Navid Kermani

»Meinungsführer in der arabischen Welt«

»Meinungsführer in der arabischen Welt«

Navid Kermani über den Iran und die Leugnung der Schoa

Herr Kermani, erst Leugnung der Schoa, dann ein Karikaturenwettbewerb, schließlich »Holocaust-Konferenz« (vgl. S. 2): Was will Irans Präsident Ahmadinedschad?
kermani: Die Rhetorik richtet sich nicht an die Iraner. Ahmadinedschad möchte die Meinungsführerschaft in der arabischen Welt erlangen und den Westen provozieren. Mit Blick auf die Schwierigkeiten der USA im Irak und den hohen Ölpreis glaubt er, es sich leisten zu können, Iran weiter in die Isolation zu führen beziehungsweise noch weiter vom Westen weg und hin zu anderen Mächten wie Rußland und China.

Will er damit das Existenzrecht Israels unterminieren?
kermani: Ja.

Holocaust-Leugnung ist in der arabischen Welt weit verbreitet. Wie kann der Iran davon profitieren?
kermani: In Iran war der Holocaust kaum je ein kontroverses Thema. Man wußte nicht viel, aber man hat ihn auch nicht geleugnet. Auch jetzt erregt das Thema die Iraner kaum. Ahmadinedschads Holocaust-Ausstellung haben nach Berichten der amerikanischen Presse mehr westliche Journalisten besucht als Iraner. In der arabischen Welt war das immer anders. Dort ist der Holocaust verknüpft mit der Existenz Israels. Natürlich gab und gibt es viele arabische Stimmen, die sagen, daß man den Holocaust nicht leugnen muß und nicht leugnen darf, um die Politik Israels zu kritisieren. Aber anderen fällt es schwer, diejenigen als Opfer anzuerkennen, die sie als Täter wahrnehmen.

Inwieweit steht die iranische Bevölkerung hinter ihrem Präsidenten?
kermani: In seinen eigenen Kreisen wird Ahmadinedschad natürlich für seinen »Mut« verehrt. Aber die Bevölkerung und Teile des Regimes sorgen sich, daß das Land noch weiter isoliert wird. Paradoxerweise haben die Tiraden des Präsidenten dazu geführt, daß in Iran eine Reihe von Artikeln und Aufsätzen erschienen sind, die den Holocaust detailliert dokumentieren.
Wie muß der Westen auf die Holocaust-Leugnung reagieren?
kermani: Sich jetzt auf eine Holocaust-Debatte einzulassen, würde Ahmadinedschad aufwerten. Aber unabhängig davon sollte man natürlich dafür sorgen, daß die Kenntnisse über den Holocaust auch in der nicht-westlichen Welt vertieft werden.

Mit dem Schriftsteller und Islamwissenschaftler sprach Sylke Tempel.

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025

Abkommen

»Trump meinte, die Israelis geraten etwas außer Kontrolle«

Die Vermittler Steve Witkoff und Jared Kushner geben im Interview mit »60 Minutes« spannende Einblicke hinter die Kulissen der Diplomatie

von Sabine Brandes  20.10.2025

Washington

Trump droht Hamas mit dem Tod

Die palästinensische Terrororganisation will ihre Herrschaft über Gaza fortsetzen. Nun redet der US-Präsident Klartext

von Anna Ringle  16.10.2025

Terror

Hamas gibt die Leichen von Tamir Nimrodi, Uriel Baruch und Eitan Levy zurück

Die vierte Leiche ist ein Palästinenser

 15.10.2025 Aktualisiert

München

Friedman fordert Social-Media-Regulierung als Kinderschutz

Hass sei keine Meinung, sondern pure Gewalt, sagt der Publizist. Er plädiert für strengere Regeln

 10.10.2025