»Ich werde mir den neuesten Film von Dani Levy Mein Führer voraussichtlich nicht anschauen. Spielfilme über Hitler interessieren mich nicht. Prinzipiell »darf« über Hitler gelacht werden. Es muss ein Lachen sein, das im Hals stecken bleibt. Eine gelungene Persiflage ist zum Beispiel das Video »Der Bonker« von Walter Moers. Insbesondere beim jungen Publikum kommt man nicht weit, wenn man Hitler verteufelt. Man muss ihn verlachen, bloßstellen und nicht das Böse als Leistung darstellen.«
Yael Kupferberg (28), Berlin
»Ich habe mir den Film nicht angeschaut und werde es auch nicht tun. Als Betroffener dieser Zeit habe ich so meine Bedenken. Mir stößt auf, dass Hitler so vertrottelt dargestellt wird, dass manche vielleicht denken, ach, der war doch gar nicht so schlimm. Er musste auch unter seiner Psyche leiden. Wenn zum Beispiel ein Film über Stalin gedreht würde, dem man ja ähnliches nachsagt, was Gräueltaten anbelangt, dann würde ich hingehen, weil ich ja Stalin nicht so erlebt habe, aber als persönlich Betroffener der NS-Zeit – ich habe Theresienstadt überlebt – ist man emotional anders.«
Rolf Isaacsohn (74), Leipzig
»Dani Levy ist als Regisseur nicht groß genug, um sich an so ein Thema heranzuwagen. Charlie Chaplin hat Hitler in Der große Diktator verulkt. Er wusste aber nicht, was sich wirklich abspielte, nachher war er auch entsetzt. Für so ein Thema muss man eine enorme Sensibilität haben wie sie beispielsweise Roberto Benigni in seinem Film Das Leben ist schön zeigen konnte. Das war ein großartiger Film.«
Ruth Levy (70), Köln
»Ich weiß nicht, ob ich mir den Film ansehen werde. Und wenn, nur um mir eine eigene Meinung bilden zu können. Aufklärung über die Zeit des Nationalsozialismus ist sehr wichtig und wird auch zukünftig sehr wichtig sein. Auf jeden Fall darf dieses Thema nicht verhohnepipelt werden. Denn das konterkariert unsere Aufklärungarbeit und die Wissensvermittlung vom Judentum und seiner Geschichte. Ein solches Thema zu veralbern, hieße auch das, was geschehen ist, zu relativeren. Dafür ist das zu tragisch, und die Opfer haben es nicht verdient, dass dieser Menschenverachter noch veralbert wird.«
Doris Adler (59), Frankfurt am Main
»Ich habe den Film noch nicht gesehen, aber schon einiges darüber gelesen. Ich weiß nicht, warum wir Juden einen Film über Hitler machen müssen, es gibt genug andere Themen. Vielleicht sehe ich ihn mir eines Tages auf DVD an. Aber ich bezweifle, dass mir ein Film über Hitler zwei Stunden wert ist.«
Vladimir Matoussevitch (32), Köln
»Ich will den Film unbedingt sehen, obwohl ich sonst fast nie ins Kino gehe. Es entwickelt sich langsam eine neue Form, mit der NS-Zeit umzugehen. Dieser Hitler-Film gehört dazu. Dass ein jüdischer Regisseur diesen Film dreht, ist mir sehr nachvollziehbar, denn ein Jude beschäftigt sich mögli- cherweise mehr mit der NS-Zeit als ein Nichtjude. Ob man das Ganze als Jux darstellt, ist nur eine Frage der Mittel. Letztendlich geht es darum: Wie kann ich den Verbrecher entlarven? Wie gelingt es dem Regisseur, den jungen Leuten heute diese Zeit nahezubringen? Für sie ist das doch so weit weg wie für mich das Mittelalter.«
Herbert Lappe (60), Dresden