Juden und Griechen

Öl statt Platon

von Rabbi David Orlofsky

Na schön. Es ist schon wieder Chanukka. Die Zeit im Jahr, in der wir uns versammeln, um unsere kleinen Leuchter anzuzünden, Lattkes und öltriefende mit Marmelade gefüllte Krapfen zu essen und Ge- schenke zu bekommen. Für die meisten Menschen haben die beiden erstgenannten Tätigkeiten keine große Bedeutung, doch Geschenke zu erhalten – das ist wirklich mal ein religiöses Erlebnis. Es ist vielleicht eine der wirkungsvollsten Methoden, gegen die Assimilation anzukämpfen. Wir sagen unseren Kindern: »Seid jüdisch, und ihr werdet acht Tage lang Geschenke erhalten.”
Dennoch kann ich mir den Gedanken nicht abgewöhnen, daß Chanukka noch eine andere für unser Leben wichtige Botschaft bereithalten muß.
Der Talmud stellt die berühmte Frage: »Was ist Chanukka?« und erläutert gleich darauf den wundersamen Sieg einer hartnäckigen Gruppe religiöser Zeloten über die überwältigende Macht des »Griechischen Reiches«. Dann kehrten die Juden zum Tempel zurück und weihten ihn neu. Wundersamerweise entdeckten sie eine kleine Flasche mit reinem Öl, das ausreichte, die Menora im Tempel für einen Tag zu entzünden. Doch das Öl brannte acht Tage lang. Daher feiern wir acht Tage lang das Wunder von Chanukka. Wir zünden die Menora an und verzehren in Öl zubereitete Nahrungsmittel.
Die Frage ist, was hatten wir eigentlich gegen die Griechen? Sie wollten uns das Licht griechischer Zivilisation und Kultur bringen. Ihr Theater, ihren Sport, Bildung und Philosophie. Was soll an Platon so schrecklich sein? Der entscheidende Grund war, daß wir Juden unsere eigene Philosophie hatten. Wir waren kein Volk von Heiden, das sich glücklich schätzen konnte, wenn ihnen jemand zeigte, wie man einen Diskus wirft. Wir sind ein heiliges Volk, das durch Gottesfurcht nach spirituellen Höhen strebt. Wir wollen in eine Welt der Dunkelheit das Licht Gottes bringen. Und damit kann das ganze Licht der griechischen Zivilisation nicht konkurrieren.
Also nehmen wir eine Menge Öl zu uns. Es gibt Menschen, die glauben, daß wir es deshalb tun, weil wir unter keinen Umständen so großartige Körper wie die Griechen haben wollen. Aber in Wirklichkeit tun wir es, weil das Öl wie wir Juden ist. Es schwebt über allem. Es mischt sich schlecht mit anderen Dingen. Es brennt hell und kann Licht in eine Welt der Dunkelheit bringen. Vielleicht wären die Griechen mit ihrer Botschaft von der westlichen Zivilisation bei einem Edomiten auf offene Ohren gestoßen, denn für ihn bedeutete sie eine höhere Stufe. Für uns Juden war sie eine niedrigere Stufe – in einer Welt ohne Heiligkeit und wahren Sinn.
Also zünden wir jedes Jahr kleine Kerzen an. Wenn sie die Welt vielleicht auch noch nicht ganz erleuchten, haben sie doch die Macht, einige der Schatten zu vertreiben. Wir Juden sind ein Volk mit einer Perspektive über tausende Jahre. Im Verlauf der Jahrhunderte sind aus den Griechen andere geworden. Doch wir Juden bringen noch immer eine Botschaft spiritueller Erfüllung in eine Welt der Dunkelheit.

Abdruck der Texte mit freundlicher Genehmigung von Ohr Somayach International www.ohr.edu

Oranienburg

Gedenkstätte Ravensbrück zeigt Kunst aus Fundstücken

Präsentiert werden Zeichnungen von Friederike Altmann sowie »vernähte Fundstücke« vom ehemaligen KZ-Areal

 07.06.2023

Berlin

Chialo will »exzellente Nachfolge« für Daniel Barenboim

An der Staatsoper Unter den Linden gilt es, große Fußstapfen zu füllen

 05.06.2023

Jahresbericht

Weniger Fälle von Extremismusverdacht in Bundeswehr

Der Militärische Abschirmdienst (MAD) habe zum Jahreswechsel 962 Fälle bearbeitet, hieß es

 04.06.2023

Fußball

»Feuert unsere Jungs an!«

Für Makkabi geht es um den Titel und um die Teilnahme am DFB-Pokal in der nächsten Saison

von Elke Wittich  02.06.2023

Dresden

Sachsen unterstützt neue Antisemitismus-Projekte

Abgedeckt werden unter anderem der Umgang mit Verschwörungsmythen und die Befähigung zur argumentativen Gegenwehr

 01.06.2023

Unglück auf dem Lago Maggiore

Geheimdienst-Mitarbeiter und israelischer Ex-Agent unter den Toten

Israels Außenministerium bestätigt den Tod eines etwa 50 Jahre alten israelischen Staatsbürgers

 30.05.2023

Streaming

Warum Serien über ultraorthodoxe Juden so erfolgreich sind

»Shtisel« und »Unorthodox« fanden weltweit ein großes Publikum auf Netflix. Mit der Serie »Rough Diamonds« steht jetzt wieder eine ultraorthodoxe Familie im Mittelpunkt

von Christiane Laudage  30.05.2023

Studie

Ist Grüner Tee wirklich gesund?

Israelische und kanadische Forscher finden heraus, dass Grüner Tee ungeahnte Gefahren bergen könnte

von Lilly Wolter  28.05.2023

Wissenschaftler über Berg in Brienz: Es gibt drei Szenarien - zwei sind besonders dramatisch

von Beni Frenkel  25.05.2023