von Jan Popp-Sewing
Jüdische Friedhöfe sind immer wieder Ziel von Randalierern. Doch sollte man deswegen auf Hinweise verzichten, wo diese Friedhöfe zu finden sind? Darüber wird auch in Düsseldorf diskutiert. Im Stadtteil Gerresheim liegen zwei jüdische Friedhöfe. Ausgerechnet die antizionistische Deutsche Kommunistische Partei (DKP) stellte nun in der Bezirksvertretung den Antrag, den Friedhof an der Quadenhofstraße »in würdiger Weise in das gesellschaftliche Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen«. Gedacht ist zum Beispiel an ein Hinweisschild. Ein durchaus angebrachter Vorschlag, denn der Weyl’sche Friedhof (benannt nach einem Gerresheimer Rabbiner) liegt am Fuß einer Anhöhe. Hinauf kommt man nur über einen schlammigen Waldweg. Der Friedhof gehörte zur orthodoxen Gemeinde Adath-Israel und wurde von 1925 bis 1938 genutzt. Wer nicht weiß, wo die Umzäunung mit den 46 Grabsteinen liegt, muss sich erst am Haupteingang des christlichen Friedhofs orientieren. Am dortigen Parkplatz hängt eine Karte.
Die übrigen Parteien waren sich unschlüssig, ob der jüdischen Gemeinde mehr Aufmerksamkeit für den Friedhof überhaupt recht ist. Ein Hinweisschild könnten schließlich auch Neonazis lesen. Durch den weiten Abstand zu den nächsten Häusern könnten Chaoten dort praktisch unbeobachtet Schaden anrichten. Also den historischen Friedhof lieber verstecken? Bezirksvorsteher Hanno Bremer (CDU) hob hervor, dass den Parteien ein abgestimmtes Vorgehen mit der jüdischen Gemeinde wichtig sei. Man stellte das Thema bis zur nächsten Sitzung zurück, um erstmal die Meinung der Gemeinde einzuholen. Postwendend begann die DKP, das Thema auszuschlachten. »Jüdische Friedhöfe unerwünscht / CDU sperrt sich gegen öffentliche Hinweise«, titelte eine DKP-nahe Online-Zeitung. Ein Brief des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein brachte inzwischen Klarheit. Von den sechs jüdischen Friedhöfen in der Landeshauptstadt gehört lediglich eine Fläche auf dem Nordfriedhof der Gemeinde. Die anderen fünf stehen unter der Obhut des Landesverbands. Dessen Geschäftsführer Herbert Rubinstein stellt sich hinter den Antrag: Man wolle die jüdischen Friedhöfe nicht verstecken, sondern als »Teil Düsseldorfer jüdischer Geschichte« wieder stärker ins Bewusstsein holen.
Am 26. Februar steht das Friedhofs-Thema nun erneut auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung.