den Häusern noch immer sichtbar. Die engen, dunklen Räume haben nicht die geringste moderne Ausstattung, die das Lernen leichter macht. Trotzdem sehen die jungen Leute dieses Zen-
trum als Chance für ihre Zukunft. Denn sie können dort ihren Schulabschluß nachholen und werden für die Eignungsprüfung beim Militär vorbereitet.«
Die WIZO Berlin wollte zunächst Geld für eine Renovierung spenden, doch Gespräche mit Architekten ließen nur eine sinnvolle Möglichkeit zu: Abriß und Neubau. Und was geschieht mit dem Beth Heuss Familientherapie-Zentrum? Jahrzehntelang hatte die Berliner WIZO diese Einrichtung großzügig unterstützt. Alles vorbei? »Nein, natürlich geht ein fester Betrag in dieses Haus. Doch mit der Unterstützung aus Berlin ist das Beth Heuss in einem so guten Zustand, daß es die zusätzlichen Mittel, wie aus dem Erlös des Basars zumindest in diesem Jahr nicht braucht«, sagt Michal Gelerman.
Der Verzicht auf den Basar macht den WIZO-Vorstand dennoch nicht arbeitslos. Am 26. März lädt die Organisation zu einer Wohltätigkeits-Kunstauktion ins Jüdische Museum ein. 32 Exponate kommen unter den Hammer, darunter Bilder, Schmuck und Möbel. Der Erlös geht ebenfalls an den Jugendklub in Kiryat Shmona. Mehr als 2.000 Einladungen wurden verschickt.
Mit einem fröhlichen »Dankeschön« an die Mütter geht es weiter: 40 Kids wollen zum Muttertag am 14. Mai in einer Mini- Playbackshow ihre Talente im Hotel Kempinski beweisen. Das dritte große Projekt für die WIZO ist die Patenschafts-Gala am 9. September im Hotel Intercontinental.
Und im nächsten Jahr soll wieder alles beim alten sein: »Der Basar wird stattfinden«, verspricht Michal Gelerman. Dar-über freut sich Monika Diepgen, Ehefrau von Berlins ehemaligem Regierenden Bürgermeister: »Mehr als 20 Jahre war ich beim WIZO-Basar in der Fasanenstraße. Schade, daß diese Institution in Berlin dieses Jahr nicht zum Besuch einlädt. Aber es ist ein Trost, daß es im nächsten Frühjahr weitergeht.«

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