Synagogeneröffnung

Historisch, solidarisch

sigrid krätschmar Die Anwohnerin freut sich über die Eröffnung der Synagoge – auch aus ganz praktischen Gründen. »Es wird nichts so gut bewacht wie eine Synagoge, sagt mein Sohn, der in Stuttgart in der Nähe der Synagoge gewohnt hat«, erzählt die 78-Jährige. »Und da passieren viel weniger Einbrüche in der Gegend.« Trotz der Vorteile, die eine verstärkte Polizeipräsenz mit sich bringen mag, würde sie es lieber sehen, wenn die jüdischen Gemeinden diese nicht nötig hätten. »Das ist schon traurig, dass so ein Schutz in unserer heutigen Zeit sein muss.«

hans-joachim aldick Der pensionierte Dermatologe wohnt ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft der Synagoge. Für den 67-Jährigen und seine Frau ist die Eröffnung des alten neuen Gotteshauses ein »freudiges Ereignis«. »Ich finde das toll«, sagt Helga Aldick. »Ich würde auch gerne mal beim Tag der Offenen Tür reingucken.« Sie und ihr Mann sind froh, dass die jüdische Gemeinde trotz Widerständen nun eine schöne neue Synagoge in der ehemaligen Paul-Gerhardt-Kirche bekommen hat. »Die Besetzung fand ich nicht gut«, sagt Hans-Joachim Aldick. »Man hatte sich zu dem Zeitpunkt ja bereits über den Verkauf geeinigt, in einem demokratischen Staat sollte man sich dann auch daran halten.«

joshua kley Der Schüler ist begeistert von der neuen Synagoge. »Ich find’ die besser als die Kirche, weil die Synagoge weiß ist. Die Kirche hat so einen komischen Eindruck gemacht. Die war so finster«, sagt der Zwölfjährige. Besonders schön seien die bunten Fenster mit den hebräischen Schriftzeichen. »Das Einzige, was ich nicht so gut finde, ist, dass da nun keine Uhr mehr dran ist – und dass, wo sie gerade erst richtig gestellt wurde. Da konnte ich immer sehen, wie spät es ist, damit ich weiß, wann die Straßenbahn kommt, falls ich meine Uhr vergessen habe.«

ingrid dirkwinkel Die Sozialarbeiterin ist sichtlich ergriffen, als sie vom Straßenrand aus dem Umzug der jüdischen Gemeinde zur neuen Synagoge zuschaut. »Das ist ein historischer Moment«, sagt die 52-Jährige, »dass an exponierter Stelle in Bielefeld wieder eine Synagoge entstanden ist.« Vorher sei die jüdische Gemeinde nahezu versteckt in den Räumen an der Stapenhorststraße gewesen. Ingrid Dirkwinkel hat das Vorhaben von Anfang an unterstützt, ihren Unmut über die Besetzung hat sie in Leserbriefen an die Lokalzeitung kundgetan. »Ein bisschen komisch ist es aber trotzdem«, gibt die Anwohnerin zu. »Schließlich ist in der Paul-Gerhardt-Kirche auch mein Sohn konfirmiert worden.«

michael milse hat den Zwischenstopp an der neuen Synagoge an diesem Tag in seiner sonntäglichen Radtour eingeplant. »Ich hatte das in der Zeitung gelesen, dass die heute hier die Torarollen durch die Straße tragen, das wollte ich gerne sehen«, sagt der 47-Jährige. Es sei gut, dass die Menschen für ihre Belange gekämpft hätten – die jüdische Gemeinde wie auch die Mitglieder der Paul-Gerhardt-Gemeinde, die sich gegen den Verkauf wehrten. »Den Kirchenbesetzern eine antisemitische Motivation zu unterstellen, fand ich nicht in Ordnung.«

klaus rees Der Fraktionsgeschäftsführer der Grünen im Bielefelder Rat ist glücklich, dass die neue Synagoge nun endlich eröffnet wird. Er hatte sich von Anfang an solidarisch mit der jüdischen Kultusgemeinde gezeigt. »Man muss die Toleranz aufbringen, anderen Religionen ihre Symbolik zu erlauben«, so der Bielefelder, der ebenfalls in der Nähe der Synagoge wohnt. Dies gelte genauso für muslimische Gemeinden, die in einem anderen Stadtteil den Bau einer Moschee mit Minarett planten. »Das muss man denen genauso zugestehen.«

Zusammengestellt von Indra Kley

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