Daniel Goldhagen

In pädagogischer Mission

von Christian Böhme

Wehret den Anfängen! Wenn diese pathosgeschwängerte Warnung mit Ausrufezeichen erschallt, dann ist es meist schon viel zu spät. Dann brennt das Feuer längst lichterloh, vor dessen Ausbruch der Aufklärer doch gerne die ach so Unwissenden und Naiven warnen möchte. Der Harvard-Professor Daniel Jonah Goldhagen beendet am Montagabend seine 90minütige Rede mit genau diesem deutschen Satz. Er sagt die drei Wörter nicht einfach so dahin. Der 47jährige gibt ihnen durch den Tonfall etwas sehr Bedeutungsschweres. Goldhagen fixiert dabei das Berliner Publikum durch seine Brille. So als wolle er hinzufügen: Nun wißt ihr Bescheid. Endlich seid ihr euch der Gefahr des Islamismus bewußt. Doch brauchen wir diese Art Erleuchtung überhaupt? Ist Daniel J. Goldhagen aus den USA womöglich ein Zuspätkommer?
»Europa und der politische Islam« heißt der Vortrag, den der Soziologe und Politologe auf Einladung der Bundeszentrale für politische Bildung hält. Aber Goldhagens Ansprache ist mehr als ein schnödes Referat. Schon nach wenigen Minuten wird klar: Hier hat sich einer aus Amerika auf den Weg gemacht, im Gepäck eine Mission. Europa und Deutschland müssen erfahren, wie groß die Bedrohung durch den muslimischen Fundamentalismus tatsächlich ist. Daniel Jonah Goldhagen, der Volkspädagoge. So haben wir ihn schon vor ein paar Jahren hierzulande kennengelernt. Damals klärte er die Deutschen darüber auf, daß ihnen vor und während der Nazizeit ein »eliminatorischer Antisemitismus« innewohnte. Insofern seien sie »Hitlers willige Vollstrecker« gewesen. Nun hat Goldhagen wieder eine »totalitäre, apokalyptische und massenmörderische« Ideologie entdeckt: den Islamismus.
Was der Soziologe als Entdeckung verkündet, ist jedoch so neu nun nicht: Der Islamismus ist für den ganzen Westen eine Riesengefahr; man muß die Fundamentalisten beim Wort nehmen, wenn sie mit einem weltweiten Kalifat drohen; Irans Staatschef Ahmadinedschad ist bereit, die Atombombe einzusetzen; und die Hamas praktiziert schon ihre wahnwitzige Ideologie. Dies alles belegt Goldhagen (»Hören Sie genau hin«) ausgiebig mit Zitaten. Das ist dann auch alles und ähnelt allzusehr einem Volkshochschulkurs.
Sicherlich, der Islamismus ist gegenwärtig eines der wichtigsten Themen. Nur: Auf den Zug aufzuspringen und dann Gemeinplätze wiederzugeben, reicht nicht aus, um einen Abend spannend und interessant zu machen. Wenigstens ein neuer oder eigener Gedanke, die klitzekleine Andeutung einer originären These hätte schon dabei sein dürfen.

Jerusalem

Israel entzieht Vertretern Australiens in Palästinensergebieten Visa

Australien ist eines der westlichen Länder, die im kommenden Monat einen palästinensischen Staat anerkennen wollen. Darauf und auf Einreiseverbote für israelische Politiker folgt ein Gegenschritt

 18.08.2025

Halle

Datenbank über Opfer medizinischer Forschung in NS-Zeit veröffentlicht

Tausende Menschen wurden im Nationalsozialismus zu medizinischen Untersuchungen gezwungen. Ihre Schicksale sollen nun sichtbar werden

 18.08.2025

Dresden

Tora-Rolle entsteht in aller Öffentlichkeit

Vor dem Dresdner Stadtmuseum kann demnächst jeder durch ein Schaufenster zusehen, wie eine Thora-Rolle entsteht

 14.08.2025

Berlin

Auswärtiges Amt: Israel muss Tötung von Journalisten erklären

Laut Israel der Al-Jazeera-Reporter Anas al-Scharif zugleich ein Hamas-Terrorist

 11.08.2025

Halle

Neue Datenbank zu NS-Opfern medizinischer Zwangsforschung

Privatpersonen können gezielt nach betroffenen Angehörigen suchen

 07.08.2025

Berlin

Kinder aus Gaza: Linke will für Aufnahme »Kleeblatt« nutzen

Mehrere deutsche Städte würden hilfsbedürftige Kinder aus dem Krisengebiet im Nahen Osten aufnehmen. Die Linke schlägt eine gemeinsame Aktion vor

 07.08.2025

Berlin

Umgang mit Gaza: SPD-Fraktion erhöht Druck auf Koalition

Muss die Bundesregierung mehr tun, um den Menschen im Gazastreifen zu helfen? Die SPD-Fraktion fordert konkrete Maßnahmen

 06.08.2025

Einwurf

Mit Heine gegen den Terror

Wer die Bilder der ausgemergelten Geiseln Rom Braslavski und Evjatar David kaum ertragen kann, findet zumindest ein bisschen Trost in Heinrich Heines Gedichten. Seine Verse sind auch heute so wahrhaftig wie vor 200 Jahren

von Maria Ossowski  04.08.2025

Berlin

Deportationsmahnmal in Moabit beschädigt

Polizeibeamte entdecken auf der Putlitzbrücke Farbspritzer und Paketklebeband am Mahnmal

 04.08.2025