Vorurteile

Liebe Iraner, böse Juden

von Thomas Seibert

Ein Jude bedient den Fernzünder für die Bombe, die den Papst töten soll. In Hinterzimmern in Washington sind andere Juden derweil an finsteren Plänen zur Unterwerfung des Nahen Ostens beteiligt. Im türkischen Kriminalroman Attentat auf den Papst, der sich mit einem fiktiven Anschlag auf Benedikt XVI. in Istanbul beschäftigt, werden nicht nur wilde Verschwörungstheorien transportiert, son- dern auch viele Vorurteile.
Autor Yücel Kaya hält es nach eigenen Worten zumindest für möglich, daß der deutsche Papst während der für Ende November geplanten Türkei-Reise in Istanbul getötet wird. In seinem Buch überlebt Benedikt schwer verletzt. Mit seinem Ro- man habe er die türkischen Behörden und den Vatikan vor dem finsteren Komplott warnen wollen, sagt Kaya. Und so tummeln sich in seinem Buch machthungrige Kardinäle, zynische US-Planer, kriegstreiberische jüdische Lobbyisten und aufrechte türkische Geheimdienstler, die das Schlimmste verhindern wollen.
Diese Frontstellung wird auch religiös durchdekliniert: Der Papst ist drauf und dran, den Nahen Osten zu re-christianisieren. Die Juden wollen Verbündete im Kampf gegen die Moslems. Christlich-fundamentalistische Amerikaner streben die Wiederkehr Jesu durch eine Neuordnung der Region an. Auf der anderen Seite stehen die Opfer: die Moslems. Die Türkei soll zum Spielball von Christen und Juden werden. Die Palästinenser erscheinen als heldenhafte Kämpfer ohne Angst. Selbst das iranische Mullah-Regime kommt bei Kaya gut weg. Der Anschlag auf Papst Benedikt in Istanbul soll den Vorwand für einen westlichen Großangriff auf die islamische Welt liefern, und so endet das Buch mit dem Start eines amerikanischen Bombenangriffs auf Mekka, heilige Stadt der Moslems.
Rund 10.000 Exemplare des Buches wurden bisher verkauft, selbst für türkische Verhältnisse ist das nicht gerade ein Bestseller. Im westlichen Ausland sorge der Krimi für wesentlich mehr Aufregung als in der Türkei, kommentierte eine Zeitung. Bei Kaya werden aber Denkweisen und Vorurteile sichtbar, die in der Türkei weit verbreitet sind. So ist bei vielen Türken die These zu hören, daß die Anschläge vom 11. September in New York und Washington nicht das Werk islamischer Fundamentalisten waren, sondern in Wirklichkeit von CIA und Mossad eingefädelt wurden. Israel habe seine Staatsangehörigen in New York vor den Anschlägen gewarnt. In Kayas Buch ist zu lesen, daß die USA den Al-Kaida-Chef Osama bin Laden für ihre machtpolitischen Zwecke einsetzen: Ohne Al Kaida hätte die Bush-Regierung keinen Vorwand gehabt, um nach Afghanistan einzumarschieren. In einer anderen Passage erscheint sogar Adolf Hitler als Geburtshelfer Israels: Ohne die Juden verfol gung der Nazis hätten sich die Juden nicht »palästinensische Erde« angeeignet, um ihren Staat zu gründen. Auch die angebliche politische Macht der amerikanischen Juden spielt in dem Buch eine große Rolle. Die pro-israelische Lobbygruppe AIPAC in den USA kontrolliere die Hälfte der Sitze in Senat und Repräsentantenhaus, heißt es an einer Stelle. Hinweise auf jüdischen Reichtum dürfen auch nicht fehlen. Die Bombe, die den Papst töten soll, wird von den Männern eines reichen Großunternehmers angebracht, dessen Name lautet Samuel.
Machtpolitisch steht bei Kaya eine Domino-Theorie im Vordergrund, die von den Vereinigten Staaten im Nahen Osten angeblich zugunsten Israels in die Tat umgesetzt wird: Nach den Kriegen in Afghanistan und Irak seien jetzt Syrien und Iran an der Reihe – und natürlich auch die Türkei. Viele Leser in der Türkei dürften dies ohne weiteres glauben.

Israel

Eli Sharabis Bestseller bald auch auf Englisch

Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 soll das Buch der ehemaligen Geisel veröffentlicht werden

von Sabine Brandes  10.07.2025

Genf

Türk verurteilt US-Sanktionen gegen Albanese

Der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Volker Türk, sprach von »Angriffen« und »Drohungen« gegen die umstrittene Italienerin

 10.07.2025

Der unter liberianischer Flagge fahrende Massengutfrachter "Eternity C" beim Untergang im Roten Meer am Mittwoch, den 9. Juli 2025.

Terror auf See

Tote nach Huthi-Angriff auf Handelsschiff

Die Huthi-Miliz im Jemen versenkt innerhalb von 24 Stunden zwei Schiffe auf dem Roten Meer

von Nicole Dreyfus  10.07.2025

Wien

Vor Treffen mit Sa’ar: Wadephul ermahnt Israel

Der Bundesaußenminister will sich weiter für einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln einsetzen, verlangt aber bessere humanitäre Hilfe in Gaza

 10.07.2025

Gaza

Das Dilemma des Deals

Premier Benjamin Netanjahu hat das Weiße Haus ohne ein Freilassungsabkommen für die israelischen Geiseln verlassen. Die Verhandlungen gehen weiter

von Sabine Brandes  09.07.2025

Berlin

Bundestagspräsidentin will Angehörige israelischer Geiseln treffen

In dieser Woche sind Angehörige der von der Hamas verschleppten Geiseln in Berlin. Am Dienstag kommt Bundestagspräsidentin Klöckner mit ihnen zusammen. Sie formuliert im Vorfeld klare Erwartungen

 07.07.2025

Magdeburg

Batiashvili und Levit mit Kaiser-Otto-Preis ausgezeichnet

Der Kaiser-Otto-Preis ist die höchste Auszeichnung der Stadt Magdeburg. Er wurde im Jahr 2005 anlässlich des 1.200-jährigen Stadtjubiläums zum ersten Mal verliehen. In diesem Jahr ging er an zwei Künstler, die sich gesellschaftlich engagieren

von Oliver Gierens  03.07.2025

Israel

Gideon Saar: Mehrheit der Regierung will Gaza-Deal

Israels rechtsextreme Minister Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich möchten einen neuen Gaza-Deal verhindern. Laut Außenminister Saar sind die meisten Regierungsmitglieder aber anderer Ansicht

 02.07.2025

Politik

Dobrindt in Israel - Treffen mit Netanjahu geplant

Innenminister: »Ich will zeigen, dass wir Israel als engsten Partner im Kampf gegen den Terror unterstützen.«

 28.06.2025