Hisbollah

Grausige Gabe

Sein und Schein auseinander zu halten, fällt im Nahen Osten zuweilen schwer. Das zeigte sich bei dem bizarren Austausch, der am Sonntag dieser Woche zwischen Israel und der Hisbollah stattgefunden hat. Israel ließ den libanesischen Spion Nassim Nasser frei und wies ihn in den Libanon aus. Dort wurde der Kundschafter von der Hisbollah, für die er Israel ausgespäht hatte, mit Pomp empfangen. Gleichzeitig übergab die Schiitenmiliz der israelischen Armee – als Durchgangsstation fungierte das Internationale Rote Kreuz – Leichenteile mehrerer israelischer Soldaten, die während des Libanonkrieges 2006 gefallen sind.
Nach vollbrachter Tat hieß es aber, es gebe keinen kausalen Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen. Nasser, so die israelischen Behörden, sei freigelassen worden, weil seine sechsjährige Freiheitsstrafe vor mehreren Wochen abgelaufen und eine darüber hinaus gehende Sicherheitsverwahrung rechtlich nicht statthaft sei. Ohnehin, so Sicherheitskreise, hätte Israels Regierung für die Rückgabe von Leichenteilen keine Gegenleistung erbracht. Vielmehr sei die Übergabe eine unilaterale Initiative von Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah.
Mit der Aktion, so libanesische Armeekreise gegenüber der Beiruter Zeitung As-Safir, habe die Hisbollah Israel unter Druck setzen und die bisher ergebnislosen Verhandlungen über einen Austausch lebender Gefangener beschleunigen wollen. Hierbei soll Israel einige Sicherheitshäftlinge freilassen, während die Hisbollah die beiden vor zwei Jahren entführten israelischen Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regew befreien würde.
Denn mit der Übergabe der Leichenteile rückt Goldwassers und Regews Schicksal erneut in den Brennpunkt öffentlichen Interesses. Die große Frage lautet, ob Jerusalem hinter den Kulissen den beharrlich geforderten Beweis, die beiden seien noch am Leben, inzwischen erhalten hat. Noch vor Kurzem hat Israel gedroht, die beiden Soldaten in Ermangelung konkreter Informationen über ihr Schicksal für tot zu erklären. Dagegen wird jetzt, so israelische Medienberichte, konkret über die Liste der von Israel freizulassenden Terroristen verhandelt. Dabei fordere die Hisbollah auch die Haftentlassung palästinensischer Täter, während Israel die Gefängnistore allein für Libanesen öffnen wolle. Die Familien der Entführten wollten sich zu der neuen Situation nicht äußern. »Wenn es Neues gibt, werde ich informiert«, erklärte Goldwassers Ehefrau Karnit. Auch Ejal Regew, Eldads Bruder, verweigerte eine Stellungnahme. Dagegen gab sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier – er hielt sich am Sonntag zu Gesprächen im Libanon auf – sich über den Austausch »erfreut«. Steinmeier dürfte wissen, wovon er spricht: Bei dem Gefangenen-Deal vermittelt die Bundesregierung zwischen Israel und der Hisbollah. Wladimir Struminski

Geiseldeal

»Funde« aus dem Gazastreifen stammen nicht von einer Geisel

Die Terroristen der Hamas hatten behauptet, es handele sich um die sterblichen Überreste einer Geisel. Forensiker widersprechen dem

 03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025