Laubhüttenfest

Im Namen des Herrn

von Wladimir Struminski

Dienstagmittag. Sechster Tag von Sukkot. Im Jerusalemer Sacher-Park drängen sich die Menschen dicht an dicht. Am Morgen waren die Teilnehmer des alljährlich zum Laubhüttenest stattfindenden Jerusalem-Marsches auf unterschiedlichen Routen durch die Hauptstadt gewandert. Jetzt sammeln sich die Abertausende auf den Rasenflächen, um zur Abschlussparade aufzubrechen. Israelische Großunternehmen und Einrichtungen, von EL AL über die Post und die Supermarktkette Mister Sol bis hin zur Allgemeinen Krankenkasse, haben Mitarbeiter-Formationen entsandt. Allerdings sind die Israelis nicht unter sich. Mehr als 7.000 Christen aus rund 90 Ländern sind ebenfalls mit dabei.
Es ist bereits das 28. Mal, dass christliche Besucher unter der Ägide der Internationalen Christlichen Botschaft in Jerusalem (ICEJ), einer Vertretung evangelikaler Israel-Freunde, am Sukkotmarsch teilnehmen. Das christliche Kontingent ist so stark wie nie zuvor. Die Gäste scharen sich um ihre jeweilige Nationalfahne, von den USA und Kanada über Deutschland, Frankreich und Großbritannien, bis hin zu China, Singapur, Australien, Argentinien, Südafrika und Botswana. Einigen Delegatio-
nen macht die drückende Oktoberhitze zu schaffen. Andere, etwa die Brasilianer, leben erst richtig auf; eine junge Frau tänzelt, als wäre es der Karneval von Rio.
Allerdings bietet nur das Wetter eitel Sonnenschein. In politischer Hinsicht liegt auf dem christlichen Solidaritätsaufmarsch ein langer Schatten des israelischen Oberrabbinats. Dieses hat im Vorfeld des Großereignisses Juden die Teil-
nahme untersagt. Nach Meinung der Rabbiner seien die Gäste in Wirklichkeit Missionare, die Juden zur Aufgabe ihres Glaubens bewegen wollten. Diesen Vorwurf weist die ICEJ weit von sich. Tatsache sei, so Botschaftssprecher David Parsons gegenüber der Jüdischen Allgemeinen, dass die Teilnahme der christlichen Gruppen unter der Ägide der Jerusalemer Stadtverwaltung stehe. Diese aber wird vom ultraorthodoxen Rabbiner Uri Lupolianski geführt, dem keine Sympathien für Missio-
nare nachgesagt werden können. In einer offiziellen Stellungnahme bezeichnete Malcolm Hedding, Direktor der ICEJ, das Rabbinatsverbot vornehm als »enttäuschend«. Zugleich erinnerte er daran, Is-
raels ehemaliger Oberrabbiner, Schlomo Goren, habe die ICEJ-Besucher einstmals mit dem traditionellen Wallfahrtssegen begrüßt: »Gesegnet seien, die da kommen im Namen des Herrn«. Ein Seitenhieb ge-
gen die heutigen Amtsinhaber.
Der rabbinische Ukas löste aber auch im israelischen Außenministerium Konsternation aus. Das allerletzte, was Israel braucht, ist eine Konfrontation mit den Evangelikalen, die zu den wichtigsten politischen Verbündeten des Judenstaates gehören. Der Stadtverwaltung war die Angelegenheit ebenfalls hochnotpeinlich. Letztendlich behalf man sich mit einer Notlösung. Auf der einen Seite weigerte sich das Rabbinat, das Interdikt aufzuheben. Auf der anderen Seite sah es von einer offiziellen Veröffentlichung ab – obwohl die Verfügung bereits in die Medien gelangt war. So durfte die Stadtverwaltung erklären, von einem rabbinischen Teilnahmeverbot sei nichts bekannt, Bürgermeister Lupolianski konnte den Abschluss-Marsch anführen. Als die erste der christlichen Gruppen, es war die finnische, an der bescheidenen Ehrentribüne am Zionsplatz vorbeimarschierte, rief der Ansager die den Straßenrand säumenden Zuschauer auch auf, den christlichen Freunden Israels einen »besonderen Beifall« zu spenden. Inwieweit einzelne fromme Juden aufgrund des rabbinischen Verbots ihre Teilnahme abgesagt haben, ist vor Ort nicht überprüfbar. Ejal und Jaffa, ein religiöses Ehepaar aus Jerusalem, das gemeinsam mit seinen Kindern bei der Parade dabei war, hatte von dem Verbot nichts gehört. Als die Eheleute davon erfuhren, waren sie allerdings keineswegs erschüttert: »Ich weiß, wer ich bin und wo ich stehe«, erklärte Jaffa. Will heißen: Missionieren zwecklos, rabbinisches Verbot über-
flüssig.
Vielen christlichen Marschierern war die Kränkung bei aller Höflichkeit anzumerken. »Wir sind doch hier, um Israel beizustehen«, meinte Kay, eine amerikanische Teilnehmerin aus dem Bundesstaat Ohio. Das Verbot, so eine christliche Aktivistin aus Deutschland, die nicht namentlich genannt werden wollte, sei »Blödsinn«, allerdings werde sie Israel weiterhin lieben, die misstrauischen Rabbiner, für die sie beten wolle, inklusive. Brunhild aus Hessen bescheinigte den Schriftgelehrten »Kurzsichtigkeit«. An ihrem Verhältnis zu Israel, fügte sie aber hinzu, werde sich da-
durch nichts ändern. Missionieren von Ju-
den, so Brunhilds Ehemann Hartmut, komme nicht in Frage. »Gott hat seine eigenen Pläne für sein Volk.«
Einige Teilnehmer brachten, wohlgemerkt vorsichtig, ihre Hoffnung zum Ausdruck, eines Tages würden auch Juden den Weg zum Christentum finden. Etwa »wenn der Messias kommt – Ihr Messias«. Unterdessen hofft die ICEJ erst einmal, mit dem Oberrabbinat in einen Dialog treten zu können, um bis Sukkot 5769 die Aufhebung des Mitmarsch-Verbotes zu bewirken.

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