Lea Fleischmann

»Meine Sprache wohnt woanders«

»Meine Sprache wohnt woanders«
Lea Fleischmann über Leben und Schreiben in Israel

Frau Fleischmann, Sie haben sich 1979 mit dem Buch »Dies ist nicht mein Land« aus Deutschland verabschiedet und sind nach Israel gegangen. Haben Sie den Schritt je bereut?
fleischmann: Nein. Es ist natürlich nicht einfach, wenn man als Schriftstellerin tätig ist und die Sprache nicht kennt, seinen Weg zu finden. Mir wurde in Israel klar, daß man ein Land verlassen und die Staatsbürgerschaft zurückgeben kann, wie ich es getan habe. Man kann aber nicht die Sprache zurückgeben. Deshalb schreibe ich weiter deutsch.

Oder, um den Titel Ihres neuen Buches zu zitieren: »Meine Sprache wohnt woanders«. Was hat Israel, das Deutschland nicht hat?
fleischmann: Was ich vor allem in Israel gefunden habe, das ist ein religiöses Leben. Für mich ist der Schabbat beispielsweise ganz wesentlich geworden. Das ist nicht nur der Gottesdienst, das ist auch, daß ich freitags, wenn ich koche, im Radio die Schabbatlieder höre. Der Schabbat ist kein Feiertag einer Minderheit, sondern Feiertag für alle.

Heißt das, daß man als gläubiger Jude nur in Israel leben kann?
fleischmann: Ich denke, daß man auch hier in Deutschland Wege finden kann. Aber es ist schwieriger. Das fängt schon mit dem Einkauf von koscherem Essen an. Da muß man suchen.

Kommende Woche wird in Israel gewählt. Wer ist Ihr Favorit?
fleischmann: Ich glaube, Kadima ist eine Partei, die man wählen kann.

Das klingt nicht begeistert. Was stört Sie an Kadima?
fleischmann: Ich halte das Zerstören von Siedlungen und Dörfern für einen ganz falschen Weg. Es wird einen palästinensischen Staat geben – aber nur, wenn der auch demokratisch ist. Und in einem demokratischen palästinensischen Staat müssen jüdische Dörfer existieren können, so wie es in Israel arabische Dörfer gibt. Die Forderung muß sein, daß Juden als Bürger in Palästina leben können, mit palästinensischer Staatsangehörigkeit und Vertretung im Parlament, so wie es in Israel eine arabische Vertretung in der Knesset gibt. Das müßte der Weg sein, nicht die Zerstörung von Siedlungen.
Ist das realistisch?
fleischmann: Ach, wissen Sie, wenn man vor 200 Jahren gefragt hätte, wie realistisch es ist, daß das Volk Israel nach Israel zurückkehrt, hätte auch jeder gesagt, das ist eine absolute Phantasie, das wird nie geschehen.

Mit der Autorin sprach Michael Wuliger.

Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt: Verfassungsschutz sieht Demokratie bedroht

Im Osten ist die AfD besonders stark. Allerdings etablieren sich auch andere rechtsextremistische Bestrebungen

von Christopher Kissmann  19.05.2025

London

Nach antisemitischem Post: Lineker hört bei BBC auf

In den sozialen Medien teilt Gary Lineker einen Beitrag zum Israel-Gaza-Konflikt mit antisemitischer Konnotation. Nun zieht der frühere Fußballstar die Konsequenz

 19.05.2025

Erinnerungskultur

Beauftragter Klein will neues Konzept für NS-Gedenkstätten

Sie erinnern an die NS-Verbrechen und lenken den Blick auf die Gegenwart: Gedenkstätten. Sie bräuchten verlässlich Gelder und gut ausgebildetes Personal, sagt der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus

von Leticia Witte  19.05.2025

Berlin

»Israelfeindliche Schriftzüge« an Humboldt-Universität

Laut Polizei sind Fassaden am Haupt- und an einem Seiteneingang betroffen

 19.05.2025

Berlin

Linnemann: Migrationsabstimmung mit AfD führte zu Polarisierung

Im Januar ließ die Union über einen Antrag und Gesetzentwurf zur Verschärfung der Migrationspolitik abstimmen. Sie nahm in Kauf, dass die AfD zustimmt. Die Abstimmung hätte besser nicht stattgefunden, meint der CDU-Generalsekretär jetzt

 19.05.2025

Den Haag

Zehntausende fordern härteren Israel-Kurs

Demonstranten tragen symbolisch rote Kleidung, um eine rote Linie für die niederländische Regierung zu markieren

 18.05.2025

Nahost

Militärexperte: Vorgehen in Gaza führt zu Erstarken des islamistischen Terrors

Carlo Masala warnt vor einer Erhöhung des Konfliktpotenzials in der Region

 17.05.2025

Jerusalem

»Der Papst hat Lust auf Dialog«

Abt Nikodemus Schnabel über die Wahl von Leo XIV., das jüdisch-christliche Gespräch und Hoffnung auf Frieden in Nahost

von Michael Thaidigsmann  14.05.2025

Geiseln

Edan Alexander ist frei

Die palästinensische Terrororganisation Hamas hat die Geisel an das Rote Kreuz übergeben

 12.05.2025 Aktualisiert